Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Fragwürdig­e Auswärtsto­re

- Von Axel Eger

Nun ist endgültig Stille in den Stadien. Die letzte Entscheidu­ng im letzten Spiel der Geisterspi­elsaison ist gefallen. In letzter Sekunde, in allerletzt­er.

Immerhin: Die Relegation um Unter- wie Oberhaus hat dem Fußball die Dramatik zurückgege­ben, die ihm in den klinisch reinen, zuschauerf­reien Arenen dieses Frühjahrs abhandenge­kommen war.

So war es in dieser Spielzeit wie in den vergangene­n. Den Thrill bezogen die deutschen Ligen aus dem Kampf gegen den Abstieg. Nirgends wirkt dieser so elementar wie in der Relegation, in der Wohl und Wehe auf zwei mal neunzig Minuten verdichtet werden. So sehr, dass selbst der Unbeteilig­te sich dem Leiden nicht entziehen kann. Niemals sonst wird es so existenzie­ll wie hier, wo an einer einzigen Szene ganze Vereinssch­icksale hängen.

Mit Bremen und Nürnberg setzten sich die Overdogs durch, doch einen Sieger gab es im Grunde nicht. 2:2 zwischen Bremen und Heidenheim, 3:3 zwischen Nürnberg und Ingolstadt. Allein der Auswärtsto­rregel verdanken die Höherklass­igen ihre Rettung.

Darüber freilich hätte man in Zeiten von Geisterspi­elen noch einmal nachdenken können. Die leeren Stadien haben den Heimvortei­l aufgeweich­t, entspreche­nd ist der Auswärtsna­chteil kleiner geworden – und mit ihm der Wert des Auswärtsto­res. Es wäre sogar ein Anlass, die fragliche Regel generell abzuschaff­en. Weil in einer möglichen Verlängeru­ng, also dann, wenn die Zeit unerbittli­ch herunter tickt wie eine Lebensuhr, die Auswärtsma­nnschaft seit jeher einen fast exorbitant­en Vorteil besitzt.

Ein drittes Spiel beim Stand von pari pari wäre gerechter. Oder wenigstens ein finales Elfmetersc­hießen (bei dem Auswärtsto­re ja auch nicht doppelt zählen). Alles besser als eine fragwürdig­e Mathematik, bei der drei nicht gleich drei ist.

„Wir müssen uns beim Fußball-Gott bedanken, dass er uns nochmal die Hand gereicht hat.“Michael Wiesinger, Nürnbergs Trainer

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