Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Totalschad­en für Ferrari

Ein Crash der Stallrival­en Leclerc und Vettel besiegelt beim zweiten WM-Lauf der Formel 1 deren Aus. Mercedes-Pilot Lewis Hamilton dominiert in Spielberg und gewinnt

- Von Martin Moravec

Spielberg. Sebastian Vettel verzog sich nach dem Ferrari-Totalschad­en von Österreich voller Frust. Ein von seinem Stallrival­en Charles Leclerc verschulde­ter Crash beim zweiten Formel-1-Rennen in Spielberg hat die Scuderia am Sonntag endgültig tief in die Krise gestürzt. Nicht mal die Abbitte des Monegassen beim souveränen ersten Saisonsieg von Mercedes-Pilot Lewis Hamilton konnte Vettel trösten. „Es ist extrem bitter“, sagte der Heppenheim­er, dessen Ferrari-Abschiedst­our nach der unnötigen Kollision immer mehr zur Qual wird.

„Das ist das schlimmste Ende für uns“, resümierte Teamchef Mattia Binotto nach einem Wochenende zum Vergessen. „Es ist im Moment schwer, weil das Negative überwiegt“, sagte Vettel nach seinem Ausfall in der ersten Runde selbst. „Wir müssen weiter kämpfen und versuchen, alles zu geben.“

Hinter Dominator Hamilton fuhr Valtteri Bottas im zweiten Silberpfei­l auf Platz zwei, Max Verstappen im Red Bull wurde Dritter. „Ich bin so beeindruck­t, das war ein fantastisc­her Job, Jungs“, funkte Hamilton nach Karrieresi­eg Nummer 85 an sein Team. „Ich bin so dankbar, wieder ganz vorne zu sein“, ergänzte er auf dem Podium und reckte seine rechte Faust in den Himmel. In der WM-Wertung liegt der Brite mit 37 Punkten sechs Zähler hinter Auftaktsie­ger und Spitzenrei­ter Bottas. Der vierfache Weltmeiste­r Vettel ist mit nur einem mageren Punkt schon früh komplett abgehängt.

Eine Woche nach seinem ernüchtern­den zehnten Platz zum Auftakt an gleicher Stelle war der Grand Prix der Steiermark für den 33-Jährigen früh vorbei. Weil ihm Leclerc, in der Vorwoche noch Zweiter, mit einem unbedachte­n Manöver in Kurve drei heftig ins Auto fuhr und sein Heckflügel sofort wegbrach, musste der Hesse den ohnehin lahmenden Ferrari an der Box abstellen. „Ich hatte schon zwei Autos neben mir, wollte mich aus allem raushalten. Drei Autos in einer Kurve geht nicht“, sagte Vettel. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass Charles etwas versucht. Ich denke nicht, dass da Platz war.“

Nur vier Runden später war auch für Leclerc Schluss. „Ich habe es komplett verbockt, mein Fehler“, sagte der 22-Jährige. Der Youngster hatte sich bei dem Crash den Unterboden ruiniert. Weiterfahr­en? Unmöglich. „Ich habe einen sehr schlechten Job gemacht und das Team im Stich gelassen“, sagte Leclerc, der sich kleinlaut entschuldi­gte. „Ich hoffe, dass ich daraus lerne. Das ist eine harte Zeit fürs Team, wir brauchen so etwas nicht.“

Erst im vergangene­n Jahr in Brasilien waren Vettel und Leclerc kollidiert und anschließe­nd ebenfalls ausgeschie­den. Damals hatten sie sich auf offener Strecke bei hoher Geschwindi­gkeit beharkt. In der Folge hatte es viel Ärger für Piloten und Teamführun­g auch von der Ferrari-Konzernspi­tze gegeben – das dürfte sich nun wiederhole­n. „Das tut schon weh, wenn beide Fahrer so früh ausscheide­n“, sagte Binotto.

Die Italiener sehen in Leclerc die Zukunft, der Heißsporn wurde mit einem Vertrag bis 2024 ausgestatt­et, während Vettel Ende dieses Jahres nach sechs Saisons gehen muss und noch kein Cockpit für 2021 hat. „Ich weiß nicht, welche Lücke der Charles gesehen hat“, sagte Vettel.

Während Weltmeiste­r Hamilton an der Spitze souverän seine Führung verteidigt­e und ihm vor leeren Rängen beim zweiten Geister-Rennen der Formel-1-Historie niemand gefährlich werden konnte, brodelte es bei Ferrari. Das Werksteam hatte nach dem durchwachs­enen Auftakt extra ein Upgrade-Paket mit neuem Frontflüge­l und neuem Unterboden vorgezogen. Doch es kam einen Tag nach der schwierige­n Regen-Qualifikat­ion erst gar nicht dazu, mit der Konkurrenz mitzufahre­n. Vettel hatte schon einen schwachen Start erwischt und war von Rang zehn weiter zurückgefa­llen. Leclerc, der als 14. in den Großen Preis ging, hatte auch keine gute Perspektiv­e.

„Es macht schon Lust, aber das Rennen ist extrem kurz gewesen“, sagte Vettel: „Das ist schade, gerade nach letzter Woche. Heute wäre es viel besser gewesen als letzte Woche, das habe ich schon gemerkt. Aber dazu kam es ja nicht.“In der kommenden Woche in Ungarn hat Ferrari zwar die Chance, es besser zu machen. Dass es reicht, um Mercedes ernsthaft zu gefährden, bleibt aber mehr als fraglich.

Die schwarz lackierten Silberpfei­le dominierte­n auch im zweiten Rennen der durch Corona verkürzten Saison. Eine Woche nach Bottas machte Hamilton den ersten wichtigen Schritt zu seinem siebten WMTitel. Sollte er in diesem Jahr erneut Champion werden, würde er nach Titeln mit Rekordwelt­meister Michael Schumacher gleichzieh­en.

Feuerlösch­er beendet Schumacher­s Podestjagd

Ein hochgehend­er Feuerlösch­er in seinem Auto hat derweil die Hoffnungen von Mick Schumacher auf den ersten Podestplat­z in der Formel-2-Saison frühzeitig zerstört. Bei Halbzeit des zweiten Rennens in Spielberg war das Cockpit von Schumacher­s Fahrzeug plötzlich über und über mit Löschschau­m bedeckt, dem 21-Jährigen blieb keine Wahl, als das Auto abzustelle­n.

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FOTO: LEONHARD FOEGER / AFP Mitten im Getümmel der Kurve geraten die roten Ferrari gleich in Runde eins aneinander, Charles Leclerc fährt auf Sebastian Vettel auf.
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FOTO: POOL / GETTY IMAGES Sieger in Spielberg: Der Brite Lewis Hamilton.

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