Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
„Ich weiß, dass ich keine Chancen habe“
Der frühere Tennisprofi Tommy Haas freut sich auf das Einladungsturnier, das heute in Berlin beginnt
Hamburg. Die 600 Kilometer von München, wo er seine Eltern und Schwestern besucht hatte, nach Berlin fuhr Tommy Haas (42) selbst. „Ich fahre gern Auto, wenn ich in Deutschland bin“, sagt der frühere Tennisprofi, der in der Hauptstadt in dieser Woche am Einladungsturnier „bett1ACES“teilnimmt. Im Interview spricht er über die Corona-Zeit, seine Wahlheimat Kalifornien und Alexander Zverev. mit allen nötigen Maßnahmen auch gelingen kann. Allerdings wird man sich immer wieder den Gegebenheiten stellen und Fragen neu beantworten müssen. Es geht ja nicht nur um die Spieler, sondern auch um Mitarbeiter und Zuschauer, deren Vertrauen in Großveranstaltungen wir erst zurückgewinnen müssen.
Können Sie verstehen, dass manche Profis einen Start bei den US Open ablehnen?
Generell sollte jeder, der im Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers steht, diese Chance wahrnehmen. Aber natürlich verstehe ich auch diejenigen, die sich in Europa derzeit sicherer fühlen und deshalb zögern, in New York anzutreten.
Alexander Zverev, Deutschlands aktuell bester Tennisprofi, steht als einer der Teilnehmer der Adria-Tour in der Kritik. Er hat für Berlin abgesagt. Halten Sie das für richtig?
Ich werde nicht für ihn sprechen, er ist alt genug und hat seine Berater. Ich kann sagen, dass ich sehr enttäuscht bin, dass ich ihn nicht sehen werde. Und für das Turnier und die Zuschauer, die kommen dürfen, ist es sehr schade. Er sollte bald wieder sein Tennis für sich sprechen lassen.
Hätten Sie gern ausprobiert, ob Sie mit ihm noch mithalten können?
Ich hätte das gern zu meiner besten Zeit ausprobiert. Jetzt ist es doch eher so, dass ich weiß, wo meine Grenzen sind und dass ich mit der aktuellen Generationen nicht mehr mithalten kann. Für mich ist es phänomenal zu sehen, mit welcher Kraft Tennis heute gespielt wird.
Was erwarten Sie von Berlin?
Dass ich das beste Tennis spiele, das ich noch in mir habe. Ich will, dass die Zuschauer sagen: Der kann es ja noch ganz gut. Ich weiß aber, dass ich keine Chancen habe, zu gewinnen, wenn die Jungs ernst machen.
Wie oft trainieren oder spielen Sie denn noch Tennis?
Trainieren tue ich gar nicht mehr. Ich halte mich fit, indem ich mit Freunden Tennis spiele, vier-, fünfmal in der Woche. Und ich bin von Zeit zu Zeit auf der Seniorentour aktiv. In den USA spiele ich gegen Leute wie Jim Courier, Andy Roddick, James Blake, aber das sind Matches über einen Satz. Wenn ich in Europa spiele, wird Best-of-three gespielt. Dann weiß ich wieder, was mir nicht gefehlt hat.
Hält Ihr von Verletzungen gebeutelter Körper überhaupt noch die Belastung von bis zu sechs Matches innerhalb einer Woche durch?
Ich habe einen meiner ehemaligen Physios dabei, der auf mich aufpasst. Ich muss aber tatsächlich zusehen, dass ich mich nicht blöd verletze. In den vergangenen Tagen habe ich Aufschlag geübt, damit sich meine Schulter an die Belastung gewöhnt. Mal schauen, wie es wird.