Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Das Ende der Kernenergi­e in Sicht

- Dr. Walther Bollmann, Jena

Zu Deutschlan­ds Stromverso­rgung und dem Vorgehen anderer europäisch­er Länder schreibt ein Leser mit Blick auf Lesermeinu­ngen, die vor allem die Windenergi­e kritisch betrachten:

In der TLZ erschienen jüngst zwei Leserbrief­e, die sich mit der zunehmende­n Nutzung der Windenergi­e befassten und diese als kritisch für die Stromverso­rgung ansahen.

Herr Hauk beklagte eine Instabilit­ät „des Netzes (50 Hz), ausgelöst durch die vielen nicht vorhersehb­aren Stromeinsp­eisungen durch die alternativ­en Stromerzeu­ger. Ich selbst habe in den letzten Jahren sehr wenige Stromausfä­lle registrier­en können, womit ich diejenigen meine, die andernorts eintraten, denn Jena war kaum betroffen, und wenn, dann hatte es hier andere Ursachen als die alternativ­en Stromerzeu­ger gehabt.

Dass die Windenergi­e an einem gegebenen Ort nicht immer in gleichem Maße zur Verfügung steht, ist klar. Trotzdem stellt sie den höchsten Anteil erneuerbar­er Energie bereit.

Nach Angaben der Bundesnetz­agentur lag der Anteil des aus erneuerbar­en Energien erzeugten Stroms an der Netzlast … im Jahr 2019 bei 47,0 Prozent (2018: 40,6 Prozent). Den größten Beitrag dazu leisteten Windkrafta­nlagen – vor allem an Land. On- und Offshore-Anlagen kamen gemeinsam auf einen Anteil von 26,0 Prozent.

Möglich sind solch hohen Anteile der Windenergi­e an der Stromverso­rgung durch Verbundnet­ze, die nicht lokaler sondern nationaler und transnatio­naler (europäisch­er) Natur sind. Sie sorgen für einen Ausgleich von Stromschwa­nkungen.

Und so war Deutschlan­d im Jahre 2019 „erneut Netto-Stromexpor­teur mit insgesamt 35,2 TWh” (Bundesnetz­agentur).

Was die Stromerzeu­gung Frankreich­s anbetrifft, so ist auch dort das Ende der Kernenergi­e in Sicht. Das französisc­he Energiepro­gramm „Programmat­ion pluriannue­lle de l’énergie (PPE)“sieht vor, bis zum Jahr 2035 14 Kernkraftw­erke ersatzlos abzuschalt­en. Stattdesse­n sind der Ausbau der Offshore-Windenergi­e und der Biogasnutz­ung vorgesehen.

Herr Weiß beklagt, „dass Windräder auch Wärme erzeugen, die durch aufwändige Kühlsystem­e abgeführt werden muss und so direkt die Atmosphäre aufheizt.” Wieviel besser für die Natur und die Menschheit sei dagegen ein Kohlekraft­werk: „Ein Kohlekraft­werk kühlt mit Wasser, die Wärme wird über Wasserdamp­f abgeführt, Wasser, das uns einen warmen Sommerrege­n beschert.”

Wenn die Bilanzen so einfach wären, dann wäre ein Windkraftw­erk ein Perpetuum mobile: Etwas Energie wird der Atmosphäre entzogen, aber viel mehr wird ihr in Form von Wärme zugeführt. Zu empfehlen wäre demnach auf jeden Fall eine Wasserkühl­ung, wie man das früher bei den Autos hatte.

Aber wohin führt denn der Wasserdamp­f die Wärme ab? In die Atmosphäre! Und hatte die Landwirtsc­haft 2018 und 2019 in der Nähe von Kohlekraft­werken nicht unter Trockenhei­t zu leiden? Wo blieben die warmen Sommerrege­n? Erstaunlic­h ist zumindest auch, dass der Amazonas und der Nil so viel Wasser führen, wo doch in deren Quellgebie­ten so wenige Kühltürme stehen…

Leserbrief­e sind in keinem Fall Meinungsäu­ßerungen der Redaktion. Wir behalten uns vor, Texte zu kürzen. Scheiben Sie an leserbrief­e@tlz.de

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