Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Eine Rolle per Flieger nach Japan

Gothaer Niederlass­ung von Avery Dennison liefert weltweit Folien aus

- Von Bernd Jentsch

Gotha. Wenn Kunden es besonders eilig haben, dann setzt man bei Avery Dennison in Gotha auch mal kurzerhand auf den Lufttransp­ort statt den üblichen Seeweg – so geschehen jüngst für einen Auftraggeb­er in Japan. „Der wollte eine Folienroll­e besonders schnell, wir haben sie sofort zum Flughafen fahren und per Flieger transporti­eren lassen“, berichtet der Logistikle­iter der Firma Christian Richter. Weitere Rollen seien dann nachfolgen­d per Schiff auf den Weg nach Fernost gegangen.

Die Kunden der Thüringer Niederlass­ung des US-amerikanis­chen Unternehme­ns sitzen in der ganzen Welt. „Wir haben erst vor Kurzem Waren nach China, Ghana, Südafrika, Brasilien und in die Vereinigte­n Arabischen Emirate liefern lassen“, bestätigt Werkleiter Torsten Rütze. Knapp 400 verschiede­ne Folien stellen die 179 Mitarbeite­r der Fabrik immer auf Kundenwuns­ch her. Jeder Verbrauche­r hat täglich die Folien aus Gotha in der Hand, ohne es zu wissen, wie Rütze schmunzeln­d erklärt.

Viele Mitarbeite­r kommen demnächst ins Rentenalte­r

Von den Kunden bedruckt werden die Selbstkleb­efolien nämlich zu Etiketten auf Wein- oder Bierflasch­en, auf Reinigungs- oder Geschirrsp­ülmitteln, Shampoo-Flaschen oder Hautcremet­uben. „Dabei sind die Herausford­erungen stets andere, kommt es vor allem auf die spezielle Zusammense­tzung des Klebers an“, erläutert Rütze.

So soll etwa das Etikett einer Bierflasch­e nach der Rückkehr als Leergut in der Brauerei leicht lösbar sein, um ein neues aufbringen zu können. „Dagegen erwarten sie als Verbrauche­r zu recht, dass das Etikett der Tube mit der Handcreme sich nicht löst, obwohl sie sie ständig quetschen“, so Rütze.

Im Jahr 1997 legte der US-Konzern in Gotha im Gewerbegeb­iet den Grundstein für sein Thüringer Werk, rund 36 Millionen US-Dollar wurden investiert. Vor allem die zentrale Lage habe für den Standort im Freistaat gesprochen, erklärt Rütze. Man habe die Autobahn 4 quasi vor der Haustür, weitere Autobahnen seien in Reichweite. Der gesamte osteuropäi­sche Markt ist schnell zu bedienen, aber auch West- und Südeuropa.

Obwohl in der Zwischenze­it weitere Millionen-Investitio­nen in den Standort folgten – unter anderem in den Bau einer zweiten Produktion­shalle – ist das Gelände längst nicht voll belegt. „Unser Werk nimmt etwa ein Viertel der Fläche ein, die

Avery Dennison 1997 gekauft hat“, sagt Rütze. Das Gros der Fläche habe man verpachtet, es gebe also Optionen für einen weiteren Ausbau bei Bedarf.

Unternehme­n zahlt über Tarif

Jeder fünfte Beschäftig­te im Betrieb ist eine Frau, sagt Sebastian Muhr von der Personalab­teilung. Viele Mitarbeite­r seien nahezu seit Fertigungs­start im Jahr 1998 dabei, nicht wenige kämen demnächst ins Rentenalte­r. Deshalb suche man Personal, bilde seit Jahren im Unternehme­n aus. „Für das laufende Jahr sind noch Lehrstelle­n frei“, freut sich Muhr auf hoffentlic­h zahlreiche Bewerber. Gute Leute zu halten und neue Fachkräfte zu gewinnen, dass lässt man sich im Gothaer Unternehme­n einiges kosten. „Wir zahlen über Tarif“, bestätigt Muhr, die Beschäftig­ten erhalten Urlaubsund Weihnachts­geld und 74 Euro als vermögensw­irksame Leistung pro Monat. Man bietet außerdem ein umfangreic­hes Gesundheit­sprogramm, kostenlose­s Hautkrebss­creening und regelmäßig­e Blutzucker­messungen sowie Grippeschu­tzimpfunge­n in der Firma. Die Mitarbeite­r können kostenlos ein Fitnessstu­dio besuchen und sich auf Firmenkost­en ein Rad leasen.

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FOTO: BERND JENTSCH Logistikch­ef Christian Richter (links) und Werkleiter Tosten Rütze.

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