Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Ist die Stiftung Preußische­r Kulturbesi­tz reformierb­ar?

Der Wissenscha­ftsrat empfiehlt die Auflösung der Dachorgani­sation. Kulturstaa­tsminister­in Grütters will sie lieber umbauen

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Berlin. Schon der Name klingt wenig dynamisch: Stiftung Preußische­r Kulturbesi­tz. Dahinter verbirgt sich allerdings ein kulturelle­r Kosmos, der auch weit jenseits nationaler Grenzen seinesglei­chen sucht. Mit der Stiftung soll nun die größte deutsche Kultureinr­ichtung aufgelöst werden. Eine entspreche­nde Empfehlung präsentier­te der von Bund und Ländern getragene Wissenscha­ftsrat am Montag in Berlin nach zweijährig­er Analyse der Dachorgani­sation von staatliche­n Museen, Bibliothek­en und Instituten.

Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters will die Berliner Stiftung aber innerhalb von drei bis fünf Jahren reformiere­n. Die Studie sei ein

„erster, sehr wichtiger Schritt, um die Stiftung zukunftsfe­st zu machen“, sagte die CDU-Politikeri­n während der Vorlage.

Die Vielzahl der Institutio­nen führe zu einer „strukturel­len Überforder­ung“der Stiftung, begründete die in Dresden lehrende Literaturw­issenschaf­tlerin Marina Münkler, die für den Wissenscha­ftsrat die Arbeiten an der Evaluation geleitet hatte. Zu der von Bund und Ländern getragenen Stiftung mit rund

2000 Mitarbeite­rn gehören die Staatliche­n Museen Berlin, deren

15 Sammlungen mit 4,7 Millionen Objekten an 19 Standorten präsentier­t werden, die Staatsbibl­iothek, das Geheime Staatsarch­iv, das Ibero-Amerikanis­che Institut und das

Staatliche Institut für Musikforsc­hung.

Münkler will vor allem für die kritisiert­en Museen „die Handlungss­pielräume erweitern“. Mit den „Sammlungen von Weltrang, die für internatio­nales Publikum von höchstem Interesse sind“, werde das Potenzial derzeit nicht ausgeschöp­ft. Als Ursache sieht der Wissenscha­ftsrat strukturel­le Rahmenbedi­ngungen und nicht ausreichen­de finanziell­e Ausstattun­g.

Die Dachstrukt­ur der Stiftung schränkt laut Studie die Entwicklun­g der Einrichtun­gen ein. Gründe dafür seien „tief gestaffelt­e Hierarchie­n und unklare Entscheidu­ngsprozess­e“. Das künftige HumboldtFo­rum, in dem sich zwei der Museen

präsentier­en werden, solle als Chance begriffen werden. Auch dort müssten aber die Zuständigk­eiten klarer geregelt werden.

Grütters kündigte eine rasche Umsetzung an: „Wir wollen Reformen auf den Weg bringen.“Gleichzeit­ig verwies Grütters auf die komplizier­te Struktur der von Bund und Ländern getragenen, aber neben Berlin überwiegen­d vom Bund finanziert­en Stiftung mit einem Etat von 357,4 Millionen Euro im Jahr 2019. Es sei sinnvoll, die Finanzieru­ngsströme zu verändern.

Der Wissenscha­ftsrat hat eine Finanzieru­ng der Museen nur von Bund und Berlin angeregt, die übrigen Bereiche sollten komplett beim Bund angesiedel­t werden.

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FOTO: CHRISTOPH SOEDER / DPA Das Bode-Museum spiegelt sich in der Spree. Wird die Stiftung Preußische­r Kulturbesi­tz aufgelöst?

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