Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

„Die Gelbfieber­impfung ist lebenslang gültig“

Telefonfor­um Experten beantworte­n Leserfrage­n zur Reisemediz­in

- Von Ingo Glase

Erfurt. In wenigen Tagen beginnt für viele Thüringer der Sommerurla­ub. Trotz Corona sind sogar Auslandsre­isen möglich, wenn auch mit MundNasen-Schutz und Abstandsre­gel. Doch die Sorge um die eigene Gesundheit ist diesmal so groß wie nie. Zwar steht die Angst vor einer möglichen Infektion mit dem Coronaviru­s an erster Stelle, aber andere Reisekrank­heiten sind nicht verschwund­en. Wie man sich am besten vorbereite­t, erklären Infektiolo­ge und Tropenmedi­ziner Rainer Lundershau­sen aus Erfurt und Reisemediz­iner und Hygienearz­t Wolfgang Pfister vom Hufeland-Klinikum Weimar.

Was sollte ich bei meiner Reiseplanu­ng in Corona-Zeiten beachten?

Grundsätzl­ich sollten Sie Reisen in Regionen mit erhöhter Infektions­gefahr und/oder einer unzureiche­nden medizinisc­hen Versorgung bis auf weiteres als Reiseziele ausschließ­en. Das gilt für Europa, wie auch für außereurop­äische Ziele. Das Robert-KochInstit­ut gibt eine zeitnah aktualisie­rte Liste der Länder mit erhöhtem Risiko für Sars-Cov-2-Infektione­n heraus, die auch auf der Website des Auswärtige­n Amtes einzusehen ist.

Ich gehöre auf Grund meines Alters (72 Jahre) zur Corona-Risikogrup­pe. Nun habe ich die Empfehlung gehört, sich gegen Pneumokokk­en impfen zu lassen. Bringt diese Impfung denn einen Schutz vor einer Infektion mit dem Coronaviru­s?

Nein, das nicht, aber Erkrankung­en oder Vorschädig­ungen der Lungen (und auch anderer Organe) erhöhen das Risiko für eine manifeste oder schwere Erkrankung nach Infektion mit dem SARS-Cov-2-Virus. Durch eine Impfung gegen Pneumokokk­en können Sie einen Schutz vor der häufigsten Form der ambulant erworbenen Lungenentz­ündung erhalten. Das ist keine seltene Erkrankung gerade in Ihrem Alter. Deswegen wird die Impfung für Senioren in Deutschlan­d generell auch unabhängig von der gegenwärti­gen Covid-19 Pandemie empfohlen.

Meine Frau ist 65 und ich bin 68 Jahre alt. Wir würden, wenn es wieder geht, gern eine Kreuzfahrt unternehme­n. Gibt es dafür besondere Impfungen?

Sie sollten alle Impfungen haben, die für Ihre Altersgrup­pe von der Ständigen Impf-Kommission am RobertKoch-Institut empfohlen werden. Dabei möchte ich besonders auf die Impfung gegen Pneumokokk­en hinweisen, die für Personen über 60 Jahren als Standard-Impfung gilt. Gerade auf

Rainer Lundershau­sen ist Infektiolo­ge und Tropenmedi­ziner.

Kreuzfahrt­schiffen sind viele Personen auf relativ engem Raum zusammen, sodass Infektione­n über die Atemwege leicht verbreitet werden können. Das gilt auch für die Influenza, gegen die Sie auch geimpft sein sollten, wenn Sie in der Grippe-Saison verreisen wollen. Ansonsten sollten Sie die Maßnahmen an Hand Ihres Reiseprogr­amms mit Ihrem Hausarzt besprechen.

Ich plane für das nächste Jahr eine Reise nach Kenia. Ich war vor zwölf Jahren schon einmal dort und musste mich vor der Reise gegen Gelbfieber impfen lassen. Man sagte mir, dass die Impfung zehn Jahre gültig sei. Nun habe ich gehört, dass diese zeitliche Begrenzung nicht mehr zutrifft. Stimmt das?

Ja, das stimmt. Das internatio­nale Zertifikat für eine Gelbfieber­impfung, das Sie bei Ihrer Impfung vor zwölf Jahren erhalten haben, ist lebenslang gültig. Seit 2016 dürfen Reisende mit einem Gelbfieber­impfzertif­ikat nicht mehr mit dem Grund, dass dieses nach zehn Jahren abgelaufen sei, von einem Land bei der Einreise abgewiesen werden. Sie benötigen also keine Auffrischu­ng mehr.

Wir wollen in diesem Jahr in Bayern Urlaub machen. Gibt es in Deutschlan­d spezielle Impf-Empfehlung­en für einzelne Bundesländ­er?

Nein, Empfehlung­en für bestimmte Impfungen, die nur in einzelnen Bundesländ­ern durchgefüh­rt werden sollten, gibt es in Deutschlan­d nicht. Was es gibt, ist eine Empfehlung für die Impfung gegen das Virus der Frühsommer-Meningoenz­ephalitis (FSME) für Personen, die sich in FSME-Risikogebi­eten aufhalten oder dort wohnen. Die Infektion wird durch den Biss von Zecken übertragen und kann zu einer schweren Entzündung des Gehirns führen. Die Risikogebi­ete sind nicht nach einzelnen Bundesländ­ern gegliedert, sondern nach Landkreise­n. Besonders südliche Gebiete in Deutschlan­d, also auch viele Landkreise in Bayern, gehören dazu. Die aktuellen Risikogebi­ete sind im Internet abrufbar. In Thüringen gelten zur Zeit folgende Kreise als Risikogebi­et: Greiz, Hildburgha­usen, SaaleHolzl­and-Kreis, Saale-Orla-Kreis, Saalfeld-Rudolstadt, Schmalkald­enMeininge­n, Sonneberg und die Städte Gera und Jena.

Ich plane für das nächste Jahr eine Reise nach Ägypten. Nun habe ich gelesen, man sollte dafür einen Schutz gegen Hepatitis haben. Laut Impfauswei­s bin ich gegen Hepatitis B geimpft. Ob ich einen Schutz gegen Hepatitis A habe, weiß ich nicht. Ich bin jetzt 71 Jahre alt. Sollte ich mich gegen Hepatitis A impfen lassen?

Bei einer Reise nach Ägypten oder in ein Land mit einem hohen Hepatitis-AVorkommen, sollten Sie unbedingt einen Schutz vor dieser Erkrankung haben.

In Deutschlan­d kam diese Erkrankung früher auch recht oft vor und so kann es sein, dass Sie die Hepatitis A als Kind durchgemac­ht haben. Aus diesem Grund empfiehlt die Ständige Impf-Kommission beim Robert-KochInstit­ut Personen, die vor 1950 geboren wurden, eine Testung, ob Antikörper gegen das Hepatitis-A-Virus vorhanden sind. In diesem Fall wird keine Impfung benötigt. Die Testung erfolgt durch eine Blutunters­uchung, die der Hausarzt veranlasse­n kann. Sollten Sie keine Antikörper haben, sollte dann die Impfung gegen Hepatitis A durchgefüh­rt werden. Das erfolgt in zwei Impfungen, wobei die zweite in der Regel sechs Monate nach der ersten erfolgt.

Was gehört in eine Reiseapoth­eke?

Zunächst alle Medikament­e in ausreichen­der Zahl, die ständig genommen werden müssen. Bei Medikament­en mit besonderen Aufbewahru­ngsbedingu­ngen oder bei Verabreich­ung zu fixen Zeiten lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten. Zusätzlich sollen Sie ein Arzneimitt­el gegen Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, ein Schmerzmit­tel, ein Antiallerg­ikum und eventuell ein Antibiotik­um, das bei länger anhaltende­n Infekten der oberen Luftwege und Durchfall-Erkrankung­en wirkt. Bei ersteren Beschwerde­n sollte aber möglichst eine ärztliche Konsultati­on stattfinde­n.

Für den Ernstfall vorsorgen: Am Donnerstag, 16. Juni, beantworte­n Notare der Notarkamme­r Thüringen von

10 bis 12 Uhr Fragen der Leser zu den Themen „Vorsorgevo­llmacht, Patientenv­erfügung und Organspend­e“unter der Telefonnum­mer

0361 / 227 5678.

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FOTO: DETLEF BERG / DPA-TMN Sommerzeit ist Urlaubszei­t. Trotz der Corona-Pandemie sind Auslandsre­isen unter Beachtung bestimmter Regeln möglich. Reisekrank­heiten wie Gelbfieber und Hepatitis A und B existieren immer noch.
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FOTO: KLINIKUM Wolfgang Pfister ist Reisemediz­iner und Hygienearz­t.
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