Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Neuer Bürgermeister will Gräben schließen
Sieger Rainer Lämmerhirt schaut nach vorn, auch wenn der Wahlkampf aus seiner Sicht nicht ganz fair war
Creuzburg. „Es ist ein schönes Gefühl, wenn die eigene Arbeit letztlich so anerkannt wird“, freut sich Rainer Lämmerhirt (Unabhängige Wählergemeinschaft Mihla) über seinen Erfolg. Am Sonntag erhielt der 63-Jährige in der Stichwahl zum ehrenamtlichen Bürgermeister des Amtes Creuzburg gegen Ronny Schwanz (CDU) 1246 Stimmen. Das entspricht 56,5 Prozent der gültigen Stimmen.
Lämmerhirt freut sich über das eindeutige Ergebnis um so mehr, weil der Wahlkampf zuletzt aus seiner Sicht das Ziel hatte, diesen Erfolg zu verhindern. „Lämmerhirt gegen den Rest der Welt“– so hat der neue Bürgermeister die Meinungsäußerungen vor allem in den sozialen Netzwerken interpretiert. Vertreter der FDP und Ralf Pollmeier von der SPD hatten aufgerufen, den CDU-Kandidaten zu unterstützen. Ronny Schwanz ist auf 958 Stimmen und damit 43,5 Prozent gekommen.
Weiterer Erfolg für die Freien Wähler
„Meine Aufgabe ist es jetzt, die Gräben wieder zu schließen und nach vorn zu schauen“, betonte Lämmerhirt. Er habe viele Gratulationen erhalten. Das würde ihm den notwendigen Rückhalt geben, schließlich gehe es darum, „das Amt Creuzburg erfolgreich und in gleicher Augenhöhe aller Ortsteile“zu entwickeln.
Zur neuen Stadt gehören Creuzburg, Scherbda, Mihla, Buchenau und Ebenshausen mit insgesamt rund 4700 Einwohnern. Dass ein Bürgermeister ohne Parteibuch die Geschäfte im Rathaus übernimmt, ist nach Ansicht von Lämmerhirt auch ein großer Erfolg für die Freien Wähler insgesamt. In der Region sieht er sich vor allem verbunden mit den Bürgermeister-Kollegen Michael Reinz in Treffurt, René Weisheit in Werra-Suhl-Tal und Gerald Slotosch in Ruhla, die den Freien Wählern angehören. Sein gutes Ergebnis erklärt sich der 63-Jährige auch damit, dass er viel in den Orten unterwegs war. Freunde, Helfer und Unterstützer hatten sich am
Sonntagabend zu einer kleinen Wahlparty auf dem Sportplatz in Mihla eingefunden.
„Mir ist es nicht gelungen, genug Wähler an die Urne zu bringen“, kommentierte Ronny Schwanz seine Niederlage. Er hatte im Wahlkampf unter anderem Unterstützung durch den Bundestagsabgeordneten Christian Hirte (CDU) erhalten. Die Wahlbeteiligung von 54,2 Prozent war für den CDU-Bewerber letztlich nicht zufriedenstellend. „Dabei ging es um etwas Neues“, kann der 51-Jährige nicht so ganz verstehen, warum vergleichsweise wenige gewählt haben. Auch Schwanz erwähnt den anstrengenden Wahlkampf und führt an, dass man jetzt trotzdem Wege suchen muss, das Amt Creuzburg gemeinsam voran zu bringen.
Vor zwei Wochen ist außerdem ein neuer Stadtrat gewählt worden.
Die Verhältnisse verlangen vom Bürgermeister, sich jeweils Mehrheiten für seine Beschlussvorlagen zu suchen. Nach der Wahl von Rainer Lämmerhirt zum Bürgermeister rückt jetzt der Nächstplatzierte auf der Liste der Freien Wähler nach, so dass es diese Fraktion mit der Stimme des Bürgermeisters auf neun Stimmen bringt. Vereinigt sind in der Fraktion die Wählergemeinschaften Mihla, Scherbda und Ebenshausen. Die CDU hat sieben Stadträte und bildet eine gemeinsame Fraktion mit dem einen Stadtrat der FDP. Über vier Sitze verfügt die SPD-Fraktion.
Zur konstituierenden Sitzung des Stadtrats, die wohl in zwei Wochen stattfindet, werden der erste und zweite Beigeordnete sowie der Vorsitzende des Stadtrates gewählt. Man darf gespannt sein, wie sich die Mehrheitsverhältnisse entwickeln.