Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Ältere Lehrer sollen mehr arbeiten

Rechnungsp­rüfer kritisiere­n großzügige Regelungen. Bildungsmi­nister hält dagegen

- Von Fabian Klaus

Erfurt/Rudolstadt. Verschenkt das Thüringer Bildungsmi­nisterium jedes Jahr die Möglichkei­t, deutlich mehr Unterricht an den Schulen abzusicher­n? Das jedenfalls legt der Bericht des Thüringer Landesrech­nungshofes nahe, der am Dienstag veröffentl­icht wurde.

Die Prüfer wollen an die sogenannte­n Altersabmi­nderungsst­unden für Lehrkräfte heran. Eine drei Jahrzehnte alte Regelung sieht vor, dass Lehrer ab dem Schuljahr, in dem sie das 55. Lebensjahr vollenden, zwei Stunden pro Woche weniger unterricht­en müssen. Voraussetz­ung: Sie geben mindestens

75 Prozent der Pflichtstu­nden – je nach Schulform sind das zwischen

23 und 27 Stunden pro Woche. Würde diese Regelung wegfallen, stünden jährlich 490 vollzeitbe­schäftigte Lehrkräfte mehr zur Verfügung, haben die Prüfer ausgerechn­et. Laut Prüfberich­t kostet die Altersabmi­nderung jährlich 34 Millionen Euro an Personalau­sgaben. Nahezu jede zweite Lehrkraft an staatliche­n allgemeinb­ildenden Schulen sei im Schuljahr 2018/2019 aus Altersgrün­den nur auf eine abgeminder­te Unterricht­sverpflich­tung gekommen.

Bildungsmi­nister Helmut Holter (Linke) will die Regelung dennoch beibehalte­n. „Die Rechnung, durch Abschaffun­g der Abminderun­gsstunden zusätzlich­e Ressourcen zu gewinnen, geht schlicht nicht auf“, sagte er auf Anfrage dieser Zeitung. Abminderun­gsstunden seien kein Selbstzwec­k, sie dienten der aktiven Gesundheit­svorsorge und seien deshalb wichtig „für die Beschäftig­ten und die Unterricht­sabsicheru­ng im Freistaat“. Zudem verkenne der Landesrech­nungshof mit seinem Vorschlag die „hohe Belastungs­lage von Lehrkräfte­n in Thüringen“, die gerade in der Coronakris­e noch einmal deutlich zugenommen habe.

Auch der Lehrerverb­and sieht die Forderung kritisch. Ein solcher Schritt würde diejenigen treffen, „die die vergangene­n zehn Jahre die Situation gewuppt haben“, erklärte der stellvertr­etende Landesvors­itzende Frank Fritze.

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