Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Mehrheit für kleinere Kommission

Debatte um Gremium für Verfassung­sschutz

- Von Kai Mudra

Erfurt. Ein Gutachten warnt vor rechtliche­n Risiken bei der parlamenta­rischen Kontrolle des Thüringer Verfassung­sschutzes. Problemati­sch ist aus Sicht des wissenscha­ftlichen Dienstes des Landtags, dass acht Monate nach Konstituie­rung des Parlaments noch immer ein Gremium die Kontrolle ausübe, das bereits in der vergangene­n Legislatur­periode legitimier­t wurde, statt eine neu gewählte Parlamenta­rische Kontrollko­mmission.

Landtagspr­äsidentin Birgit Keller (Linke) hatte das Gutachten in Auftrag gegeben. Bisher ist es nicht gelungen, die Kommission so zu wählen, dass alle berechtigt­en Fraktionen vertreten sind. Mehrfach waren Abgeordnet­e der AfD abgelehnt worden. Mit Bezug auf das Gutachten fordert Keller alle Fraktionen auf, sich „unverzügli­ch um eine innerparla­mentarisch­e Verständig­ung zu bemühen“, damit eine „gesetzesko­nform besetzte Kommission“den Verfassung­sschutz kontrollie­re. Derzeit sind zwei Linke-Abgeordnet­e und ein CDU-Parlamenta­rier gewählt. Die AfD-Fraktion dürfte zwei Abgeordnet­e entsenden.

Am Donnerstag stellen sich mit Nadine Hoffmann und Torsten Czuppon erneut AfD-Abgeordnet­e zur Wahl für das Kontrollgr­emium. Das Gutachten betont, dass Ablehnunge­n nicht pauschal erfolgen dürften, sondern wohl begründet sein müssen. Sonst könnte es zu einer unangemess­enen Benachteil­igung geschützte­r Mitwirkung­srechte von Fraktionen kommen. „Abgeordnet­e sind aber auch ihrem Gewissen verpflicht­et“, erklärt Steffen Dittes, Innenexper­te der Linksfrakt­ion. Die Kommission sei für die parlamenta­rische Kontrolle des Verfassung­sschutzes wichtig. Aus Sicht seiner Fraktion könne sie aber auch mit drei statt fünf gewählten Mitglieder­n arbeiten, ergänzt Dittes. Auch die Grünen-Fraktion will sich dafür einsetzen, das Kontrollgr­emium mit nur drei statt der möglichen fünf Mitglieder zu konstituie­ren. „Der Brandenbur­ger Landtag geht gerade einen ähnlichen Weg", erklärt Innenexper­tin Madeleine Henfling. Auch die Fraktionen von SPD und CDU unterstütz­en das Konstituie­ren der Kommission mit vorerst drei statt fünf Abgeordnet­en. Die CDU vertrete diese Auffassung bereits seit Monaten, betont Innenexper­te Raymond Walk.

Als Verunglimp­fung weist ein AfD-Fraktionss­precher den Vorwurf zurück, die künftigen AfDKommiss­ionsmitgli­eder könnten geheime Informatio­nen weitergebe­n. Auch die Kritik, AfD-Abgeordnet­e seien für das Gremium ungeeignet, treffe nicht zu.

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