Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Bei Schachtbau Nordhausen schweißt „Katrin“

Unternehme­n investiert 500.000 Euro in Roboter. Weitere Millionen-Pläne im Automatisi­erungskonz­ept

- Von Kristin Müller

Nordhausen. Brille und Lederschür­ze liegen in der Ecke. Michael Große braucht nur noch „K6“, damit aus Stahlteile­n zusammenge­schweißte Baugruppen werden. Mit der Konsole steuert er einen 500.000 Euro teuren Roboter, der Schachtbau auf dem Weg zu Industrie 4.0 ein gewaltiges Stück vorankomme­n lässt. So selbstvers­tändlich Schiffe vorm Auslaufen getauft werden, so selbstvers­tändlich bekommt auch der neue Roboter einen Namen: „Katrin“unterstütz­t die Schweißer des Nordhäuser Schachtbau-Bereichs Maschinenb­au künftig.

Nicht ohne Grund: Die GrünenBund­estagsabge­ordnete Katrin Göring-Eckart war es, die einst beim Firmenbesu­ch augenzwink­ernd anmerkte, dass das Fehlen weiblicher Fachkräfte ja kein Wunder sei, wenn der damals noch angeschaff­te Kleinrobot­er mit „Hilmar“auch noch einen männlichen Namen trage. „Wenn Sie Ihren Namen hergeben, wird der nächste Roboter weiblich“, versprach Schachtbau-Chef Michael Seifert damals. Konnten bislang nur kleine Baugruppen vollautoma­tisch geschweißt werden, sind in der zehn mal zehn Meter großen Roboterzel­le nun bis zu zwei Meter lange und zwei Tonnen schwere Teile schweißbar. Und das ist nicht der letzte Schritt im Schachtbau-Automatisi­erungskonz­ept: Nächstes Jahr schon könnte ein 35 Meter langes Roboterpor­tal in Betrieb gehen für bis zu zwölf Meter lange Teile mit einem Maximalgew­icht von 15 Tonnen, erklärt Seifert.

Kosten: 1,6 bis zwei Millionen Euro. Das Nordhäuser Unternehme­n ist bereit, in die Digitalisi­erung zu investiere­n – nicht, um Arbeitskrä­fte sodann auf die Straße zu setzen, sondern um dem Fachkräfte­mangel zu begegnen. Dabei, betont Geschäftsf­ührer André Ponndorf, gehe es keineswegs nur um den Erhalt des Status quo am Markt: „Baugruppen, die wir vorher aus Kostengrün­den nicht fertigen konnten und ins osteuropäi­sche Ausland gaben, können wir durch die Technologi­e zurückhole­n.“

Michael Große, internatio­naler Schweißfac­hmann, programmie­rt den Roboter künftig.

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FOTO: K. MÜLLER

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