Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Wo Fuchs und Hase …
L iebe Leserinnen, liebe Leser! Es gab Zeiten, da wurde vom Fuchs nur im Zusammenhang mit der Tollwut gesprochen. Dieser Fuchs passte so gar nicht zum Fuchs aus dem Kinderlied, wo er sich – sichtlich gesund – an den Gänsen labt, die er aus der Herde stiehlt. Er passte auch nicht zum klugen Fuchs aus dem „Kleinen Prinz“…
Wenn damals jemand einen Fuchs sah, sagte er, der habe räudig ausgesehen. Ein sprechendes Wort, das nach nichts Gutem klingt. Einmal kam ein Fuchs auf den Hof, holte sich ein Kaninchen …
Das war traurig. Aber er hätte keine Gans stehlen können, weil dergleichen nicht zur Menagerie gehörte. Jüngst war ich da, wo sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“sagen. Wobei vom Hasen keine Spur war, wohl aber vom Fuchs. Den konnte ich im Abendlicht sehr gut von einer Aussichtsplattform beobachten. Was für ein schönes Tier! Anmutiger Gang. Er war vom
Teich unterwegs über eine Wiese zum Maisfeld, in dem er dann verschwand. Da rührte sich kein Blatt.
Und alles Warten nützte nichts: Der Fuchs blieb im Dickicht. Er hat ein besonders schönes Revier zwischen Wald, ein paar bewirtschafteten Äckern, stillgelegten Wiesen und einer unter Schutz stehenden Wasserfläche.
Aber abseits davon fehlen oft die Blühstreifen. Bisweilen überwiegt eine einzige Feldfrucht – oder die Wiesen werden zum Friedhof der Kitze. Da, wo sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“sagen, ist eben durchaus nicht alles im Lot.