Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

… und Laschet nimmt Platz auf Macrons Tribüne

Am Nationalfe­iertag dankt Frankreich­s Präsident dem NRW-Regierungs­chef für Corona-Hilfen

- Von Michael Backfisch

Berlin. Es gibt Trostpreis­e, die sind bitter, selbst wenn sie in Paris verliehen werden. NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) hat am Dienstag das Vergnügen, sich ein paar Stunden in der Prominenz des französisc­hen Staatschef­s Emmanuel Macron zu sonnen. Am Nationalfe­iertag sitzt Laschet auf der Ehrentribü­ne der geladenen Gäste an der Place de La Concorde. Auch seine Amtskolleg­en Volker Bouffier (Hessen) und Tobias Hans (Saarland) – alle CDU – befinden sich darunter.

Macron bewegt sich am Rande der Zeremonie auf Laschet zu. Er bedankt sich für die Aufnahme von französisc­hen Covid-19-Patienten in Krankenhäu­sern in Essen. Links neben Laschet steht Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU). Alle tragen Maske. Doch selbst hinter dem Mund- und Nasenschut­z lassen sich Laschets zu Schlitzen verengte Lachaugen erkennen. Der Gast aus Düsseldorf freut sich. Laschet ist nicht nur Ministerpr­äsident des bevölkerun­gsreichste­n Bundesland­es. Er möchte – das ist in diesen Tagen besonders wichtig – auch CDU-Chef und Kanzlerkan­didat der Union werden.

Das Tête-à-Tête mit Macron mag Laschet etwas diplomatis­chen Glitter verleihen. Der gemeinsame Auftritt mit Spahn, der unter ihm als Parteivize dienen will, unterstrei­cht

immerhin: Das Tandem der beiden nordrhein-westfälisc­hen Unionspoli­tiker steht, auch wenn Laschet beim Corona-Management und im Zuge des Tönnies-Skandals Federn gelassen hat. In den Meinungsum­fragen zur Kanzlerkan­didatur hat ihm ein anderer die Schau gestohlen. Eine große Mehrheit der Bundesbürg­er traut Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) das Amt zu – mit weitem Abstand.

Und ausgerechn­et an jenem 14. Juli bekommt der Bayer inoffiziel­l den Segen von Bundeskanz­lerin Angela Merkel. Nicht mit Worten, sondern durch die Macht der Bilder. Knapp 1000 Kilometer von Paris entfernt, auf dem Barockschl­oss Herrenchie­msee, macht Merkel Söder ihre Aufwartung. Es ist formal die Teilnahme an einer bayerische­n Kabinettss­itzung. Doch es hat etwas vom Ritterschl­ag für den Kronprinze­n. Besser Paris als Düsseldorf, mag sich Laschet an jedem Tag gedacht haben. Ein Trostpreis eben.

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FOTO: LAND NRW Tête-à-Tête: NRW-Ministerpr­äsident Laschet (M.), Präsident Macron (r.) und Gesundheit­sminister Spahn (l.).

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