Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
… und Laschet nimmt Platz auf Macrons Tribüne
Am Nationalfeiertag dankt Frankreichs Präsident dem NRW-Regierungschef für Corona-Hilfen
Berlin. Es gibt Trostpreise, die sind bitter, selbst wenn sie in Paris verliehen werden. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat am Dienstag das Vergnügen, sich ein paar Stunden in der Prominenz des französischen Staatschefs Emmanuel Macron zu sonnen. Am Nationalfeiertag sitzt Laschet auf der Ehrentribüne der geladenen Gäste an der Place de La Concorde. Auch seine Amtskollegen Volker Bouffier (Hessen) und Tobias Hans (Saarland) – alle CDU – befinden sich darunter.
Macron bewegt sich am Rande der Zeremonie auf Laschet zu. Er bedankt sich für die Aufnahme von französischen Covid-19-Patienten in Krankenhäusern in Essen. Links neben Laschet steht Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Alle tragen Maske. Doch selbst hinter dem Mund- und Nasenschutz lassen sich Laschets zu Schlitzen verengte Lachaugen erkennen. Der Gast aus Düsseldorf freut sich. Laschet ist nicht nur Ministerpräsident des bevölkerungsreichsten Bundeslandes. Er möchte – das ist in diesen Tagen besonders wichtig – auch CDU-Chef und Kanzlerkandidat der Union werden.
Das Tête-à-Tête mit Macron mag Laschet etwas diplomatischen Glitter verleihen. Der gemeinsame Auftritt mit Spahn, der unter ihm als Parteivize dienen will, unterstreicht
immerhin: Das Tandem der beiden nordrhein-westfälischen Unionspolitiker steht, auch wenn Laschet beim Corona-Management und im Zuge des Tönnies-Skandals Federn gelassen hat. In den Meinungsumfragen zur Kanzlerkandidatur hat ihm ein anderer die Schau gestohlen. Eine große Mehrheit der Bundesbürger traut Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) das Amt zu – mit weitem Abstand.
Und ausgerechnet an jenem 14. Juli bekommt der Bayer inoffiziell den Segen von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Nicht mit Worten, sondern durch die Macht der Bilder. Knapp 1000 Kilometer von Paris entfernt, auf dem Barockschloss Herrenchiemsee, macht Merkel Söder ihre Aufwartung. Es ist formal die Teilnahme an einer bayerischen Kabinettssitzung. Doch es hat etwas vom Ritterschlag für den Kronprinzen. Besser Paris als Düsseldorf, mag sich Laschet an jedem Tag gedacht haben. Ein Trostpreis eben.