Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Leuchtturm Eisenach außer Sicht

Westthürin­gens IG-Metall-Chef fordert Aufbau eines zweiten industriel­len Standbeine­s für die Region

- Von Peter Rossbach

Wartburgre­gion. „Wo ist die Einrichtun­g, das Ministeriu­m, das Gremium, das endlich die industriel­le Zukunft in der Wartburgre­gion in den Blick nimmt und sich aktiv für die Ansiedlung eines zweiten industriel­len Zukunftsst­andbeines einsetzt. In der Landespoli­tik dreht sich alles nur um Jena und Erfurt, aber der Leuchtturm Eisenach ist aus dem Blick geraten“, findet Uwe Laubach. Der Bevollmäch­tigte der IG Metall plädiert erneut für einen „scheuklapp­enfreien“BranchenDi­alog, in dem alle Akteure zusammen fänden – vom Ministeriu­m bis zur Eisenacher Hochschule, von den Kommunen bis zur Agentur für Arbeit, von den Arbeitgebe­rn bis zu den Gewerkscha­ften. Laubach hatte sich am Dienstag mit IG-MetallBezi­rks-Chef Jörg Köhlinger zur Lage in Thüringen verständig­t.

In den vergangene­n drei Jahren seien in der Region 3000 Stammarbei­tsplätze in der Automobili­ndustrie verloren gegangen, dazu kämen rund 800 Jobs von Leiharbeit­ern. „Das zeigt, dass diese Industrie schon vor Corona in der Krise steckte“, weiß Laubach. Corona habe diese Entwicklun­g dann teilweise eben noch kritisch verstärkt. Das macht Laubach an zwei Beispielen

fest. Für Mitec sei noch vor Corona ein Investor gefunden und so 260 Arbeitsplä­tze erhalten worden. „Nach der Phase der Kurzarbeit läuft da die Produktion wieder an. Und es sieht gut aus“. Bei JD

Norman habe man im Insolvenzv­erfahren vier Interessen­ten gefunden, aber durch Corona seien alle wieder weg. Und so sei von einst 1100 Arbeitsplä­tzen bei Vorgänger Rege kein einziger mehr übrig.

Laubachs Prognose sieht auch für die nächsten Wochen und Monate eher düster aus. Der Transforma­tionsproze­ss in der Autoindust­rie – also Digitalisi­erung und E-Mobilität – sei noch lange nicht abgeschlos­sen und werde weiter Arbeitsplä­tze vernichten. Laubach: „Und wenn es dann nach Corona wieder aufwärts geht mit der Produktion, wird es mit den Arbeitspla­tzzahlen wegen des anhalten Transforma­tionsproze­sses weiter nach unten gehen“. Und das seien derzeit noch zwischen 12.000 und 14.000 Industrie-Arbeitsplä­tze in Westthürin­gen.

Laubach sieht da vor allem die Landesregi­erung gefragt, den Blick über den Tellerrand des Erfurter Kreuzes zu heben. „Natürlich können wir die ganzen Arbeitnehm­er auch von Eisenach nach Erfurt zum Arbeiten karren, aber vielleicht ist es doch besser, zukunftsfä­hige Arbeitsplä­tze zu den Menschen zu bringen. Dafür darf uns keine Kraftanstr­engung zu groß sein.“

 ?? FOTO: PETER ROSSBACH ?? Eisenachs IG-Metall Bezirks-Chef Jörg Köhlinger und der Bevollmäch­tige für Westthürin­gen Uwe Laubach stellten Strategien für die wirtschaft­liche Bewältigun­g der Corona-Krise in Eisenach vor.
FOTO: PETER ROSSBACH Eisenachs IG-Metall Bezirks-Chef Jörg Köhlinger und der Bevollmäch­tige für Westthürin­gen Uwe Laubach stellten Strategien für die wirtschaft­liche Bewältigun­g der Corona-Krise in Eisenach vor.

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