Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Leuchtturm Eisenach außer Sicht
Westthüringens IG-Metall-Chef fordert Aufbau eines zweiten industriellen Standbeines für die Region
Wartburgregion. „Wo ist die Einrichtung, das Ministerium, das Gremium, das endlich die industrielle Zukunft in der Wartburgregion in den Blick nimmt und sich aktiv für die Ansiedlung eines zweiten industriellen Zukunftsstandbeines einsetzt. In der Landespolitik dreht sich alles nur um Jena und Erfurt, aber der Leuchtturm Eisenach ist aus dem Blick geraten“, findet Uwe Laubach. Der Bevollmächtigte der IG Metall plädiert erneut für einen „scheuklappenfreien“BranchenDialog, in dem alle Akteure zusammen fänden – vom Ministerium bis zur Eisenacher Hochschule, von den Kommunen bis zur Agentur für Arbeit, von den Arbeitgebern bis zu den Gewerkschaften. Laubach hatte sich am Dienstag mit IG-MetallBezirks-Chef Jörg Köhlinger zur Lage in Thüringen verständigt.
In den vergangenen drei Jahren seien in der Region 3000 Stammarbeitsplätze in der Automobilindustrie verloren gegangen, dazu kämen rund 800 Jobs von Leiharbeitern. „Das zeigt, dass diese Industrie schon vor Corona in der Krise steckte“, weiß Laubach. Corona habe diese Entwicklung dann teilweise eben noch kritisch verstärkt. Das macht Laubach an zwei Beispielen
fest. Für Mitec sei noch vor Corona ein Investor gefunden und so 260 Arbeitsplätze erhalten worden. „Nach der Phase der Kurzarbeit läuft da die Produktion wieder an. Und es sieht gut aus“. Bei JD
Norman habe man im Insolvenzverfahren vier Interessenten gefunden, aber durch Corona seien alle wieder weg. Und so sei von einst 1100 Arbeitsplätzen bei Vorgänger Rege kein einziger mehr übrig.
Laubachs Prognose sieht auch für die nächsten Wochen und Monate eher düster aus. Der Transformationsprozess in der Autoindustrie – also Digitalisierung und E-Mobilität – sei noch lange nicht abgeschlossen und werde weiter Arbeitsplätze vernichten. Laubach: „Und wenn es dann nach Corona wieder aufwärts geht mit der Produktion, wird es mit den Arbeitsplatzzahlen wegen des anhalten Transformationsprozesses weiter nach unten gehen“. Und das seien derzeit noch zwischen 12.000 und 14.000 Industrie-Arbeitsplätze in Westthüringen.
Laubach sieht da vor allem die Landesregierung gefragt, den Blick über den Tellerrand des Erfurter Kreuzes zu heben. „Natürlich können wir die ganzen Arbeitnehmer auch von Eisenach nach Erfurt zum Arbeiten karren, aber vielleicht ist es doch besser, zukunftsfähige Arbeitsplätze zu den Menschen zu bringen. Dafür darf uns keine Kraftanstrengung zu groß sein.“