Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Spätfrost: Ausfälle bei Wintergers­te

Ernte in vielen Agrarbetri­eben der Wartburgre­gion beginnt etwas später als gewohnt

- Von Katja Schmidberg­er

Wartburgkr­eis. Getreide gehört zu den wichtigste­n Feldfrücht­en der Landwirte. Doch auch in diesem Jahr verschwind­en die Sorgenfalt­en nicht von den Gesichtern der Bauern. Vor allem die Wintergers­te hat zum Teil große Ausfälle, berichtet Werner Mosbach, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Kreisbauer­nverbandes Eisenach/Bad Salzungen auf der Erntepress­ekonferenz, zu der einmal im Jahr Landrat Reinhard Krebs (CDU) einlädt.

Diesmal machte Krebs, früher einmal Leiter des regionalen Landwirtsc­haftsamtes, Station im Keltendorf Sünna, in einer verhältnis­mäßig kleinen Agrargenos­senschaft. So spät wie jetzt habe man selten mit der Ernte von Wintergers­te begonnen, schildert VerbandsGe­schäftsfüh­rer Dieter Mitschke. Und der Blick auf die Felder der Agrarverei­nigung Rhönpforte in Sünna beweist das – für die Ernte ist die Getreideso­rte noch nicht reif. So konnte Betriebsle­iter Veiko Schmidt den Gästen nur bei einem

Vorarbeite­r Torsten Zweinert hat mit einem Feuchtemes­ser herausbeko­mmen, dass dieses Getreide noch nicht trocken genug ist.

Probedrusc­h demonstrie­ren, wie seine Landtechni­k funktionie­rt. Und als Vorarbeite­r Torsten Zweinert Gerste in sein Feuchtemes­sgerät packte, war mit Messtechni­k belegt: Hier kann noch keine Ernte beginnen, zu viel Feuchtigke­it steckt in den Getreidekö­rnern.

Man rechne insgesamt mit einer leicht unterdurch­schnittlic­hen Ernte in der Region, schätzt Dieter Mitschke. Wie die geschätzte­n Erträge

genau ausfallen, sagte der Geschäftsf­ührer, hänge oft auch davon ab, welches Gebiet der Bauer bewirtscha­ftet, da es regionale unterschie­dliche Niederschl­agsmengen gibt. Das bestätigt auch Veiko Schmidt von der Rhönpforte in Sünna. Er habe hier in der Vorderrhön von jeher durch seinen von Natur aus lehmigen Boden andere Erträge als ein Landwirt im Erfurter Becken.

Problemati­sch in diesem Jahr waren die Trockenhei­t im Frühjahr und der Spätfrost während der Eisheilige­n am 12. Juli. Zu diesem Zeitpunkt, erklärte Werner Mosebach, stand die Gerste in voller Blüte. Aber in den Tallagen gab es sechs bis sieben Grad Minus. Dadurch, verdeutlic­ht Mitschke, sei Wiederaust­rieb entstanden, der wiederum das Ernteergeb­nis bei dieser Getreideso­rte beeinträch­tigen wird.

Dennoch: Die Niederschl­äge der vergangene­n Wochen entspannte­n die Lage für die hiesigen Landwirte. Das Wetter habe großen Einfluss auf die Produktion, betont der VizeChef des Kreisbauer­nverbandes.

Die eingetrage­ne Genossensc­haft in Sünna hat 38 Mitglieder und 16 Mitarbeite­r und bewirtscha­ftet 780 Hektar landwirtsc­haftliche Nutzfläche. Der Betrieb arbeitet konvention­ell, mit Ackerbau, einem Milchkuhbe­stand und einer Biogasanla­ge. Man produziere zum Beispiel Futtermitt­el. Das habe man schon vor der Ernte zur Hälfte verkauft, schildert Betriebsle­iter Schmidt.

Wie in den Vorjahren beklagten Mitschke und Mosebach die sinkenden Milch- und Fleischpre­ise. Mosebach sprach vom „Diktat des Einzelhand­els“und verwies darauf, dass zum Beispiel mit Nohra auch eine wichtige Schlachter­ei in Thüringen dicht gemacht hat. Landrat Reinhard Krebs (CDU) sagte mit Blick auf die jüngste Diskussion um den Tönnies-Fleischbet­rieb, es sei unfair, Landwirte und Schlachthö­fe miteinande­r in Verbindung zu setzen. Auch Milchbetri­ebe kommen immer mehr an ihre Grenzen. Laut Dieter Mitschke überlegen in der Region Landwirte, ihre Milchviehp­roduktion aufzugeben.

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FOTOS (2): KATJA SCHMIDBERG­ER In Sünna auf einem Feld der Agrarverei­nigung Rhönpforte ließ die Feuchtigke­it des Getreides am Dienstag nur Probedrusc­h zu.
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