Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Zweifel an Olympia wachsen

Finden die Tokio-Spiele 2021 statt? Wenn ja, in welchem Format? Von der IOC-Session am Freitag erhoffen sich die Athleten Antworten

- Von Erik Roos

Köln. Wenn Alfons Hörmann an die Olympische­n Spiele im nächsten Jahr denkt, bekommt er langsam leichte Bauchschme­rzen. Er spüre „Steine im Magen, ob es klappen wird“, sagte der DOSB-Präsident gut ein Jahr vor dem Mega-Event im Tokio. Und mit diesen Sorgen ist er längst nicht allein: Auch bei den Athleten wachsen angesichts der weltweit steigenden Coronazahl­en mehr und mehr die Zweifel, ob die für 2021 geplanten Sommerspie­le wirklich stattfinde­n können.

Genau ein Jahr bleibt noch Zeit bis zum zweiten Versuch. Eigentlich wäre er genau jetzt „irgendwo in Japan unterwegs, rund um die Olympische­n

Spiele“, sagte Hörmann. Stattdesse­n stand er in in Hamburg Rede und Antwort. „Wir haben gar nicht die Zeit, uns Gedanken zu machen, was gerade sein könnte. Wir leben im Hier und Jetzt“, sagte der Chef des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s (DOSB).

Genau diese Gegenwart verheißt wenig Gutes, zuletzt hatte die Weltgesund­heitsorgan­isation 230.000 Neuinfekti­onen an nur einem Tag gemeldet. Für Olympische Spiele mit Zuschauern sehe er aktuell ein „erhebliche­s Restrisiko“, sagte Hörmann und fügte an: „Wir müssen und werden auch Alternativ­szenarien durchspiel­en und uns auch mit dem Gedanken anfreunden, dass es eventuell nicht klappen kann“.

Die für 2020 geplanten Sommerspie­le waren wegen der Coronapand­emie auf den Zeitraum vom 23. Juli bis 8. August 2021 verschoben worden. „Wir bereiten uns profession­ell für den Fall vor, dass die Spiele wie geplant in genau einem Jahr stattfinde­n“, sagte Hörmann. Ob es aber wirklich Sinn macht, für ein Sportfest Athleten und Zuschauer aus der ganzen Welt an einem Ort zu versammeln, darf zumindest bezweifelt werden.

Eine Prognose wollte Hörmann indes nicht wagen. „Man kann nur Daumen drücken, beten und hoffen, dass es klappt – aber auch Vorsorge treffen für den Fall, wenn es nicht möglich sein wird“, sagte er. Japan erwägt derweil eine Lockephael rung des Einreiseve­rbots. Man wolle eine Erleichter­ung der Reisebesch­ränkungen für ausländisc­he Athleten und Funktionär­e in Erwägung

ziehen, teilte Olympia-Ministerin Seiko Hashimoto mit.

Bedenken gibt es längst auch unter den Sportlern, etwa bei Ra

Holzdeppe. „Ich glaube, dass man noch in diesem Jahr ein Medikament haben müsste, damit die Spiele stattfinde­n können“, sagte der frühere Stabhochsp­rung-Weltmeiste­r. Zudem werde die Qualifikat­ion angesichts fehlender Wettkämpfe immer schwierige­r.

„Es ist noch Zeit, aber die läuft, und es wird knapp“, sagte der bereits für Tokio qualifizie­rte Säbelfecht­er Max Hartung. Von der ersten virtuellen Session des IOC am Freitag, bei der der modifizier­te Wettkampfk­alender vorgelegt werden soll, erhofft sich auch Hartung Antworten, denn „ich habe momentan eher das Gefühl, dass da wenig von den entscheide­nden Details kommunizie­rt wird.“sid/dpa

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