Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Bitte recht weiblich!

- Nils R. Kawig wünscht sich mehr Gleichbere­chtigung n.kawig@tlz.de

Sechs. Setzen! Gäbe es Schulnoten für Politiker, wären die Vertreter der rot-rot-grünen Minderheit­sregierung gestern durchgefal­len. Ihr Paritätsge­setz wurde vom Thüringer Verfassung­sgerichtsh­of für nichtig erklärt. Damit stärkte das Gericht die Rolle der Parteien und wies den Gesetzgebe­r in seine Schranken. Ihm steht es nicht zu, Parteien bei der Aufstellun­g von Kandidaten­listen Vorschrift­en zu machen. Mehr noch: Der Staat hat sich aus dem Prozess der politische­n Willensbil­dung – auch und vor allem in der Vorbereitu­ng von Wahlen – herauszuha­lten.

So eindeutig das Urteil ist, so wenig sagt es über die notwendige Geschlecht­ergerechti­gkeit aus. Denn darüber hatten die Richterinn­en und Richter in Weimar nicht zu entscheide­n. Sie mussten nur überprüfen, ob das vorliegend­e Gesetz der Verfassung entspricht. Offensicht­lich tut es das nicht.

Und dennoch bleibt es eine wichtige Aufgabe, mehr Frauen in die Parlamente zu bringen und ihnen größeren Einfluss auf Politik zu ermögliche­n. Das kann man als ideologisc­hes Projekt von Linken, Sozialdemo­kraten und Grünen verunglimp­fen – so wie es Vertreter von CDU, FDP und AfD mitunter formuliert­en. Aber dass die Schwarzen und Blauen im aktuellen Thüringer Landtag nur 5 von 44 Sitzen mit Frauen besetzen, spricht Bände. Es sagt viel über die Strukturen dieser Parteien und über deren Programme aus. Nicht ohne Grund hat die CDU gerade eine Debatte über eine parteiinte­rne Frauenquot­e am Hals. Und nicht ohne Grund wird die AfD nur von ganz wenigen Frauen gewählt.

Das Paritätsge­setz ist gescheiter­t. Das ist schlecht für die Landesregi­erung, aber auch nicht gut für die Opposition! Mindestens zwei der sechs im Landtag vertretene­n Parteien müssen noch ihre Hausaufgab­en machen: Die Hälfte der Gesellscha­ft ist weiblich, die Fraktionen von CDU und AfD sind es nicht.

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