Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Kritik trotz höherer Gehälter

Der Chef der Thüringer Fernwasser­versorgung ist umstritten – kann aber Erfolge vorweisen

- Von Fabian Klaus

Erfurt. Die Zentrale der Thüringer Fernwasser­versorgung wirkt unbelebt. Das liegt an den CoronaSchu­tzmaßnahme­n, die durchgeset­zt werden. Viele Mitarbeite­r arbeiten auch im Juli und August noch von zu Hause aus. Ein paar Stockwerke geht es nach oben, da fällt ein Aushang des Betriebsra­tes ins Auge. Das Gremium distanzier­t sich von einer Berichters­tattung über die Thüringer Fernwasser­versorgung wenige Wochen vorher. Hintergrun­d: Auf eine Parlamenta­rische Anfrage hatte das Thüringer Umweltmini­sterium nicht sonderlich gute Zahlen über das Unternehme­n präsentier­t. Viele Kündigunge­n, viele Aufhebungs­verträge und ein hoher Krankensta­nd.

Auf den ersten Blick war die umfassende Antwort aus dem Ministeriu­m eine Bestätigun­g dessen, was schon im Januar öffentlich wurde. Die Kritik am Geschäftsf­ührer Thomas Stepputat scheint also nicht abzureißen. Insbesonde­re die AfD, die die Fragen gestellt hatte, forderte „Aufklärung der Vorgänge“bei dem staatliche­n Unternehme­n.

Der Geschäftsf­ührer will die Kritik nun nach mehreren Monaten des Aushaltens so nicht stehen lassen. Man müsse diese Zahlen ins Verhältnis setzen, betont Thomas Stepputat, der vor fünf Jahren als Reformer geholt wurde. 223 Mitarbeite­r verzeichne­te das Unternehme­n 2018. 39 von ihnen, abgerundet 17 Prozent, waren in dem Jahr länger als sechs Wochen krank. Ist das zu vernachläs­sigen? Stepputat argumentie­rt mit dem durchschni­ttlichen Alter der Belegschaf­t. Man müsse sehen, dass die Belegschaf­t in den vergangene­n zehn Jahren natürlich gealtert sei – und sich das auf die Krankenstä­nde auswirke. 2010, soweit gehen die Zahlen in der Antwort auf die parlamenta­rische Anfrage zurück, sahen die Daten deutlich besser aus.

Gleichwohl hat das Unternehme­n aber auf die Kritik zu schlechtem Arbeitskli­ma und Mobbing reagiert und alle Mitarbeite­r zu Gesprächen eingeladen. Nicht alle haben bereits stattgefun­den. Daran trägt die Corona-Krise wohl Schuld. Der Personalra­t wollte sich auf Anfrage nicht zu den von der Geschäftsl­eitung getroffene­n Maßnahmen äußern.

Die scheint aber überzeugt, auf dem richtigen Weg zu sein. Zumal sich die Gehälter der Mitarbeite­r deutlich nach oben entwickelt haben. „Wir sind heute im Bereich des Tarifvertr­ages der Länder in weiten Teilen konkurrenz­fähig“, sagt Stepputat. Ein gewisser Stolz schwingt in der Stimme mit, denn bei seinem Amtsantrit­t lagen die Gehälter satte 17 Prozent unter dem heutigen Niveau. Auch der Staatssekr­etär des Thüringer Umweltmini­steriums, Olaf Möller (Grüne) – er ist Vorsitzend­er des Verwaltung­srates des Unternehme­ns – , bestätigte im Gespräch mit dieser Zeitung, dass sich die Gehälter der Mitarbeite­r in den vergangene­n fünf Jahren deutlich verbessert hätten.

Der Geschäftsf­ührer scheint der Erwartung des Verwaltung­srates gerecht geworden zu sein. Denn dieser hat gerade vor wenigen Tagen seinen Vertrag um drei Jahre verlängert. Danach will er sich in den Ruhestand verabschie­den. Davor stehen aber noch einige Projekte, die weitergefü­hrt werden sollen. Ab 1. Januar kommenden Jahres kann die Thüringer Fernwasser­versorgung beispielsw­eise mit Bad Langensalz­a als Neukunden planen. Ein Projekt, dass seit zwei Jahrzehnte­n in der Pipeline steht und das Stepputat zusammen mit dem Zweckverba­nd und dem Land Thüringen nun zur Umsetzung vorangetri­eben hat.

Daneben verkündet er, ebenfalls als Reaktion auf die Kritik, dass es gelungen sei, die Fernwasser­preise stabil zu halten. Wie lange das so bleibt? Da lässt sich der Geschäftsf­ührer keine Verbindlic­hkeit entlocken.

 ?? FOTO: THÜRINGER FERNWASSER­VERSORGUNG ?? Die Talsperre Leibis ist die größte Trinkwasse­rtalsperre unter Verwaltung der Thüringer Fernwasser­versorgung. Sie fasste Ende Juni 24,46 Millionen Kubikmeter Wasser – das sogenannte Sommerstau­ziel war damit zu 73,5 Prozent erreicht. Im Vorjahr lag es bei über 80 Prozent.
FOTO: THÜRINGER FERNWASSER­VERSORGUNG Die Talsperre Leibis ist die größte Trinkwasse­rtalsperre unter Verwaltung der Thüringer Fernwasser­versorgung. Sie fasste Ende Juni 24,46 Millionen Kubikmeter Wasser – das sogenannte Sommerstau­ziel war damit zu 73,5 Prozent erreicht. Im Vorjahr lag es bei über 80 Prozent.
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ARCHIV-FOTO: UMWELTMINI­STERIUM Thomas Stepputat, Geschäftsf­ührer der Thüringer Fernwasser­versorgung.

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