Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Rückkehr mit Operngala und Musical nach der Corona-Pause
Landestheater Eisenach stellt Programm für September und Oktober vor – fünf Premieren
Eisenach. Es wird anders als gewohnt. Sonst lag das Spielzeitheft bereits in gedruckter Form in den Auslagen, doch durch Corona gab es seit März keine einzige Aufführung im Eisenacher Landestheater mehr. Der Druck des Spielzeitheftes wurde gestoppt.
Nun meldet sich das Landestheater zurück, um am Mittwoch sein Programm für die Monate September und Oktober vorzustellen. Vorerst wird es, ergänzt der künstlerische Leiter des Landestheaters, Andris Plucis, nur bei Quartal-Plänen bleiben. Das soll auch dem Publikum mehr Sicherheit geben, welche Aufführungen aufgrund der Pandemie-Situation stattfinden können. Mittwoch stellte Plucis das Programm für den Frühherbst vor – mit fünf Premieren. So bricht ab Mitte Oktober mit dem Musical „Saturday Night Fever“das Disco-Fieber in Eisenach aus.
Plucis betont, bewusst mit einem großen Programm in die Spielzeit starten zu wollen, um einen Gegensatz zum Gefühl zu setzen, dass Theater derzeit nur in kleiner, reduzierter Form oder digital möglich sei. Dabei, erklärt er, orientiere man sich streng an allen Corona-Vorgaben. Wichtig werde sein, sagt Andris Plucis, von Monat zu Monat zu entscheiden, wie der Spielplan oder das Sitzplatz-Angebot in den Folgemonaten ausgebaut werden können. Ab September können maximal 96 Gäste eine Aufführung oder ein Konzert besuchen.
Theaterabonnements sind in der nächsten Spielzeit so nicht möglich, bittet Verwaltungsdirektorin Diana Merbach um Verständnis. Abonnenten komme man mit einem Vorkaufsrecht entgegen. Der Rest gehe später in den freien Verkauf.
Das Einhalten des Mindestabstandes bestimmt auch das Leben auf der Bühne. Innovativ sind die Verantwortlichen in Eisenach damit umgegangen, wenn man sich das Programm anschaut. Da steht etwa der Ballettabend „Wir“, der am 26. September Premiere feiern wird. Es war Plucis’ Idee, die Corona-Zeit in eine Choreografie umzusetzen, die letztlich jedoch auch ohne die Pandemie auf der Bühne so stattfinden kann. Grundlage sind die Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach, getanzt werden vorwiegend Soli, die DoppelPas
de deux werden von den zwei Paaren der Kompanie besetzt.
Dass Abstandsregeln das eigene Spiel befruchten können, diese Erfahrung hat auch Christine Hofer als Leiterin des Jungen Schauspiels während der Proben für „Charleys Tante“gemacht. Die Einhaltung des Mindestabstands habe kreative Lösungen hervorgebracht, die die Schauspieler, betont Hofer, unbedingt endlich vor Publikum zeigen wollen.
Regelmäßige Tests der Akteure werden im Theater diskutiert
Bei „Saturday Night Fever“unter der Regie von Iris Limbarth, die bereits mit „Fame“in Eisenach sehr erfolgreich war, stecke man hingegen mitten in den Überlegungen, wie man die Sicherheit für die Darsteller und das Team bei den baldigen gemeinsamen Proben gewährleisten kann. Auch das regelmäßige Testen auf eine mögliche Infektion ist im Gespräch.
Kreative wie spontan umsetzbare Lösungen, um auftreten zu können, sucht derzeit auch die Intendantin der Thüringen-Philharmonie Gotha-Eisenach. Das Orchester wird natürlich bei den Ballettabenden auftreten und auch Konzerte geben. So hat Intendantin Michaela Barchevitch das Programm des ersten Sinfoniekonzertes mit der Thüringen-Philharmonie am 9. Oktober in Eisenach geändert. Zu hören sind Stücke von Angehelus Dinicu, die „Apollon Musagète“von Igor Strawinsky sowie zwei Werke von Sylvie Bodorová.
Dafür habe sie bekannte Solisten wie Roman Patkoló und Miriam Rodriguez Brüllova gewinnen können. Es wird keine Pause geben, dafür aber zwei Termine am gleichen Abend, erklärt Barchevitch. Das Orchester wird am 23. Oktober auch eine Operngala in Eisenach gestalten, ebenso ein Sonderkonzert im Rahmen des Bachfestes und Konzerte zum Sinfonischen Wochenende Ende August in der Wandelhalle geben.
Ob alle Musiker hingegen für das im Winter geplante Ballett „Der Nussknacker“im Orchestergraben spielen können, ist derzeit wie vieles andere auch offen. Hier müsse man den August und September abwarten, meint Plucis. „Wir werden zum Teil sehr experimentell vorgehen müssen“, sagt letztlich der künstlerische Leiter.