Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Fallschirmspringen bis 23 Uhr wird kritisiert
Bundeswehr-Spezialisten trainieren zehn Tage lang auf der Dädalus-Basis am Verkehrslandeplatz Kindel bei Eisenach
Kindel. Christoph Aarns, Kopf des am Verkehrslandeplatz Kindel ansässigen Fallschirmclubs Dädalus will keinen Stress. Er will auch so wenig Aufsehen um die zehntägige Übung von Fernspähern der Bundeswehr in der Dädalus-Heimstätte. Dabei spült diese seit Jahren über zehn Tage stattfindende Bundeswehrübung dem kommerziell ausgerichteten Verein gutes Geld in die durch die Coronakrise derzeit klamme Kasse. Doch Stress hat Aarns, durch Beschwerden von Anliegern vor allem wegen der Nachtspringen, die bis 23 Uhr gestattet sind.
Aus dem Trainingsbetrieb der Bundeswehr lässt sich kein Geheimnis machen, denn die Fallschirmspringerbasis liegt gut sichtbar am Verkehrslandeplatz und Bundeswehrfahrzeuge mit dem Roten Kreuz stechen Passanten ebenso ins Auge wie die aus dem Himmel fallenden Soldaten mit Spezialschirmen und -ausrüstung. Die Fernspäher finden auf dem Kindel ideale Bedingungen vor, weshalb sie immer wieder gerne an diese Basis kommen.
In der ersten Woche mit der Dädalus-Maschine im Training
Die Bundeswehrspezialisten trainieren Dinge, die normale Fallschirmspringer nicht tun. Die erste Woche transportierte das DädalusFlugzeug die Soldaten in die Höhe. Mittlerweile ist eine (zivile) Bundeswehrmaschine
für diese Aufgabe im Einsatz. Bis Freitagmittag läuft die Übung noch. An zwei Tagen pro Woche waren und sind Nachtspringen erlaubt, sagt Thomas Doberstau, Geschäftsführer der Flugplatzgesellschaft. Sie hat das genehmigt, weil hier nicht irgendwer trainiert, sondern die Bundeswehr. „Das ist eine wichtige Ausbildung“, sagt Doberstau und stützt damit den Hausherren Christoph Aarns, der das Springen aus fachlicher Sicht, aber doch nur als Zaungast begleitet. In den zehn Trainingstagen hat die Bundeswehr am Platz das Sagen.
Via Facebook berichtete Dädalus stolz über die Nachtspringen und einen Tag mit immerhin 33 Loads. Ein Load ist ein Durchgang, der Springer in Absprunghöhe bringt.
Das Wetter war bis zum gestrigen Mittwoch fast ideal. Der teils stürmische Wind hielt die BundeswehrFraktion nicht vom Springen ab.
Im Dädalus-Betrieb, sagt Christoph Aarns, wäre das Springen eingestellt worden. Nicht aber für die
Fernspäher. Einer der Kritiker ist Daniel Steffan, der Ex-Bürgermeister der Gemeinde. Er hat Aarns mit den Vorwürfen konfrontiert und sucht gemeinsam mit „Leuten aus dem Gemeinderat“nun ein Gespräch mit der Dädalus-Spitze, um „mehr Struktur in die Abläufe zu bringen“. Das Nachtspringen bis 23 Uhr ist der Hauptkritikpunkt. Geschäftsführer Doberstau hält dagegen, dass es bis dahin gerade mal eine Stunde Nacht, der zeitliche Rahmen also eng gesteckt sei.
Club kann das Hygienekonzept umsetzen
Christoph Aarns ist von den Kritiken genervt, sieht die gute Arbeit der Dädalanten auf dem Kindel über die die Saison und Jahre beschädigt. Zehn Tage Bundeswehrübung seien doch nicht der Maßstab für den allgemeinen Sprungbetrieb. Vor allem unter Coronabedingungen leiste Dädalus gute Arbeit mit einem bestätigten Hygienekonzept. Einige traditionelle Wettbewerbe fallen Corona aber zum Opfer, der Mini-Meet zum Beispiel oder die Meisterschaft im 16er Formationsspringen. Diese Veranstaltungen gäben die coronabedingten Auflagen einfach nicht her, sagt Aarns.
Nach Abzug der Bundeswehr stehen 16 Tage ziviler Betrieb am Stück auf dem Plan. Die Mitteldeutsche Meisterschaft im 4er und 8er Formationsspringen am 15./16. August wird ebenfalls über die Bühne gehen.