Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Der Wald gibt für Hobbyforscher viele Geheimnisse preis
Norman Zenk aus Eisenach interessiert sich für die Besiedelung des Eisenacher Raums und sucht nach Spuren
Eisenach. Der Eisenacher Norman Zenk besitzt ein ausgeprägtes Faible für die Geschichte vergangener Zeiten, Epochen und Kulturen. In jeder freien Minute durchstreift der 38-Jährige mit Begeisterung die Natur rund um die Wartburgstadt auf der Suche nach Spuren frühzeitlicher Besiedlungsorte. Seine Entdeckungen im Raum Eisenach ordnet der Hobbyhistoriker oft in eine Zeit vor 4000 Jahren ein.
Die ältesten Siedlungsspuren im Eisenacher Raum reichen nach allgemeiner Expertenmeinung 5500 Jahre zurück. Eine kleine Siedlung der linearbandkeramischen Kultur befand sich im Bereich der ehemaligen Tongruben. Den Funden zufolge, sei dort Ackerbau und Viehzucht betrieben worden, heißt es in der Vorgeschichte der Stadt.
Spuren menschliche Geschäftigkeit finden sich in den Bereichen der Eisenacher Burg und des Metilsteins für das Auge des Laien noch recht gut. Aber am Rudolfsstein auf dem Breitengescheid ist die Spurensuche schon weitaus schwieriger. Norman Zenk besitzt enorme Vorstellungskraft, wie der „Rudolfissteynn (nach Rudolf von Varila) in Grundzügen grob ausgesehen haben könnte. Bei einem seiner kürzlich erfolgten Streifzüge entdeckte er dort Reste einer eingefallenen Höhle. „Natürlichen Ursprungs ist die definitiv nicht“, meint der Hobbyforscher, der weiß, dass Grabungen tabu sind.
Mutmaßliche Festung zwischen Paulinenhöhe und Hoher Sonne
Er vermutet auf dem Höhenzug von der Paulinenhöhe zur Hohen Sonne entlang der heutigen B19 ebenfalls eine frühzeitliche Festungsanlage recht großen Ausmaßes. Auf seinem Arbeitsweg kommt der Betreiber des Imbiss Wilhelmsthal dort täglich vorbei. Zu seiner Auffassung über eine einst dort existierende, höchstwahrscheinlich hölzerne Festungsanlage gelangt Norman Zenk aufgrund von parallel zur Straße verlaufender terrassenförmiger Absätze. Nach seiner Einschätzung rühren diese weniger vom Wegebau, sondern vielmehr von Palisaden-Einzäunungen her.
An den Felspartien aus dem sogenannten Wartburgkonglomerat unweit der in den Fels eingelassenen Gedenktafel für Prof. Dr. H. Stoetzer am Beginn des Dornheckenweges im Mariental entdeckt Norman Zenk, der sich seit etwa fünf Jahren sehr intensiv mit der Geschichte vergangener Kulturen beschäftigt, unerklärliche Skulpturen, die seiner Ansicht nicht natürlichen Ursprungs sind. Beispielsweise fand er Andeutungen für eine überdimengroße Hand, die er mit der Megalithkultur vergleicht.
„Leider ist viel verwittert“, sagt der Hobbyforscher, während er ein wenig Moos vom Fels entfernt. Bei dieser Fundstelle denkt er an einen Kult- oder Gebetsort. Wenige Schritte höher entdeckt er in einer gut drei Meter breiten Felsspalte in Stein gehauene Aussparungen, die einst als Balkenauflagen gedient haben mochten. Noch ein wenig höher steht er vor einer schmalen Höhle, die mit etwa zehn Metern recht tief in den Berg reicht. Aufgrund der stark abfallenden Temperatur gelangt er zum Schluss, dass dieser gut begehbare Höhlenspalt den Ururur-Eisenachern als Kühlschrank diente.
Im Laufe der letzten Jahre entdeckte er nach eigenen Angaben etwa 100 Stellen und Orte in den Wäldern, die Spuren nichtnatürlichen
Ursprungs aufweisen. „Man muss schon sehr aufmerksam durch die Landschaft laufen, um etwas zu entdecken“, sagt der Hobby-Forscher. Häufig ist es nur gehauener Fels, der seine Fundorte ausmacht. „Waagerechte und senkrechte Linien kann die Natur nicht schaffen“, fährt er fort. Der Regen mehrere Jahrhunderte habe diese Kanten jedoch sehr ausgewaschen. Neben behauenem Stein entdeckte er an einigen Fundorten
auch Reste von Fels-Verblendungen mit hellerem Naturstein sowie sehr häufig verbrannten Erdboden einstiger Feuerstellen. Für die wissenschaftliche Aufarbeitung seiner Entdeckungen fehle am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Thüringen Geld. Grabungen sei nur zu rechtfertigen, wenn Fundstücke, wie Schmuck oder Gebrauchsgegenstände zu erwarten sind, erfuhr er.