Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Natur-Training und Corona-Ungewissheit
Die Winter-Vorbereitung läuft für die Skispringer nicht optimal. Für Eisenbichler ist das kein Grund zu jammern
Siegsdorf. Sein abwechslungsreiches Trainingslager in Corona-Zeiten hatte Markus Eisenbichler direkt vor der Haustür. Die Alpen in unmittelbarer Nähe, Platz auf dem heimischen Hof und schönes Wetter: So ließ sich die ungewöhnliche Saisonvorbereitung für den Skispringer und Naturburschen aushalten. „Ich konnte Rad fahren und bald schon wieder durfte man auch auf die Berge gehen und klettern“, berichtet Eisenbichler von den ersten Monaten der Coronakrise und klingt dabei keinesfalls wie jemand, der mit den Abstandsregeln und zunächst ausgefallenen Lehrgängen große Probleme gehabt hätte. „So konnte ich meinen Körper fit machen für den kommenden Winter.“
Mittlerweile springt der 29-jährige Eisenbichler und seine Kollegen wieder von den Schanzen und feilen an ihrer Form für den HighlightWinter mit Skiflug-WM, Vierschanzentournee und Heim-WM in Oberstdorf. Weit reisen müssen die Adler des Deutschen Skiverbandes dafür nicht – anders als die Alpinen, die dies normalerweise tun würden.
Trainingslager in der südlichen Hemisphäre, etwa in Chile oder Neuseeland, sind aktuell wegen der Coronavirus-Pandemie nicht möglich. „Das fällt alles flach“, sagt Abfahrer Josef Ferstl. „Das ist superschade. Aber jetzt sind wir Sportler eben noch mehr gefordert. Jeder muss sich auf seine vier Buchstaben setzen und sich selbst motivieren.“
Das gilt auch für Eisenbichler, der mit der Motivation nach eigenen Angaben keine Probleme hat. „Das Feuer ist noch da wie eh und je“, sagt er. Die Zeit in der Heimat hat er nicht nur zur Verbesserung der körperlichen Fitness genutzt – sie tat ihm auch abseits des Sports gut. „Drei Monate am Stück zu Hause war ich vorher in meiner sportlichen Karriere noch nie“, erklärt er. „Das war sehr angenehm, mal ein bisschen Zeit mit meiner Freundin und meiner Familie zu verbringen.“
Abschalten und das Training richtig dosieren: Das scheint dem Dreifach-Weltmeister in diesem Jahr besser zu gelingen, als im vergangenen
Sommer. Die richtige Balance aus Training und Entspannung ist für „Eisei“ein zentraler Erfolgsfaktor.
„Ich wollte letztes Jahr schauen, wie weit ich mich noch verbessern kann, habe viel trainiert“, sagt er. „Irgendwann war es dann aber kein lockeres, entspanntes Training mehr, sondern eher ein Kampf.“Eisenbichler kam schwer in Form und belegte in der Saison nach seinem Traum-Winter mit drei Goldmedaillen bei der WM in Seefeld im Gesamtweltcup nur Rang 23.
Frisch im Kopf und austrainiert will der Siegsdorfer 2020/21 wieder an seine alten Leistungen anknüpfen. Ob mit oder ohne Zuschauer, darüber versucht er möglichst wenig nachzudenken.
Markus Eisenbichler will an seine Leistungen aus der Vorsaison anknüpfen.