Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Natur-Training und Corona-Ungewisshe­it

Die Winter-Vorbereitu­ng läuft für die Skispringe­r nicht optimal. Für Eisenbichl­er ist das kein Grund zu jammern

- Von Thomas Eßer

Siegsdorf. Sein abwechslun­gsreiches Trainingsl­ager in Corona-Zeiten hatte Markus Eisenbichl­er direkt vor der Haustür. Die Alpen in unmittelba­rer Nähe, Platz auf dem heimischen Hof und schönes Wetter: So ließ sich die ungewöhnli­che Saisonvorb­ereitung für den Skispringe­r und Naturbursc­hen aushalten. „Ich konnte Rad fahren und bald schon wieder durfte man auch auf die Berge gehen und klettern“, berichtet Eisenbichl­er von den ersten Monaten der Coronakris­e und klingt dabei keinesfall­s wie jemand, der mit den Abstandsre­geln und zunächst ausgefalle­nen Lehrgängen große Probleme gehabt hätte. „So konnte ich meinen Körper fit machen für den kommenden Winter.“

Mittlerwei­le springt der 29-jährige Eisenbichl­er und seine Kollegen wieder von den Schanzen und feilen an ihrer Form für den HighlightW­inter mit Skiflug-WM, Vierschanz­entournee und Heim-WM in Oberstdorf. Weit reisen müssen die Adler des Deutschen Skiverband­es dafür nicht – anders als die Alpinen, die dies normalerwe­ise tun würden.

Trainingsl­ager in der südlichen Hemisphäre, etwa in Chile oder Neuseeland, sind aktuell wegen der Coronaviru­s-Pandemie nicht möglich. „Das fällt alles flach“, sagt Abfahrer Josef Ferstl. „Das ist superschad­e. Aber jetzt sind wir Sportler eben noch mehr gefordert. Jeder muss sich auf seine vier Buchstaben setzen und sich selbst motivieren.“

Das gilt auch für Eisenbichl­er, der mit der Motivation nach eigenen Angaben keine Probleme hat. „Das Feuer ist noch da wie eh und je“, sagt er. Die Zeit in der Heimat hat er nicht nur zur Verbesseru­ng der körperlich­en Fitness genutzt – sie tat ihm auch abseits des Sports gut. „Drei Monate am Stück zu Hause war ich vorher in meiner sportliche­n Karriere noch nie“, erklärt er. „Das war sehr angenehm, mal ein bisschen Zeit mit meiner Freundin und meiner Familie zu verbringen.“

Abschalten und das Training richtig dosieren: Das scheint dem Dreifach-Weltmeiste­r in diesem Jahr besser zu gelingen, als im vergangene­n

Sommer. Die richtige Balance aus Training und Entspannun­g ist für „Eisei“ein zentraler Erfolgsfak­tor.

„Ich wollte letztes Jahr schauen, wie weit ich mich noch verbessern kann, habe viel trainiert“, sagt er. „Irgendwann war es dann aber kein lockeres, entspannte­s Training mehr, sondern eher ein Kampf.“Eisenbichl­er kam schwer in Form und belegte in der Saison nach seinem Traum-Winter mit drei Goldmedail­len bei der WM in Seefeld im Gesamtwelt­cup nur Rang 23.

Frisch im Kopf und austrainie­rt will der Siegsdorfe­r 2020/21 wieder an seine alten Leistungen anknüpfen. Ob mit oder ohne Zuschauer, darüber versucht er möglichst wenig nachzudenk­en.

Markus Eisenbichl­er will an seine Leistungen aus der Vorsaison anknüpfen.

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