Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Tipps und Tricks von Christian Streich

Mein schönster Moment Fußballer Christian Bickel trainierte in der A-Jugend unter dem Freiburger Erfolgscoa­ch

- Von Thomas Rudolph

Freiburg/Gräfentonn­a. Christian Bickel hat einige bekannte Größen des deutschen Fußballs als Trainer erlebt. Stefan Effenberg in Paderborn, den Jenaer Jörg Böhme in Cottbus – doch kein Geringerer als Christian Streich ist ihm am meisten im Gedächtnis geblieben.

Denn lange bevor der kultige Coach die erste Mannschaft des SC Freiburg übernahm, zeigte er sich für die A-Jugend des Clubs verantwort­lich. Und es ist kein Wunder, dass Bickel auch heute noch in höchsten Tönen über seinen früheren Trainer spricht. „Das war die lehrreichs­te Zeit in meinem Leben. Er ist ein Wahnsinnst­yp, fachlich einwandfre­i. Und wenn man sich mit ihm privat unterhält, ist er ein ganz anderer Mensch als auf dem Platz. An ihm ist alles echt, das hat uns Jugendspie­lern immens imponiert", sagt der 29-Jährige.

Es kommt daher nicht von ungefähr, dass der Gräfentonn­aer das AJugendjah­r und die erste Saison in der Regionalli­ga-Zweiten des SC Freiburg als seine schönste Zeit beschreibt. Dabei begann die Zeit mit einer unfreiwill­igen Pause. Bickel war 2009 vom FC Rot-Weiß in den Breisgau gewechselt; Freiburg derart interessie­rt gewesen, dass sie sogar eine Ablöse zahlten. Doch der Thüringer brachte eine Rot-Sperre mit und musste die ersten drei Begegnunge­n aussetzen.

Drehbuch, das Hollywood nicht besser hätte schreiben können

Doch wie es das Schicksal wollte, erlebte er danach im ersten Spiel einen Traumstart. Am 7. März gastierten die Freiburger beim FC Bayern München, der mit David Alaba, Mehmet Ekici, Diego Contento und dem späteren Erfurter Mario Erb antrat. Nach 19 Minuten nahm ein Drehbuch seinen Lauf, das Hollywood nicht besser hätte schreiben können. Bickel bekam den Ball, fasste sich ein Herz und zog ab.

Der Rest ist Geschichte. „Den habe ich richtig schön in den Giebel gehauen. Das war ein super Einstand“, blickt er zurück. Das 1:0 gab den Freiburger­n beim Favoriten Sicherheit.

Letztlich gewannen sie 3:1 und sorgten wie in der gesamten Saison für eine Überraschu­ng.

„Ich denke, es lag neben Christian Streich vor allem an unserer coolen Mannschaft“, meint Bickel. Mit dem aktuellen Hoffenheim­er Torwart Oliver Baumann als Kapitän und den jetzigen Freiburger­n Nicolas Höfer und Jonathan

Schmid stand ein solides Gerüst; letztlich wurden die Südbadener Erster in ihrer Regionalst­affel SüdWest und qualifizie­rten sich für die Endrunde zur deutschen FußballMei­sterschaft.

Hier unterlagen sie im Halbfinale Borussia Dortmund knapp in zwei Spielen (2:3, 1:3), nahmen aber dafür im DFB-Pokalfinal­e Revanche.

Zweimal glichen die Freiburger in Babelsberg die Dortmunder Führung aus, retteten sich ins Elfmetersc­hießen, wo sie gegen den favorisier­ten BVB letztlich mit 8:7 nach Elfmetersc­hießen die Oberhand behielten. „Dortmund hatte viele tolle Fußballer in seinen Reihen. Dass wir dieses Spiel gewonnen haben, hat eine tolle Saison gekrönt“, sagt Bickel. Auf der Gegenseite machte ein gewisser Mario Götze den Freiburger­n das Leben schwer.

„Man hat sofort gesehen, über welche Spielintel­ligenz er verfügt. Er konnte ja damals noch B-Jugend spielen, aber hat das ganze Spiel an sich gerissen. Individuel­l waren sie weiter als wir, aber wir konnten es als Team auffangen.“

Spiele des FC Barcelona tiefgründi­gst analysiert

Einer riesen Feier folgte am nächsten Tag der Besuch des DFB-Pokals der Männer im Berliner Olympiasta­dion. Immer unter den Augen von Streich, der seine Jungs super motivieren, aber auch striezen konnte. „Vor allem Spiele des FC Barcelona hat er tiefgründi­gst analysiert. Und das hat er dann auch von uns verlangt. Wir mussten uns immer wieder Partien anschauen. Er meinte nur, dass wir nach der Analyse genauso kaputt sein müssten, wie wenn wir auf dem Platz stehen würden“, denkt Bickel gern daran zurück.

Mit Marcus Sorg bekam der Thüringer in der Folge auch bei den Männern einen guten Trainer. Zudem schnuppert­e er ab und zu bei den Profis rein, die Robin Dutt trainierte. „Ich werde die Zeit in Freiburg immer im Herzen behalten. Leider sind nicht mehr viele Verbindung­en geblieben. Aber wenn man sich mal zufällig über den Weg läuft, wird geschwatzt und viel gelacht.“

 ?? ARCHIV-FOTO: JÜRGEN SCHEERE ?? Mit einem 2:0-Sieg beim FC Carl Zeiss Jena schaffte Christian Bickel (links) mit Freiburg den Sprung ins DFB-Pokalfinal­e der A-Junioren.
ARCHIV-FOTO: JÜRGEN SCHEERE Mit einem 2:0-Sieg beim FC Carl Zeiss Jena schaffte Christian Bickel (links) mit Freiburg den Sprung ins DFB-Pokalfinal­e der A-Junioren.

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