Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Tipps und Tricks von Christian Streich
Mein schönster Moment Fußballer Christian Bickel trainierte in der A-Jugend unter dem Freiburger Erfolgscoach
Freiburg/Gräfentonna. Christian Bickel hat einige bekannte Größen des deutschen Fußballs als Trainer erlebt. Stefan Effenberg in Paderborn, den Jenaer Jörg Böhme in Cottbus – doch kein Geringerer als Christian Streich ist ihm am meisten im Gedächtnis geblieben.
Denn lange bevor der kultige Coach die erste Mannschaft des SC Freiburg übernahm, zeigte er sich für die A-Jugend des Clubs verantwortlich. Und es ist kein Wunder, dass Bickel auch heute noch in höchsten Tönen über seinen früheren Trainer spricht. „Das war die lehrreichste Zeit in meinem Leben. Er ist ein Wahnsinnstyp, fachlich einwandfrei. Und wenn man sich mit ihm privat unterhält, ist er ein ganz anderer Mensch als auf dem Platz. An ihm ist alles echt, das hat uns Jugendspielern immens imponiert", sagt der 29-Jährige.
Es kommt daher nicht von ungefähr, dass der Gräfentonnaer das AJugendjahr und die erste Saison in der Regionalliga-Zweiten des SC Freiburg als seine schönste Zeit beschreibt. Dabei begann die Zeit mit einer unfreiwilligen Pause. Bickel war 2009 vom FC Rot-Weiß in den Breisgau gewechselt; Freiburg derart interessiert gewesen, dass sie sogar eine Ablöse zahlten. Doch der Thüringer brachte eine Rot-Sperre mit und musste die ersten drei Begegnungen aussetzen.
Drehbuch, das Hollywood nicht besser hätte schreiben können
Doch wie es das Schicksal wollte, erlebte er danach im ersten Spiel einen Traumstart. Am 7. März gastierten die Freiburger beim FC Bayern München, der mit David Alaba, Mehmet Ekici, Diego Contento und dem späteren Erfurter Mario Erb antrat. Nach 19 Minuten nahm ein Drehbuch seinen Lauf, das Hollywood nicht besser hätte schreiben können. Bickel bekam den Ball, fasste sich ein Herz und zog ab.
Der Rest ist Geschichte. „Den habe ich richtig schön in den Giebel gehauen. Das war ein super Einstand“, blickt er zurück. Das 1:0 gab den Freiburgern beim Favoriten Sicherheit.
Letztlich gewannen sie 3:1 und sorgten wie in der gesamten Saison für eine Überraschung.
„Ich denke, es lag neben Christian Streich vor allem an unserer coolen Mannschaft“, meint Bickel. Mit dem aktuellen Hoffenheimer Torwart Oliver Baumann als Kapitän und den jetzigen Freiburgern Nicolas Höfer und Jonathan
Schmid stand ein solides Gerüst; letztlich wurden die Südbadener Erster in ihrer Regionalstaffel SüdWest und qualifizierten sich für die Endrunde zur deutschen FußballMeisterschaft.
Hier unterlagen sie im Halbfinale Borussia Dortmund knapp in zwei Spielen (2:3, 1:3), nahmen aber dafür im DFB-Pokalfinale Revanche.
Zweimal glichen die Freiburger in Babelsberg die Dortmunder Führung aus, retteten sich ins Elfmeterschießen, wo sie gegen den favorisierten BVB letztlich mit 8:7 nach Elfmeterschießen die Oberhand behielten. „Dortmund hatte viele tolle Fußballer in seinen Reihen. Dass wir dieses Spiel gewonnen haben, hat eine tolle Saison gekrönt“, sagt Bickel. Auf der Gegenseite machte ein gewisser Mario Götze den Freiburgern das Leben schwer.
„Man hat sofort gesehen, über welche Spielintelligenz er verfügt. Er konnte ja damals noch B-Jugend spielen, aber hat das ganze Spiel an sich gerissen. Individuell waren sie weiter als wir, aber wir konnten es als Team auffangen.“
Spiele des FC Barcelona tiefgründigst analysiert
Einer riesen Feier folgte am nächsten Tag der Besuch des DFB-Pokals der Männer im Berliner Olympiastadion. Immer unter den Augen von Streich, der seine Jungs super motivieren, aber auch striezen konnte. „Vor allem Spiele des FC Barcelona hat er tiefgründigst analysiert. Und das hat er dann auch von uns verlangt. Wir mussten uns immer wieder Partien anschauen. Er meinte nur, dass wir nach der Analyse genauso kaputt sein müssten, wie wenn wir auf dem Platz stehen würden“, denkt Bickel gern daran zurück.
Mit Marcus Sorg bekam der Thüringer in der Folge auch bei den Männern einen guten Trainer. Zudem schnupperte er ab und zu bei den Profis rein, die Robin Dutt trainierte. „Ich werde die Zeit in Freiburg immer im Herzen behalten. Leider sind nicht mehr viele Verbindungen geblieben. Aber wenn man sich mal zufällig über den Weg läuft, wird geschwatzt und viel gelacht.“