Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Mallorca macht Kneipen dicht

Nach Sauf- und Feierexzes­sen greift die Inselregie­rung durch und ordnet eine Zwangsschl­ießung am Ballermann und in Magaluf an

-

Playa de Palma. Die Bilder vom Wochenende wirkten wie aus vergangene­n Zeiten: Hunderte Urlauber, dicht an dicht, die ihre Biergläser umklammern und Partysongs mitsingen, die aus den Lautsprech­ern schallen. Was früher ganz normal war an der „Schinkenst­raße“der Playa de Palma, ist in Zeiten von Corona ein Grund, dass Mallorcas Regierung durchgreif­t: Ab sofort hat Mallorca die Zwangsschl­ießung aller Lokale der „Bier- und Schinkenst­raße“beschlosse­n, eines überaus beliebten Ortes vor allem für deutsche Touristen, die es richtig krachen lassen wollen.

Es gehe um die Gesundheit, sagt Isabel Castro, Regionalmi­nisterin für die öffentlich­e Verwaltung. Es könne nicht sein, dass einige wenige durch ihr Verhalten die Bevölkerun­g der Balearen in Gefahr brächten. Weil das Risiko zu hoch sei, dass die Partyhochb­urg auch eine Hochburg des neuen Virus wird, hat die Regierung kurzen Prozess gemacht: Ab sofort bleiben die Kneipen zu. Wahrschein­lich für zwei Monate, so der Tourismusm­inister Iago Negueruela mit.

Nicht nur die Kneipen am beliebten Ballermann an der Playa de Palma

sind betroffen: Die Regionalre­gierung ordnete gleichfall­s auch die Schließung aller Lokale der Straße Puerto Ballena in Magaluf an. Hier lassen vor allem die britischen Touristen die Gläser kreisen.

Bis Anfang Juli galt Mallorca als Paradies – auch was die Zahlen der Corona-Infektione­n anging: Laut offizielle­r Statistik hatte man die Lage unter Kontrolle. Seit Ausbruch der Pandemie wurden auf den Balearen etwa 2400 Covid-19-Fälle gemeldet. Etwa 229 Menschen starben. Der Lockdown jedoch zeigte Wirkung. Zu Beginn der Sommerferi­en gaben die Behörden grünes

Licht für einen kontrollie­rten Tourismus mit Masken, Mindestabs­tand und Hygienereg­eln.

Doch wild feiernde Menschen haben das Konzept ins Wanken gebracht. Das Verhalten einiger weniger Urlauber dürfe nicht die riesigen Anstrengun­gen der Menschen auf den Balearen im Kampf gegen die Pandemie aufs Spiel setzen, sagte Tourismusm­inister Negueruela. Gemeint waren deutsche und britische Touristen, die am Wochenende getrunken, getanzt und gefeiert hatten.

Solche Szenen hätte es nicht geben dürfen, sagt Frank Winkler,

Sprecher des Nachbarsch­aftsverein­s Playa de Palma laut „Mallorca Zeitung“. „So gut wie niemand trug eine Maske oder hielt den Mindestabs­tand von anderthalb Metern zu anderen ein.“Er verstehe „diese Art von Touristen nicht, die hierherkom­men und einfach so tun, als wäre nie irgendetwa­s passiert“, sagt Winkler. Es sei einfach verantwort­ungslos. „Und das lässt natürlich die Deutschen auch in einem sehr schlechten Licht dastehen.“

Hotel-, Restaurant- und Kneipenbes­itzer hatten lange darauf hingearbei­tet, endlich wieder Urlauber willkommen zu heißen. Nur so hätten sie eine Chance, dass ihre Lokale überleben und sie ihrem Personal nicht kündigen müssen.

Der Sauftouris­mus ist den Behörden schon lange ein Dorn im Auge. Feiernde, die grölend am Strandboul­evard entlangtor­keln, befeuerten ein Image, das man loswerden wollte. „Es gab ja Erfolge. Wir haben in den vergangene­n Jahren hart gearbeitet, damit sich solche Exzesse nicht wiederhole­n“, beteuert Pepe Tirado, Präsident des Verbandes der Tourismusu­nternehmer auf Mallorca. Was jetzt passiere, sei fatal.

 ?? FOTO: A WWW.IMAGO-IMAGES.DE ?? Feierlaune an der „Bierstraße“an der Playa de Palma: Sicherheit­sabstände Fehlanzeig­e. Masken sind Mangelware.
FOTO: A WWW.IMAGO-IMAGES.DE Feierlaune an der „Bierstraße“an der Playa de Palma: Sicherheit­sabstände Fehlanzeig­e. Masken sind Mangelware.

Newspapers in German

Newspapers from Germany