Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Diskussion ist ein Scheingefe­cht

- Helmer Wenck, Weimar

Zu „Deutsche wollen die Wehrpflich­t zurück“und „Drohnen-Gegner reden Unsinn“in der TLZ vom 9. Juli.

Diese Hauptübers­chriften halte ich für irreführen­d und anmaßend, meilenweit entfernt von seriösem Journalism­us. Hinsichtli­ch der Wiedereinf­ührung der Wehrpflich­t wird ein Stimmungsb­ild der Zustimmung suggeriert, das so nicht akzeptabel, weil aus meiner Sicht nicht zutreffend, ist. Dass man von 502 Befragten, also gerade mal 0,000006275 Prozent der Bevölkerun­g, auf die Meinung „der Deutschen“schließt, will ich nicht kommentier­en. Wehrdienst, den die eine Hauptübers­chrift ja vorrangig ins Blickfeld rückt, hat bekannterm­aßen immer den Einsatz von Waffen, also auch eine Gefahr für das eigene Leben, im Gepäck. Betrachte ich deshalb, wie das Abstimmung­sergebnis derer aussieht, die diesen Dienst zu erbringen, die Gefahr auf sich zu nehmen haben, ist, anders als es die Überschrif­t suggeriert, eine überwältig­ende Ablehnung zu verzeichne­n. Die Zustimmung­swerte werden also offensicht­lich von Probanden nach oben gedrückt, die mit der Wehrpflich­t im Grunde gar nichts zu tun haben. Allein die Tatsache, dass man für zwei, in ihrer Auswirkung auf den einzelnen Bürger so unterschie­dliche Sachverhal­te wie Wehrdienst und Zivildiens­t, im „Paket“die Zustimmung­swerte abfragt, hat für mich schon den Hauch von Suggestion. Hinsichtli­ch des Artikels „Drohnen-Gegner reden Unsinn“erlaube ich mir, an eine einschlägi­ge Diskussion in dieser Zeitung im Juli 2014 zu erinnern. Ich stelle auch fest, dass sich an den Argumentat­ionen nichts geändert hat. Frau KrampKarre­nbauer hat die Argumente von Frau von der Leyen fast 1:1 übernommen. Insofern ist Frau Keul (Grüne) Recht zugeben, dass die ganze Diskussion nur ein „Scheingefe­cht“ist und auf die anstehende­n Entscheidu­ngen wohl kaum Einfluss haben wird. Lediglich der Ton ist rauer und unsachlich­er geworden. Dass abweichend­e Meinungen als „Unsinn“bezeichnet werden ist neu, lässt aber tief blicken. Von Demokratie und Meinungsst­reit reden ist die eine Seite, das aber auch auszuhalte­n, ist offensicht­lich etwas ganz anderes. In einem Leserbrief am 16.7.2014 habe ich bereits meine Positionen zur Anschaffun­g und dem Einsatz von Drohnen zum Ausdruck gebracht. Gern möchte ich aber diesen „Unsinn“nochmals bekräftige­n. Kampfdrohn­en sind für mich die Perversion militärisc­hen Denkens. Die Praxis der Drohnenein­sätze zeigt, dass sie faktisch aus dem Hinterhalt abgefeuert werden und dem Gegner kaum Abwehrmögl­ichkeiten bieten. Bewaffnete Kampfdrohn­en sind für mich moderne „Heckenschü­tzen“! Der Luxus der großen Entfernung des Schützen vom Zielort lässt die Hemmschwel­le für einen Einsatz ins Unverantwo­rtliche sinken.

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Diese Palmlilie blüht in Horst Richters Garten.

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