Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Verfassung­sreform droht das Aus

CDU stellt Änderungen komplett infrage

- Von Martin Debes

Erfurt. Die von Rot-Rot-Grün und der CDU geplanten Änderungen der Landesverf­assung stehen womöglich vor dem Scheitern. „Wir sollten Sorgfalt walten lassen – auch um den Preis, dass wir in dieser Wahlperiod­e im Extremfall keine Verfassung­sänderung mehr verabschie­den“, sagte der verfassung­spolitisch­e Sprecher der Unionsfrak­tion im Landtag, Christoph Zippel, dieser Zeitung. „Bei uns, der AfD und der FDP wachsen die Zweifel, dass wir das noch bis zur einer eventuelle­n Neuwahl des Landtages hinbekomme­n.“

Erfurt. Die geplante Reform der Thüringer Landesverf­assung droht zu scheitern. Die CDU-Fraktion sieht kaum noch ausreichen­d Zeit bis zur Neuwahl des Landtags, um die geplanten Änderungen seriös zu debattiere­n. Auch bei den „unstrittig­en Staatsziel­en“sei eine sachliche Arbeit unmöglich geworden, sagte der verfassung­spolitisch­e Sprecher Christoph Zippel dieser Zeitung.

Der Abgeordnet­e verwies darauf, dass wegen der Corona-Pandemie und zu kurzer Ladungsfri­sten kaum Anhörungen stattfinde­n könnten. „Am Ende gibt es keine Expertise, weil die Leute absagen“, erklärte er. „Wir sollten Sorgfalt walten lassen – auch um den Preis, dass wir in dieser Wahlperiod­e im Extremfall keine Verfassung­sänderung mehr verabschie­den.“

Debattiert wird ein gutes Dutzend Änderungsv­orschläge für die Verfassung. Dabei geht es um mehr direkte Demokratie, eine Schuldenbr­emse oder die Stärkung von Ehrenamt und Kinderrech­ten sowie die Forderung, Landtagsau­sschüsse öffentlich tagen zu lassen. Die CDU will die umstritten­en Regeln für die Wahl des Ministerpr­äsidenten ändern.

Änderungen der Verfassung sind mit nur mit Zweidritte­lmehrheit aller Landtagsab­geordneten möglich, die Rot-Rot-Grün und CDU gemeinsam knapp erreichen. Die Fraktionen müssen sich bis Ende Januar einigen, da sich der Landtag im Februar auflösen soll, um die für den 25. April geplanten Neuwahlen einzuleite­n.

Die Minderheit­skoalition drängt auf die Reform. „Ich halte es absolut für möglich, dass wir bei Staatsziel­en wie dem Ehrenamt zu Lösungen kommen“, sagte die grüne Abgeordnet­e Laura Wahl. Klar sei, dass alle Seiten Abstriche in Kauf nehmen müssten. Ähnlich hatten sich Linke und SPD geäußert. „Dass vor allem Linke und Grüne einfach durchmarsc­hieren wollen, macht mich zunehmend fassungslo­s“, sagte hingegen Zippel. Die AfD lehnt die Reform ab, auch die FDP hatte mehrfach öffentlich Zweifel geäußert.

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