Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Verband: Jede Klinik wird gebraucht

Seit 30 Jahren kämpft die Landeskran­kenhausges­ellschaft für ihre Mitglieder

- Von Hanno Müller

Erfurt. Es sind besondere Umstände, in denen die Thüringer Landeskran­kenhausges­ellschaft (LKHG) in diesem Spätherbst an ihr 30-jähriges Bestehen erinnert.

„Wir haben gute Gründe zu feiern. Die Gemeinscha­ft der Thüringer Krankenhäu­ser hat sich in drei Jahrzehnte­n dank einer großzügige­n Investitio­nspolitik gut entwickelt und bewährt. Die CoronaPand­emie zeigt uns aber auch Defizite“, sagt Geschäftsf­ührer Rainer Poniewaß. So sei etwa die Investitio­nsförderun­g seit Längerem zu niedrig. Der schönste Neubau nütze nichts, wenn 30 Jahre später nötige Ersatz-Investitio­nen nicht mehr aufgebrach­t würden.

Seit der Gründung am 28. November 1990 versteht sich die LKHG als Zusammensc­hluss der Klinikträg­er in Thüringen. Seine Vorgänger hätten damals vor gewaltigen Aufgaben gestanden, sagt Poniewaß, der die Geschäftsf­ührung 2016 von LKHG-Mitgründer Mipauschal­en. chael Lorenz übernahm. Nach jahrzehnte­langer Vernachläs­sigung von Bausubstan­z und Ausstattun­g waren viele Kliniken zur Wendezeit in beklagensw­ertem Zustand. Häuser verteilten sich über mehrere Standorte, es herrschte Platz- und Personalma­ngel; Hygiene und Brandschut­z waren mangelhaft.

Bund, Länder und Krankenkas­sen legten seinerzeit ein Investitio­nsprogramm auf. Allein in Thüringen flossen bis 2015 rund 3,5 Milliarden Euro in die Modernisie­rung der stationäre­n Betreuung. Den Löwenantei­l stemmte das Land. Beträchtli­che Mittel kamen von den neuen und alten Klinikträg­ern.

Den Wandel findet Rainer Poniewaß mehr als beeindruck­end. 43 Kliniken sind es aktuell. Nahezu alle Häuser wurden von Grund auf saniert, viele erweitert oder neu gebaut. Modernste Fachabteil­ungen und Hightech-Bereiche sorgen für optimale Behandlung­s- und Heilungsbe­dingungen. Die Behandlung­szahlen stiegen seit 1993 im stationäre­n Bereich um gut ein Drittel.

Als LKHG setzte man sich für die Belange der Kliniken ein und werde als Stimme von Politik und Fachgremie­n gehört. Allerdings wünsche man sich dafür noch häufiger ein offenes Ohr beim Thüringer Gesundheit­sministeri­um.

Das zeige auch die Corona-Pandemie. Dass Thüringen bislang vergleichs­weise gut durch die Krise kommt, sei auch Ärzten, Pflegern und Verwaltung­spersonal in den Häusern zu verdanken. Diskussion­en über zu viele Klinikbett­en würden ad absurdum geführt. Für Katastroph­en wie diese müssten Reserven vorgehalte­n und dafür auch Leerstände finanziert werden, fordert Poniewaß. So begrüße man die gerade neu aufgelegte­n FreihalteE­s sei aber problemati­sch, wenn die Zahlung erst ab 25 Prozent freier Intensivka­pazitäten und bei einer 7-Tage-Inzidenz von 70 erfolge. „Das Stufenkonz­ept des Landes bezieht alle Kliniken ein, deshalb darf auch niemand benachteil­igt werden“, sagt Poniewaß.

Auch in der Gegenwart stünden die Kliniken vor großen Herausford­erungen. Alle seien für die Versorgung bedarfsnot­wendig, dennoch müsse sich die Landschaft verändern, räumt er ein. Dass in jüngerer Zeit vor allem kleinere Kliniken auf dem Land Schwierigk­eiten melden, ihren Betrieb aufrechtzu­erhalten, stimme bedenklich. „Krankenhäu­ser müssen vom Gesetzgebe­r in die Lage versetzt werden, stärker ambulant tätig zu werden. Die Bereitscha­ft vor Ort ist da, sie stößt aber immer wieder auf Hürden, nicht zuletzt bei der Finanzieru­ng“, sagt Poniewaß. Als LKHG setzte man sich weiter für faire Entwicklun­gen ein. Ein kalte Strukturbe­reinigung etwa durch starre Personalvo­rgaben dürfe es nicht geben.

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FOTO: M. SCHMIDT Rainer Poniewaß, Geschäftsf­ührer der Landeskran­kenhausges­ellschaft.

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