Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Thyssenkrupp streicht 11.000 Jobs – viele in Deutschland
Traditionskonzern kündigt radikale Einsparungen an. Vorstand hofft auf finanzielle Unterstützung durch den Staat
Essen. Der kriselnde Industriekonzern Thyssenkrupp setzt nach einem Milliardenverlust weiter den Rotstift an: So sollen bei dem Traditionskonzern insgesamt 11.000 Arbeitsplätze in den kommenden drei Jahren wegfallen – und damit 5000 mehr als bisher geplant. Der Abbau wird auch die Standorte in Deutschland treffen, wo 5300 gestrichen werden, kündigte Personalvorstand Oliver Burkhard bei der Bilanzvorlage am Donnerstag an. Betriebsbedingte Kündigungen seien nicht ausgeschlossen. Thyssenkrupp hatte bereits 2019 den Abbau
von 6000 Stellen angekündigt, von denen 3400 schon gekürzt wurden.
Ob nicht noch mehr Arbeitsplätze dem Rotstift zum Opfer fallen, ist ungewiss. „Wir werden weitere, auch tiefgreifende Entscheidungen treffen müssen“, sagte die Vorstandsvorsitzende Martina Merz. Für die Sanierung des Stahlgeschäfts hofft sie auf finanzielle staatliche Unterstützung. Im Ende September ausgelaufenen Geschäftsjahr musste Thyssenkrupp den Wert seiner Stahlsparte um mehr als 1,5 Milliarden Euro nach unten korrizern gieren. Viele unrentable Unternehmensteile stehen zum Verkauf.
Ohne das mittlerweile verkaufte Aufzugsgeschäft musste der Kon
Schlechte Stimmung auch im Stahlwerk Duisburg. einen bereinigten operativen Verlust (Ebit) von 1,6 Milliarden Euro hinnehmen. Im Vorjahr war noch ein Minus von 110 Millionen Euro angefallen. Das Stahlgeschäft steuerte mit einem Verlust von fast einer Milliarde Euro den größten Teil zum Minus bei. Der Umsatz brach im fortgeführten Geschäft um 15 Prozent auf rund 28,9 Milliarden Euro ein.
„Die Corona-Krise hat uns voll erwischt“, sagte Merz. Vor allem die Nachfrage aus der Automobilindustrie war eingebrochen. Thyssenkrupp macht 30 Prozent des
Umsatzes mit den Autoherstellern. Von entscheidender Bedeutung für den Traditionskonzern aus dem Ruhrgebiet ist eine Lösung seiner Probleme beim Stahl. „Wir wollen im März im Prinzip die Zukunftslösung für den Stahl haben“, sagte Merz. Dann solle sich entscheiden: „Wir machen es selbst, oder wir gehen zusammen.“Thyssenkrupp lotet Kooperationen mit anderen Stahlherstellern in Europa aus, prüft aber auch ein Übernahmeangebot des britischen Konzerns Liberty Steel für seine Stahlsparte.