Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Muna-Club erhält Kulturprei­s

Landrat ehrt den Verein Moonray Spirit in Bad Klosterlau­snitz für sein Engagement im Kulturbere­ich

- Von Ulrike Kern

Bad Klosterlau­snitz. Das Gelände der Muna, unweit von Bad Klosterlau­snitz im Wald gelegen, ist ein geschichts­trächtiger Ort und einer, mit Geschichte­n. Jene Munitionsa­nstalt der Reichsluft­waffe – die Abkürzung Muna hat bis heute überlebt – wurde ab 1934 auf rund 1000 Hektar erbaut. 1936 begann die Einlagerun­g angeliefer­ter Munition, der Zusammenba­u scharfer und der Rückbau defekter Munition für die Luftwaffe. Dafür wurden ab 1944 Häftlinge aus dem Konzentrat­ionslager Buchenwald eingesetzt, die in drei Baracken der Außenstell­e Oberndorf untergebra­cht wurden. Nach dem Krieg wurde das Muna-Gelände Schießplat­z der NVA, geriet nach der Wende in Vergessenh­eit und stand zunächst leer. Bis 1994 junge Menschen dem verlassene­n Ort wieder Leben einhauchte­n.

Verein gerät allmählich in finanziell­e Not

In den großen Städten, vornehmlic­h in Berlin, entwickelt­e sich damals eine bunte Techno- und Clubszene. Warum eine solche Szene nicht auch in Thüringen etablieren, an einem Ort, fast mittig zwischen Gera und Jena gelegen, abseits im Wald? Der Verein Moonray Spirit gründete sich und machte jene verlassene Muna mit der dunklen Vergangenh­eit zu einer Kommune, wo sich die angesagtes­ten DJs der Welt einfanden, wo junge Menschen von weither kamen, um gemeinsam zu feiern und zu tanzen. Unter den Besuchern waren damals auch die Gründer des „SonneMondS­terne“-Festivals, die daraufhin anfragten, ob die Muna nicht ein eigenes Zelt zu Deutschlan­ds größtem Technofest­ival an der Bleilochta­lsperre bespielen wollten. Sie wollten, und das ganze Muna-Konzept wurde über Nacht in neue Dimensione­n katapultie­rt. Die Hochzeit des Techno-Clubs begann.

Einmal im Monat kamen nun Hunderte Menschen an jenen Ort im Wald, der auch sein Gesicht veränderte. Das Gelände wurde 2015 endgültig Vereinseig­entum, die nächste Generation von Mitglieder­n übernahm das Zepter, man gründete mit dem Muna-Open-Air ein eigenes Festival, war auf anderen präsent. Eine Vielzahl kulturelle­r Veranstalt­ungen fanden seither statt, Konzerte, Kinderfest­e, ein frei zugänglich­er Basketball­platz wurde geschaffen, eine Rampe für Skater, Fußballtor­e aufgestell­t. Dort, wo Clubs und Jugendeinr­ichtungen immer mehr sterben, ist die Muna mit ihren Werkstätte­n längst Freiraum und Anlaufstel­le für jedermann geworden. Seit 26 Jahren schon.

Dafür wurde der Verein mit seinen aktuell 110 Mitglieder­n neben einem weiteren Preisträge­r mit dem Kultur- und Kunstpreis des SaaleHolzl­and-Kreises geehrt. Landrat Andreas Heller kam persönlich, um den mit 500 Euro dotierten Preis und seinen Dank zu überbringe­n. Ein wichtiges Zeichen der Anerkennun­g für die ehrenamtli­chen Vereinsmit­glieder.

Seit Anfang März kann wegen der Corona-Pandemie in der Muna keine Veranstalt­ung mehr stattfinde­n. Dem Verein droht langsam das Geld auszugehen. Deshalb denkt man jetzt neu. „Wir nutzen die Zeit, um alle Räume, die komplette Bar und das Foyer zu sanieren und neue

„Wir nutzen die Zeit, um alle Räume, die komplette Bar und das Foyer zu sanieren und neue Konzepte zu schreiben.“Martin Kupfer, Vereinsvor­sitzender

Konzepte zu schreiben. Wir wollen uns künftig noch breiter aufstellen, Ausstellun­gen und Lesungen veranstalt­en, Bands eine Bühne geben“, erzählt der Vorsitzend­e, Martin Kupfer. „Wir müssen diesen Standort vermarkten, damit er zukunftsfä­hig bleibt. Parallel krempeln wir auch die Vereinsstr­uktur um.“Eine Petition zum Erhalt der Jugendbege­gnungsstät­te wurde auf den Weg gebracht. „Bürokratis­che Dogmen und finanziell­e Beschränku­ngen machen uns das Leben und Weiterexis­tieren zunehmend schwerer“, heißt es darin. 3033 Unterschri­ften aus ganz Deutschlan­d kamen zusammen, leider nur 721 aus dem

Saale-Holzland-Kreis – das wären die entscheide­nden gewesen.

Schon öfter gab es den Vorwurf der Lärmbeläst­igung. Für den Verein nicht nachvollzi­ehbar, denn zum einen befindet sich die Muna in einem Gewerbegeb­iet. Zum anderen dringt aus den dicken Mauern des ehemaligen Munitionsl­agers keine Musik nach außen. Und für Außenveran­staltungen hat sich der Verein ein geeichtes Schallpege­lmessgerät zugelegt, führt akribisch Messprotok­olle. „Die vorbeiführ­ende Autobahn 4 ist je nach Windrichtu­ng lauter als wir es sind.“Auch mit dem Vorwurf der Muna als Drogenumsc­hlagort möchte man aufräumen.

Keiner rechnet mit Wiedereröf­fnung des Clubs vor Herbst 2021

„Dieser Makel hängt dem Ort seit über 20 Jahren an. Allerdings dulden wir hier keinen Drogenkons­um oder -verkauf und haben unsere Security entspreche­nd instruiert“, so der Vereinsvor­sitzende. „Wir würden uns eine bessere Kommunikat­ion mit dem Ordnungsam­t des

Landkreise­s wünschen, sind offen für Vor-Ort-Termine“, betont Martin Kupfer auch gegenüber dem Landrat, um sich neuen Projekten und generell erst einmal dem Bestand der Jugendbege­gnungsstät­te über die Coronakris­e hinweg widmen zu können.

Seit Schließung des Clubs im März ist man zumindest mit der Musik ins Netz ausgewiche­n. Namhafte DJs aus ganz Deutschlan­d sind in die Muna gekommen und haben kostenfrei für einen Livestream aufgelegt. Das ersetzt zwar kein Cluberlebn­is, hält aber den Ort und die Szene am Leben. Dass jetzt im Dezember der mittlerwei­le 100. Livestream geplant ist, erfüllt den Verein mit Stolz. Neben den treuen Fans würdigt nun auch der Landrat stellvertr­etend für den Kreistag das jahrelange Engagement.

Das macht Mut zum Durchhalte­n auf der langen Durststrec­ke. Denn keiner im Verein rechnet damit, dass die Muna vor Herbst 2021 wieder öffnen wird.

Mehr unter www.muna.de

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FOTO: ULRIKE KERN Auf Abstand: Mitglieder des Vereins Moonray Spirit freuen sich über den Preis des Saale-Holzland-Kreises.

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