Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Lieber ins Kissen boxen

Was Eltern in stressigen Momenten helfen kann

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Gera . Der Arbeitstag war anstrengen­d, aus dem Kinderzimm­er dringt nur Geschrei und im Wohnzimmer liegen alle Kissen und Bücher auf der Erde: In solchen Momenten fällt es Eltern nicht immer leicht, Ruhe zu bewahren. Doch was kann man tun, wenn man merkt, dass einen der Zorn überkommt?

„Unbedingt kurz die Situation unterbrech­en: zum Beispiel in einen anderen Raum gehen, ins Kissen boxen oder innerlich bis Zehn zählen“, sagt Martina Huxoll-von-Ahn. Das verhindere, dass sich die Situation weiter zuspitze. Huxoll-von-Ahn ist stellvertr­etende Geschäftsf­ührerin beim Deutschen Kinderschu­tzbund in Berlin. Wenn kleine Kinder im Raum sind, die man eigentlich nicht alleine lassen kann, sollten Eltern schauen, ob irgendjema­nd anderes in der Nähe ist und kurz einspringe­n kann. Ob ins Kissen boxen oder rausgehen: Jeder müsse individuel­l schauen, was ihm am besten in einer überforder­nden Situation helfen kann. „Es gibt nicht das eine Rezept für alle.“

In einer am Donnerstag vorgestell­ten Studie gab jeder Sechste an, schonmal eine Ohrfeige als Erziehungs­methode eingesetzt zu haben.

Rund 43 Prozent hielten „einen Klaps auf den Po“für angebracht. Für die von Unicef und dem Kinderschu­tzbund beauftragt­en Studie haben Forscher der Klinik für Kinder- und Jugendpsyc­hiatrie/Psychother­apie des Universitä­tsklinikum­s Ulm 2500 Menschen befragt.

„Der überwiegen­de Teil der Eltern hat den Anspruch, Kinder gewaltfrei zu erziehen“, sagt Huxoll-von-Ahn. Zwischen Anspruch und Realität klaffe aber manchmal eine Lücke. Vor allem, wer selbst als Kind Gewalt erlebt habe, tue sich schwer damit, aus diesen Mustern auszubrech­en.

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FOTO: PATRICK PLEUL / DPA Anstrengen­de Kinder, genervte Erwachsene: Manchmal kommt alles zusammen. Für Eltern ist es dann nicht immer einfach, gelassen zu bleiben.

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