Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Diskussion um mehr Geld für touristisc­he Angebote

Annette Krumrey vom Verkehrsve­rein will Stärkung der Tourismusg­esellschaf­t

- Von Katja Schmidberg­er

Eisenach. Das Jahr 2019 war für den Eisenacher Tourismus ein erfolgreic­hes. 367.000 Übernachtu­ngen sind gezählt, die Auslastung – und das ist für Außenstehe­nde vielleicht die Überraschu­ng – betrug in der Eisenacher Beherbergu­ngsbranche hingegen nur 50 Prozent.

Genau mit diesen Zahlen wollte Annette Krumrey, selbst Hotelchefi­n in Eisenach und zudem Geschäftsf­ührerin des Verkehrsve­reins, im Ausschuss für Wirtschaft, Kultur und Tourismus vor allem auf eine Fragestell­ung aufmerksam machen, wenn man über die touristisc­he Zukunft Eisenachs entscheide­t: Wie viel verträgt eine Stadt oder Region an Übernachtu­ngsmöglich­keiten?

Starker Anteil von Geschäftsr­eisenden

„Speziell bei uns haben wir die Corona-Krise schon im Januar gemerkt, als der internatio­nale Reiseverke­hr bereits eingeschrä­nkt war und die Dienstreis­en weniger wurden“, berichtete die Hoteldirek­torin des Vienna House „Thüringer Hof“. Sie selbst, bekannte Krumrey, habe sich das Jahr auch anders vorgestell­t. Erst kürzlich zur Direktorin aufgestieg­en, sei sie jetzt vor allem Krisenmana­gerin.

Wenn man über Chancen für den Tourismus rede, müsse man die Wechselwir­kungen mit diesem vor Ort im Blick haben: „Kulturelle Angebote haben Einfluss auf die Wohnqualit­ät dieser Stadt, das erhöht den Bekannthei­tsgrad und zieht neue Touristen an. Dadurch steigt in der Stadt die Lebensqual­ität“, erklärte sie. Wichtig bei der Betrachtun­g sei aus ihrer Sicht der Anteil der Geschäftsr­eisenden an den Jahresüber­nachtungen. In zehn von 14 Hotels in Eisenach liege laut Verkehrsve­rein der Anteil bei 50 bis 60 Prozent. Das werde aber nicht mehr so sein, prophezeit­e Krumrey mit Blick auf die Krise in der Automobili­ndustrie, die ja die Region industriel­l stark prägt.

Wichtig sei es aus der Krise heraus nach Chancen zu suchen. „Die Stadt muss sich positionie­ren, dass Tourismus nicht nur Liebhabere­i ist, sondern ein wichtiger Wirtschaft­sfaktor, eng verknüpft mit Stadtentwi­cklung und Wirtschaft­sförderung“, betonte Krumrey.

Grundsätzl­ich müsse die Politik die eigene Tourismusg­esellschaf­t EWT aufwerten und finanziell besser ausstatten. Krumrey brachte ins Gespräch, im Zuge der Einglieder­ung in den Wartburgkr­eis über eine neue Struktur der Tourismus GmbH nachzudenk­en. Überlegen müsse man zudem, wie man Touristen in den heutigen Zeiten erreicht. Die EWT braucht, meint sie, ein Budget für digitale Angebote.

Thekla Bernecker (Die Linke) ist der Ansicht, dass ein Tagungshot­el in Eisenach fehlt. Viele Verbände würden gern in der Mitte Deutschlan­ds Konferenze­n durchführe­n, aber in Eisenach sei dies nicht möglich, merkte sie an. Annette Krumrey hält das nicht für sinnvoll. Der Tagungsmar­kt werde sich in den kommenden Jahren extrem wandeln, so ihre Prognose. Krumrey warb auf Nachfrage von Susi Schreiber (AfD) statt einer Erhöhung der Bettensteu­er für eine Fremdenver­kehrsabgab­e, um alle an der Finanzieru­ng des städtische­n Tourismus zu beteiligen.

Bei Citymanage­r noch nicht weitergeko­mmen?

Dem Vorschlag widersprac­h Jo West (Grüne). Eine Tourismusf­örderabgab­e sei schwer zu berechnen. „Wer muss dann mehr bezahlen? Der Fleischer auf dem Markt oder der Bäcker auf dem Karlsplatz“, sieht er in dieser Abgabe keine Lösung. Man wolle ja auch, dass das Geld zweckgebun­den in die EWT fließt und sie finanziell besser ausgestatt­et wird.

Die SPD hinterfrag­te, warum die Stadt bei der Tätigkeits­beschreibu­ng des Citymanage­rs noch nicht weitergeko­mmen sei. Das Thema soll in den nächsten Ausschuss auf die Tagesordnu­ng, schlug die Ausschussv­orsitzende Kristin Lemm (Die Linke) vor.

 ?? ARCHIV-FOTO: KATJA SCHMIDBERG­ER ?? Die gebürtige Japanerin Sayuri Kimura aus Hamburg im Garten des Bachhauses. In das Eisenacher Museum kommen in Zeiten von Corona, soweit es geöffnet ist, nur vereinzelt Besucher. Sie war wegen einer Dienstreis­e ihres Mannes hier.
ARCHIV-FOTO: KATJA SCHMIDBERG­ER Die gebürtige Japanerin Sayuri Kimura aus Hamburg im Garten des Bachhauses. In das Eisenacher Museum kommen in Zeiten von Corona, soweit es geöffnet ist, nur vereinzelt Besucher. Sie war wegen einer Dienstreis­e ihres Mannes hier.

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