Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
RKI-Chef: „Sind noch lange nicht über den Berg“
Corona-Zahlen laut Behörde weiterhin „viel zu hoch“– neuer Höchststand bei Intensivpatienten
Berlin. Die Corona-Infektionszahlen in Deutschland haben sich aus Sicht des Robert-Koch-Instituts (RKI) dank der strengeren Eindämmungsmaßnahmen im November stabilisiert – allerdings auf hohem Niveau. Daher sei die Lage „weiterhin sehr ernst“, sagte RKI-Chef Lothar Wieler am Donnerstag in Berlin. Ob es sich bei der Entwicklung um eine Trendwende handle, lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Insgesamt seien die Fallzahlen aber „immer noch hoch, viel zu hoch“, betonte Wieler. „Wir sind noch lange nicht über den Berg.“Die Leiterin des RKI-Lagezentrums, Ute Rexroth, wertete die aktuelle Entwicklung der Zahlen aber als Hinweis darauf, dass „man langsam sehen kann, dass die strengeren Maßnahmen greifen“. Die Bevölkerung halte sich daran, und die Maßnahmen wirkten.
Seit Anfang November gilt in Deutschland ein teilweiser Lockdown für den Gastronomie-, Freizeit-, Kultur- und Sportbereich. Private Kontakte sind beschränkt. Am vergangenen Montag vertagten Bund und Länder eine Entscheidung über zusätzliche Einschränkungen. Für Mittwoch kommender Woche sind weitere Beratungen geplant. Dabei soll es besonders um die Lage an den Schulen sowie um mögliche weitere Corona-Auflagen gehen. Der Bund hatte zuletzt
schärfere Restriktionen verlangt, die Länder lehnten dies mehrheitlich ab.
Wieler betonte mit Blick auf die Pandemiefolgen in den Krankenhäusern, durch die hohen Fallzahlen sei es möglich, „dass manche Kliniken an ihre Grenzen kommen“. Laut RKI ist in den nächsten Wochen mit einer weiteren Zunahme an schweren Krankheitsverläufen und Todesfällen zu rechnen.
Am Donnerstagmorgen meldete die Behörde 22.609 Neuinfektionen innerhalb eines Tages. Das waren rund 5000 Fälle mehr als am Vortag. Die Zahl der Todesfälle stieg um 251 auf 13.370. Zugleich werden auf den Intensivstationen inzwischen mehr Covid-19-Patienten denn je behandelt. Die Zahl erreichte am Donnerstag mit 3561 einen neuen Höchststand. Laut den Meldedaten des sogenannten Divi-Intensivregisters hat sich diese Zahl seit Anfang Oktober in etwa verzehnfacht. Am 1. Oktober waren noch 362 Fälle gemeldet worden.