Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Sterbefälle im Dezember über dem Schnitt
Statistiker verzeichnen für Thüringen Anstieg um mehr als 32 Prozent
Erfurt. Zwischen dem 7. und 13. Dezember 2020 (50. Kalenderwoche) sind in Thüringen rund 200 Menschen mehr gestorben als im Vergleichszeitraum der Jahre
2016 bis 2019. Das geht aus einer Sondererhebung des Statistischen Bundesamtes zu den Sterbezahlen in Deutschland hervor, die aktuell bis zur 50. Kalenderwoche zur Verfügung stehen. Demnach starben in den Vorjahren im Freistaat in der 50. Kalenderwoche im Schnitt 589 Menschen.
2020 waren es 780. Das ist ein Anstieg um mehr als 32 Prozent.
Ziel der Untersuchung seien Antworten auf die Frage nach einer möglichen Übersterblichkeit infolge der Corona-Pandemie gewesen, so die Statistiker. Besonders auffällig sei die Entwicklung in Sachsen. In der 50. Kalenderwoche lag die Zahl dort
88 Prozent (970 Fälle) über dem Durchschnitt der Vorjahre. In Brandenburg sind es 34 Prozent mehr. Deutschlandweit starben der Erhebung zufolge in der
50. Kalenderwoche mindestens
22.897 Menschen, das sind 23 Prozent oder 4289 mehr als im Schnitt der Jahre 2016 bis 2019.
Schon während der ersten Coronawelle vom 23. März bis 3. Mai 2020 hätten sich durchgehend und deutlich erhöhte Sterbefallzahlen im Vergleich zu den Vorjahren gezeigt, so die Statistiker. In der 15. Kalenderwoche (6. bis 12. April) war die Abweichung mit 15 Prozent demnach am größten. Auch die Zahl der
Covid-19-Todesfälle, die beim Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldet werden, erreichte in dieser Woche ihren damaligen Höchststand. Im gesamten April lag die Zahl der Gestorbenen mit derzeit etwa 83.800 gemeldeten Fällen etwa 10 Prozent und damit bereits deutlich über dem Durchschnitt der Vorjahre.
Mitte Juli hatten die Sterbefallzahlen ein Minimum erreicht. Im August waren die Sterbefallzahlen allerdings im Zuge der Hitzewelle wieder erhöht. Nach durchschnittlichen Sterbezahlen in der ersten Oktoberhälfte stiegen mit dem erneuten Anstieg der Covid19-Todesfallzahlen auch die gesamten Sterbefallzahlen über den Durchschnitt hinaus an.
Zu überdurchschnittlichen Sterbefallzahlen könnten auch Verschiebungen in der Altersstruktur der Bevölkerung beitragen, erklärte das Bundesamt. Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie könnten zugleich dafür sorgen, dass weniger Sterbefälle durch andere Infektionskrankheiten wie beispielsweise die Grippe verursacht werden. Über die Häufigkeit einzelner Todesursachen könnten die Sterbefallzahlen keine Auskunft geben.