Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Eltern fordern Sanierung statt Abriss. Stadt prüft eine neue Innenstadt-Kita
Von Timo Götz
Sondershausen.
Sturm laufen Eltern gegen einen von der Stadtverwaltung erwogenen Abriss der Kindertagesstätte „Anne Frank“in Sondershausen. In einem Brief an die Mitglieder des Stadtrates fordern sie, die bereits für 2020 geplante Sanierung des Kindergartengebäudes in diesem Jahr zu beginnen. Fast 1,1 Millionen Euro waren im städtischen Haushalt dafür bereits eingestellt worden.
Die Eltern verlangen nun, dass die Mittel auch eingesetzt werden. Inzwischen aber spielt die Stadtverwaltung mit ganz anderen Gedanken, wie Sondershausens Bürgermeister Steffen Grimm (parteilos) auf Nachfrage einräumt.
„Wir lassen gerade prüfen, ob es nicht sinnvoller wäre, die Kindereinrichtung gar nicht zu sanieren und die Mittel stattdessen in den Ausbau des Bibliotheksgebäudes in der Straße vor dem Schlosspark zu einer Innenstadt-Kita zu investieren.“
Dorthin könnte nach der Sanierung der größte Teil der fast 100 Kinder, die jetzt im Anne-Frank-Kindergarten im Wohngebiet Borntal betreut werden, mit den Erzieherinnen gemeinsam umziehen. Das dann komplett verlassene Gebäude im Borntal soll abgerissen „und mittelfristig durch einen kleineren Neubau ersetzt werden“, schildert Grimm die von ihm bevorzugte Variante. „Es ist doch nicht effektiv, jetzt mehr als eine Million auszugeben, um lediglich Elektroleitungen sowie Heizungs-, Wasser- und Abwassersysteme in einem danach immer noch alten Gebäude mit baulichen Mängeln auswechseln zu lassen“, erklärt er.
Für mehr reiche das Geld nicht. Auf rund 2,2 Millionen Euro würden die Kosten für eine Komplettsanierung der Kita „Anne Frank“veranschlagt, rechnet der Bürgermeister vor. Mit Investitionen von rund zwei Millionen Euro sei zwar auch beim Umbau der Bibliothek zu rechnen. Allerdings stünden der Stadt für dieses Projekt sofort rund 210.000 Euro Fördermittel aus dem Investitionsprogramm des Bundes für den Ausbau der Kinderbetreuung in Kommunen
zur Verfügung. Zudem hofft Grimm, die Stadt könne jungen Familien wieder Betreuungsmöglichkeiten im Innenstadtbereich anbieten. Außerdem würden die Eltern Planplatz und Boulevard beleben. „Das sind bislang aber alles nur Überlegungen, beschlossen ist noch nichts“, erklärt der Stadtchef.
Die Eltern führen ins Feld, dass der Kindergarten „Anne Frank“eine der Einrichtungen mit der höchsten Auslastungsquote in Sondershausen sei. Das sei laut der Eltern maßgeblich auf die Lage und den guten Ruf des Kindergartens zurückzuführen. Rund um das Bibliotheksgebäude gebe es deutlich weniger Freifläche.