Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Vogel wirbt für Laschet
Ex-Landesvater Bernhard Vogel meldet sich in der Debatte über die Nachfolge von Angela Merkel zu Wort. Auch einen Bayern als Kanzler hält er für möglich
Berlin/Speyer. Der frühere Ministerpräsident von Thüringen, Bernhard Vogel, hat sich für Armin Laschet als neuen CDU-Chef ausgesprochen. „Ich plädiere dafür, dass die CDU von einem Vorsitzenden geführt wird, der Wahlkämpfe erfolgreich bestanden hat, der über Regierungserfahrung verfügt und der einerseits die erfolgreiche Politik von Angela Merkel fortsetzt, andererseits aber auch einen Neubeginn wagt“, sagte Vogel unserer Redaktion.
Zugleich hält Vogel es für denkbar, dass CSU-Chef Markus Söder Kanzlerkandidat der Union werden könnte. „Das werden der neu gewählte Vorsitzende der CDU und CSU-Chef Markus Söder gemeinsam entscheiden. Entscheidend ist, wer die besseren Chancen hat, Bundeskanzler zu werden“, sagte Vogel.
Berlin. Er war unter anderem Ministerpräsident in Thüringen und ist einer der ganz Großen in der CDU: Bernhard Vogel (88) verfolgt noch täglich das aktuelle Geschehen und hält mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. Anruf beim Ex-Landesvater in seiner rheinland-pfälzischen Heimat in Speyer.
Herr Vogel, wer sollte die CDU in die Zukunft führen?
Bernhard Vogel: Ich plädiere dafür, dass die CDU von einem Vorsitzenden geführt wird, der Wahlkämpfe erfolgreich bestanden hat, der über Regierungserfahrung verfügt und der einerseits die erfolgreiche Politik von Angela Merkel fortsetzt, andererseits aber auch einen Neubeginn wagt.
Sie sprechen sich also für Armin Laschet aus. Kritiker finden, dass er nicht für einen Neubeginn steht.
Alle drei Bewerber sind qualifiziert, aber ich unterstütze Armin Laschet. Was wir brauchen, ist kein Bruch mit Angela Merkel, sondern eine Fortsetzung ihres Erfolgs – unter den Bedingungen des Jahres 2021. Deshalb müssen wir Kontinuität und Neubeginn verbinden und nicht gegeneinander ausspielen.
Halten Sie es für möglich, dass erstmals ein Bayer Bundeskanzler wird?
Natürlich halte ich das für möglich, warum denn nicht? Dass Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber nicht Kanzler geworden sind, lag nicht daran, dass sie aus Bayern kamen, sondern hatte andere Gründe.
Wäre CSU-Chef Markus Söder der Richtige?
Selbstverständlich gehört Markus Söder zu jenen, die ich mir als Kanzlerkandidat der Union vorstellen kann. Das werden der neu gewählte Vorsitzende der CDU und CSUChef Markus Söder gemeinsam entscheiden. Entscheidend ist, wer die besseren Chancen hat, Bundeskanzler zu werden.
Welche Regierungskonstellation würden Sie der CDU nach einer gewonnenen Wahl wünschen?
Ich verstehe die allgemeine Ermüdung über die sogenannte große Koalition aus Union und SPD. Deshalb kann ich mir eine solche Koalition nach der nächsten Bundestagswahl nur schwer vorstellen. Das heißt, dass man ein Bündnis mit den Grünen ins Auge fassen muss. Das wird nicht einfach werden, aber ich halte es grundsätzlich für möglich. Einige Landesregierungen praktizieren es ja bereits.
Sie sind der einzige Politiker, der sowohl im Westen (RheinlandPfalz) als auch im Osten (Thüringen) Ministerpräsident war. In Thüringen stehen Neuwahlen an. Sollten diese verschoben werden?
Die CDU hat in den Verhandlungen mit der Regierungskoalition im letzten Jahr einer Neuwahl im April zugestimmt. An dieser Zusage sollte sie festhalten. Allerdings sollte man wegen Corona gemeinsam darüber nachdenken, ob es sinnvoll ist, im April zu wählen, oder ob nicht ein späterer Termin, möglicherweise mit der Bundestagswahl, für Thüringen geeigneter wäre.
Wie gefährlich wäre es, wenn es nach der nächsten Wahl in Thüringen zu einer schwierigen Situation kommt wie nach der letzten?
Das ist nicht auszuschließen. Deshalb ist es mir als Ehrenvorsitzender der CDU wichtig, dass die Thüringer CDU nach all den Turbulenzen des letzten Jahres wieder Tritt gefasst hat, mit Mario Voigt ein überzeugender Spitzenkandidat nominiert und mit Christian Hirte ein bewährter Politiker Landesvorsitzender geworden ist.
Wie sehr sorgen Sie sich angesichts des Hasses und der Verschwörungstheorien, die wir heute erleben, um die Demokratie?
In meiner Lebenszeit waren wir schon in schwierigeren Situationen gefordert. Die Lage nach 1945 war wesentlich schwieriger als die heutige Situation. Wir haben sie damals gemeistert. Warum sollte die heutige Generation sie nicht genauso meistern? Man muss sich um eine demokratische Ordnung immer Sorgen machen und sich für sie engagieren. Man sollte aber keine Zeit darauf verschwenden zu bejammern, dass es auch Gegner gibt.
„Man muss ein Bündnis mit den Grünen ins Auge fassen.“Bernhard Vogel, Ministerpräsident