Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Spezialisten ermitteln zu Sprengstoffanschlag in Eisenach
Politisches Motiv gilt als wahrscheinlich. Mutmaßliche Linksextremistin weiter in Untersuchungshaft
Eisenach.
Die weiteren Ermittlungen zu einem Angriff auf die rechtsextreme Szenekneipe „Bull‘s Eye“in Eisenach werden vom Landeskriminalamt geführt. Eine Sprecherin bestätigte auf Anfrage, dass die Spezialisten das Verfahren übernehmen.
Am frühen Montagmorgen hatten Unbekannte offenbar einen Sprengsatz in ein Fenster geworfen. Es kam zu einer Detonation. Menschen wurden nicht verletzt. Um was für eine Art Sprengstoff es sich handelte, dazu könne unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen, die in alle Richtungen geführt würden, noch nichts gesagt werden. Das LKA hält sich bedeckt.
Die Ermittler gehen aber weiter von einem politischen Hintergrund für den neuerlichen Angriff auf die Gaststätte aus. Als Indiz dafür wird unter anderem ein an der Hauswand angebrachter Schriftzug – „Fight Nazis Everyday“sowie ein Weiblichkeitszeichen – gewertet.
In der Vergangenheit kam es rund um die Gaststätte und ihr Umfeld zu teilweise schweren Straftaten. Im November hatten Beamte des LKA Sachsen Lina E. in Leipzig festgenommen. Sie soll, so der Vorwurf, als Mitglied einer linksextremen kriminellen Vereinigung wesentlich für zwei
Attacken auf das „Bull‘s Eye“verantwortlich sein – sowohl im Oktober 2019, als mehrere Personen in die Räume der Kneipe eindrangen und zehn bis 15 Menschen überfielen als auch im Dezember 2019, als E. das Kommando für einen Übergriff auf den Inhaber der Gaststätte geführt haben soll. Ob zwischen ihr und den Tätern vom Montag ein Zusammenhang besteht, ist noch unklar.
Die Ermittlungen zu den früheren Straftaten hat der Generalbundesanwalt übernommen. Auf Anfrage bestätigte ein Behördensprecher, dass E. weiter in U-Haft sitzt. Die Ermittlungen gegen sie, unter anderem wegen der Mitgliedschaft in einer linksextremen kriminellen Vereinigung, gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung und besonders schwerem Landfriedensbruch, laufen weiter. Wann die Untersuchungen abgeschlossen sein könnten, ist derzeit unklar. Danach könne, so der Sprecher, entschieden werden, ob und wegen welcher Vorwürfe Anklage erhoben wird.
Nach der Festnahme der mutmaßlichen Linksextremistin tauchten in Thüringen an mehreren Orten, etwa in Weimar, Schriftzüge auf, die sich solidarisch mit der Tatverdächtigen erklären.
Die Tat vom Montag wurde von dem CDU-Landtagsabgeordneten Raymond Walk als neue „Eskalationsstufe“
verurteilt. Katja Wolf (Linke), Oberbürgermeisterin in Eisenach, erklärte überdies, dass
Gewalt nie Mittel sein dürfe – egal bei welcher Auseinandersetzung.