Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Geisterküchen, Deutschlandurlaub, Schnauzbärte
Was 2021 angesagt sein könnte - trotz oder gerade wegen Corona: Ein Überblick möglicher Trends
Berlin.
Junge Leute tanzen sich den Corona-Frust auf Instagram Reels oder TikTok weg, alle netflixen nur noch oder posieren beim Heimtraining fürs Smartphone und verlernen vor lauter Lockdown das Umarmen, Essengehen, Clubbing, Kinobesuche und etwas anderes als eine Jogginghose zu tragen – soweit das Klischee. Doch was liegt 2021 tatsächlich im Trend? Hier eine Übersicht:
Schlaghosen: Neben ultrakurzen Miniröcken und eh schon angesagten weit geschnittenen Paperbag-Hosen kommt die Schlaghose wieder. Leni und Heidi Klum trugen sie schon auf dem ersten „Vogue“-Titel des Jahres 2021. Designerin Victoria Beckham orientiert sich laut „Vogue“fürs Frühjahr am schmeichelnden Schneiderstil der 70er, der an Bianca Jaggers Garderobe in der Studio-54-Ära erinnere. Auch für Männer sagen In-Label wie Gucci und Off-White Schlaghosen an. Sichtbare Büstenhalter: Hervorblitzende, sichtbare Lingerie liegt ebenfalls im Trend. Die „Vogue“sah sichtbare BHs etwa in Kollektionen 2021 von Versace und Dolce & Gabbana. Grunge-Style: „Der Grunge-Style wird 2021 zum dominierenden Trend“, meint die „Cosmopolitan“.
„Angelehnt an die großen Rock- und Punk-Künstler zeigen sich Modemädels jetzt im dunklen Leder- oder Vinyl-Look, mit Oversized-Karohemden und markanten Biker-Boots.“Das sogenannte It-Piece des Jahres wird demnach der dunkle Ledermantel.
Oversize: Die Zeit der engen Klamotten soll vorbei sein. Die „Vogue“hat bei Gucci, Dior, Balmain und Balenciaga beobachtet, dass für Männer 2021 sehr vieles möglich ist: eben auch Oversize und Baggy-Schnitte sowie Fantasie-Prints, Pastellfarben, Blumenmuster.
Schnäuzer: Vollbart, Drei-TageBart, Goatee – warum nicht im allgemeinen 80er-Outfit-Hype einen Schnauzer tragen? Zwischen den glattrasierten Gesichtern vieler Männer ist er ein wahrer Hingucker.
Geisterküchen: Ein Trend sind Ghost Restaurants (Geisterrestaurants, auch Ghost Kitchen genannt), die ohne Tische und Stühle auskommen, weil sie nur für die Auslieferung Speisen zubereiten – also digitale Lokale ohne eigenen Gastraum, die nur für den Lieferservice kochen.
Vegan naschen: Lange Zeit sei das Mantra von Startup-Gründern gewesen, alles digital zu machen, was auch analog funktioniere, sagt Candynerd und Trendjäger Oliver Numrich.
Damals entstanden viele spezialisierte Onlineshops. „Jetzt gilt das gleiche für Süßigkeiten und
Snacks: Wenn es konventionell funktioniert, dann mache es vegan und bio. Egal, ob Schokoriegel, Fruchtgummi oder Kaugummi.“Jedoch seien die Zutaten dann oft teurer und schmeckten auch häufig anders.
Brownie und Co: Bei den Sortenbezeichnungen wird es immer englischer oder poetischer. Statt Schokolade, Erdbeer und Vanille heißt es Brownie, Strawberry Cheesecake und Vanille-Kipferl. Keks mit Apfel heißt Apfelstrudel oder Apple Pie. Kirsche heißt Cherry Tarte – und mit Schokolade „Black forest cake“(Schwarzwälder Kirschtorte).
Gin: „In Krisenzeiten greift der Verbraucher tendenziell eher zu Vertrautem“, meint „Mixology“-Chefredakteur Nils Wrage. Deshalb bleibe bei Spirituosen wohl Gin das Zugpferd. „Ich rechne damit, dass 2021 süffige, leichte Flavored Gins mit Fruchtauszügen in sind.“
Spritz: Was weiterhin vital bleibe, sei die Mixgetränkegattung Spritz, meint „Mixology“-Chefredakteur Nils Wrage – also Bitterliköre oder ähnliche Produkte aufgegossen mit Schaumwein.
Regional trinken: Analog zum Food gebe es auch bei Spirituosen vermehrt den Wunsch, regional zu kaufen, freilich nur in einer recht reichen Klientel, wie „Mixology“-Chefredakteur Nils Wrage sagt. „Der hiesige Markt bietet inzwischen alles: Gin, Wodka, Rum, Whisky.“
Deutschlandurlaub: Wegen Corona bleiben nach wie vor viele Gegenden unsicher, viele planen keine großen Reisen, sondern denken an Urlaub zwischen Sylt und Oberstdorf und Ausflüge in der Heimat. Alpen, Nordsee, Ostsee, Mittelgebirge, Parks und Seen, Schlösser und Burgen erleben wohl – sobald es wieder lockerer zugeht – einen Ansturm.
Lebensmittel retten: „Retten“ist das neue Einkaufen. Viele Produkte, die das Mindesthaltbarkeitsdatum fast erreicht oder schon überschritten haben, sind meist nicht schlecht, werden aber trotzdem oft entsorgt. Das Startup „Sirplus“setzt auf Nachhaltigkeit und bringt noch genießbare Lebensmittel zurück in den Kreislauf. Bislang gibt es nur in Berlin Filialen.
Online-Handel: Corona hat insgesamt den Digitalbereich gefördert und gab auch dem Online-Handel für Lebensmittel einen Schub. Selbst der Ikea-Katalog ist nun Geschichte. Im auflagenstärksten Jahr wurden 200 Millionen Exemplare in Dutzenden Sprachen gedruckt. dpa