Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Lockdown-Boykott in der Tennishalle Thal fällt aus. Nur Ruhlas Tennis-Herren beenden Spielpause
Von Mike El Antaki
Thal.
Wie angekündigt öffnete das Tenniscenter Erbstromtal am Montag wieder seine Pforten - aber nur für zwei Regionalligaspieler des TC 92 Ruhla. Während Michel Hopp und Jonathan Roth auf dem Hardcourtbelag in hohem Tempo die Bälle übers Netz prügelten, blieben die beiden anderen Plätze der Halle leer.
Ursprünglich hatte Geschäftsinhaber Klaus Stöber eine Wiederöffnung für die Allgemeinheit vorgehabt, um auf diese Weise gegen die aus seiner Sicht überzogenen Corona-Maßnahmen zu protestieren. So war sein Facebook-Statement allgemein interpretiert worden. Letztlich entpuppte sich Stöbers Plan als heiße Luft. Zwar erkundigten sich einige Hobbyspieler, ob wieder gespielt werden darf, doch der Thaler Lockdown-Boykott fiel aus. Nicht zuletzt weil Mitarbeiter von Ordnungsamt und Polizei am Nachmittag vor Ort waren, auf mögliche Konsequenzen hinwiesen. Die drohenden Strafen, der Bußgeldkatalog sieht bis zu 10.000 Euro vor, dürften abgeschreckt haben.
Gegen Abend, als die beiden derzeit besten Thüringer Tennis-Herren in der Halle trainierten, erschienen erneut Polizeibeamte. „Sie nahmen unsere Personalien auf und wollten auch unsere ID-Spielernummern überprüfen“, erzählte Roth, der solch eine Situation auf dem Tennisplatz noch nicht erlebt hat. Die Ordnungshüter konnten keinen Gesetzesverstoß feststellen. Logisch, denn der TC Ruhla nutzte die Ausnahmeregel, die Thüringens Corona-Verordnung für Sportler bietet, die entweder Kaderathleten, Profis oder in einer der drei höchsten Ligen aktiv sind.
Erstaunlicherweise kam der Verein erst jetzt auf diesen Trichter, nachdem sich herumsprach, dass die in der Regionalliga SüdOst spielenden Damen des Erfurter TC Rot-Weiß mit behördlicher Genehmigung wieder die gelben Filzkugeln bearbeiten. Faktisch dürften damit alle Cracks der Ruhlaer Mannschaftsliste ihrem Sport nachgehen. Neben mehreren ausländischen Akteuren, die sicher nicht zum Training nach Thal reisen, zählt aus Thüringen nur noch Paul Henkel zum erlauchten Kreis.
Auf Tennis hatte Roth aber auch in den vergangenen Wochen nicht verzichtet. Da in Hessen Hallentennis durchweg erlaubt war und ist, absolvierte er einige Einheiten in Philippsthal (Landkreis Hersfeld-Rotenburg). „Jetzt“, so freut sich Roth, „kann ich mir die nervige Fahrerei wieder sparen.“Dagegen müssen Hobbytennisspieler weiter pausieren - auch in Thal.
FOTO: MIKE EL ANTAKI