Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Weltflair fürs Wohnzimmer

„Tschau, Tschau, Bambina“- mit ihren Hits verzaubert­e Caterina Valente die Fernsehzus­chauer. Jetzt feiert sie ihren 90. Geburtstag

- Von Petra Koruhn

Berlin.

Sie war die Frau der Superlativ­e. Gefeiert als Europas Antwort auf Barbra Streisand und Liza Minnelli: Caterina Valente konnte zugleich so putzmunter­e Schlager wie sinnliche Chansons meistern, konnte ihre Stimme in jazzige Höhen katapultie­ren – und doch hatte sie immer ein Problem: In Deutschlan­d war sie „nur“Sängerin, überall sonst ein Weltstar. Am Donnerstag feiert sie ihren 90. Geburtstag.

Das Fernseh-Deutschlan­d der 50er-, 60er-Jahre hatte eine klare Vorstellun­g von ihr: Diese junge Frau sollte mit Songs wie „Tschau, Tschau, Bambina“für gute Stimmung auf dem Sofa sorgen. Dass dieses Multitalen­t aber mehr wollte, war dem Publikum nicht wirklich geheuer. Die Frau mit italienisc­hen Wurzeln und französisc­hem Pass, die sechs Sprachen – und ganz besonders die deutsche – fließend sprach, durfte zwar ein wenig Weltflair in die Wohnzimmer bringen: „Ganz Paris träumt von der Liebe“von 1954 oder „Quando, quando“

(1962) – mehr nicht. Doch genau das wollte sie: mehr!

Sie wollte Künstlerin sein. Sich ausprobier­en mit all ihren Talenten – Gesang, Tanz und Entertainm­ent. Und sie tat es: Schon bald gelang ihr der Schritt ins gelobte Land der Unterhaltu­ngskunst: Sie wurde zum Topstar in den USA, trat dort mit Größen wie Bing Crosby, Dean Martin und Louis Armstrong auf. Ihre mehr als 1500 Songs in 13

Hubschmid An der Seite von Paul

1956 in „Du bist Musik“

Sprachen gingen um die Welt. 1986 führte das GuinnessBu­ch der Rekorde sie als erfolgreic­hste europäisch­e Sängerin an.

Von „Musik ist Trumpf“bis „Bonjour Kathrin“

So sehr sie versuchte, die Gesetze des Showbusine­ss zu perfektion­ieren, so sehr verabscheu­te sie Zwänge. Etwa jenen, Lieder zu singen, die sie entsetzlic­h fand, wie Valente in einem Interview mit dem Magazin der „Süddeutsch­en Zeitung“sagte. „Der Text war oft furchtbar. ,Nimm dich in Acht vor der Damenwelt in Chile / In Chile?/ Und zeig ihr nicht deine Gefühle.‘ Hast du das wirklich gesungen, denke ich heute? Pfui! Schäm dich!“

Valente, Kind einer italienisc­hen Artistenfa­milie, die 1952 den deutschen Jongleur Eric van Aro heiratete, machte dennoch mit: Sie, die „Signora Wirtschaft­swunder“, konnte sich vor Angeboten nicht retten. Sie führte durch SilvesterP­artys, hatte ihre eigene „CaterinaVa­lente-Show“, war Gast in Sendungen wie „Musik ist Trumpf“oder „Der Goldene Schuss“. Ihre Filme hießen „Liebe, Tanz und 1000 Schlager“an der Seite von Peter Alexander oder „Bonjour Kathrin“.

Die Ehe mit Eric van Aro scheiterte, aus ihr ging Sohn Eric hervor. Später heiratete sie den Sänger Roy Budd und bekam mit ihm Sohn Alexander. Auch diese Beziehung zerbrach 1979.

An der Seite von

Silvio Francesco

Mit fünf stand sie das erste Mal auf der Bühne, erzählte sie immer gerne. Über anderes redete sie weniger gern. Dass die Zirkusfami­lie 1943 während eines Gastspiels in Berlin ihre gesamte Habe bei einem Bombenangr­iff verlor. Dass sie in einem Essener Hotel jobben musste, weil ab 1944 die deutschen Varietébüh­nen

geschlosse­n wurden. Valente, die den Fleiß und die „Bühnenhärt­e“von ihrer Mutter geerbt habe, liebte vor allem ihren Bruder Silvio Francesco, mit dem sie jahrelang auf den Fernsehbüh­nen zu sehen war. In ihrem Windschatt­en konnte der Musikclown Karriere machen. Gute, alte Fernsehzei­t.

Als Francesco 2000 mit 73 Jahren in Lugano seiner Krebserkra­nkung erlag, war es ein Schock für Caterina Valente.

Als sich die Valente 2010 ins Privatlebe­n zurückzog, schien sie nicht wirklich glücklich. Sie habe immer darunter gelitten, dass sie in Deutschlan­d nie die Anerkennun­g erhalten habe, die sie verdiente, hieß es. Jetzt ist sie längst mit sich im Reinen: „Ich habe alles gemacht, was ich machen wollte, einiges besser, anderes schlechter.“Caterina Valente lebt seit vielen Jahren im Tessin, wo auch ihre beiden Söhne wohnen. Sie sei bescheiden geworden, sagte sie einmal – und zitierte die große Bette Davis: „Das Alter ist nichts für Schwächlin­ge.“

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FOTO: PEER GRIMM / PICTURE-ALLIANCE / DPA Strahlend bedankte sich Caterina Valente 2002 in Berlin für ihren Echo-Preis.
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FOTO: ULLSTEIN / ?? Mit fünf Jahren stand Caterina Valente das erste Mal auf der Bühne.
GETTY FOTO: ULLSTEIN / Mit fünf Jahren stand Caterina Valente das erste Mal auf der Bühne.
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FOTO: GETTY
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