Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Impfmeldun­gen mit Zeitverzug

Thüringen übermittel­t seine Zahlen noch immer per Mail ans RKI

- Von Sibylle Göbel

Erfurt. Zweieinhal­b Wochen nach dem bundesweit­en Impfstart am 27. Dezember liegt Thüringen, was seine Impfquote betrifft, zwar nicht mehr auf dem letzten Tabellenpl­atz. Trotzdem gibt es noch immer Meldeprobl­eme, die das Land in erster Linie für die bislang magere Bilanz verantwort­lich gemacht hat. Nach wie vor werden die Impfzahlen nicht direkt auf digitalem Weg von den Krankenhäu­sern oder Impfteams an das Robert-Koch-Institut (RKI) übermittel­t, sondern mit zeitlichem Verzug per Mail.

In der Praxis läuft das so, dass die Kliniken ihre Zahlen jeweils bis zum Nachmittag an das Thüringer Gesundheit­sministeri­um übermittel­n. Das Ministeriu­m fasst diese Angaben zusammen und mailt sie jeweils zwischen 17 und 18 Uhr an das RKI. Dabei wird allerdings nur ein Minimaldat­ensatz erfasst (Anzahl der geimpften Personen und Indikation), nicht aber die eigentlich vom RKI für ein umfassende­s ImpfMonito­ring vorgesehen­en insgesamt zehn Parameter, zu denen unter anderem der Geburtsmon­at und das -jahr des Impflings, sein Geschlecht und sein Wohnort gehören. Ein differenzi­ertes Bild etwa über Altersgrup­pen oder Regionen ist damit nicht möglich.

Die Impfungen in den Pflegeheim­en, die von mobilen Impfteams vorgenomme­n werden, und später auch die der Impfstelle­n zählt wiederum die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Thüringen zusammen, die ihrerseits die Zahlen täglich per Mail zwischen 0 und 1 Uhr an das RKI und in Kopie auch an das Thüringer Gesundheit­sministeri­um sendet.

Am frühen Morgen werden die von den Krankenhäu­sern und der

KV gemeldeten Zahlen schließlic­h im Ministeriu­m addiert und spätestens bis 8 Uhr auf der Internetse­ite und in den sozialen Medien veröffentl­icht. Das RKI hingegen aktualisie­rt seine Webseite gegen 13 Uhr. Was aber ist der Grund für dieses umständlic­h anmutende Procedere?

RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher zufolge ist es die Tatsache, dass die Bundesländ­er noch „Wünsche an die am 27. Dezember fertige und auch funktionsf­ähige Monitoring-Software hatten, die sowohl bei den Ländern als auch im RKI noch umgesetzt werden müssen“. Nur ein einziges Bundesland mache bisher von der automatisc­hen Übermittlu­ng der Daten Gebrauch, alle anderen übermittel­ten den Minimaldat­ensatz per Mail ans RKI und müssten die fehlenden Daten später, wenn die Schnittste­lle funktionie­rt, nachliefer­n.

Am Dienstag vermeldete Thüringen insgesamt 12.517 Impfungen, was 5,9 Impfungen pro

1000 Einwohner entspricht. Damit liegt der Freistaat nunmehr vor Schlusslic­ht Bremen (6999 Impfungen) und dem Saarland

(10.130).

Die meisten Personen wurden der RKI-Statistik zufolge bisher in Bayern (135.986) und in Nordrhein-Westfalen (124.637) geimpft, in Sachsen und SachsenAnh­ält zudem jeweils fast doppelt so viele wie in Thüringen. Derweil sind am Dienstag im zentralen Impfstoffl­ager des Landes die ersten 1200 Impfdosen des zweiten Impfstoffs des US-Unternehme­ns Moderna angekommen. Bis Ende Februar soll Thüringen insgesamt 26.400 weitere Dosen dieses Impfstoffs erhalten, der wie der des Mainzer Hersteller­s Biontech zweifach verimpft werden muss.

 ?? FOTO: CONNY MÖLLER ?? Am Dienstag hat Thüringen 12.517 Impfungen gegen das Coronaviru­s gemeldet.
FOTO: CONNY MÖLLER Am Dienstag hat Thüringen 12.517 Impfungen gegen das Coronaviru­s gemeldet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany