Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Dritter Impfstoff in Europa kommt im Februar

Astrazenec­a beantragt Zulassung. EU-Kommission sieht Entspannun­g bei Vakzin-Versorgung ab April

- Von Christian Kerl

In Deutschlan­d und den anderen EU-Staaten wird ab Februar aller Voraussich­t nach ein weiterer Corona-Impfstoff zur Verfügung stehen: Der britisch-schwedisch­e Arzneimitt­elkonzern Astrazenec­a stellte am Dienstag den lange erwarteten Zulassungs­antrag bei der Europäisch­en Arzneimitt­elagentur (EMA). Die Agentur erklärte, sie könne wohl Ende des Monats – bis zum 29. Januar – europaweit grünes Licht geben, die Prüfung habe lange vor dem offizielle­n Antrag begonnen. Das Vakzin von Astrazenec­a wäre das dritte, das in der EU zugelassen ist, nach den bereits eingesetzt­en Arzneien von Biontech/Pfizer und Moderna. In Großbritan­nien werden bereits alle drei verwendet, ebenso in Indien.

Die EU-Kommission rechnet damit, dass Astrazenec­a etwa zwei Wochen nach der Zulassung den Impfstoff an die Mitgliedst­aaten ausliefert, so die zuständige Generaldir­ektorin Sandra Gallina in einer Anhörung des EU-Parlaments. Die EU-Kommission hat bei Astrazenec­a 300 Millionen Impfdosen bestellt mit einer Kaufoption für weitere 100 Millionen. Moderna wird bis Ende September 160 Millionen Dosen liefern, mit Biontech/ Pfizer ist nach einer Nachbestel­lung nun der Kauf von insgesamt 600 Millionen Dosen vereinbart. EU-Kommission­schefin Ursula von der Leyen sprach von einer guten Nachricht.

Die EU-Kommission erklärte, die Versorgung­slage mit Impfstoffe­n dürfte sich schon in wenigen Wochen spürbar entspannen. Generaldir­ektorin Gallina sagte mit Blick auf Bestellung­en bei drei weiteren Pharmaunte­rnehmen: „Im zweiten Quartal werden wir alle Impfstoffe haben, die wir wollen.“Überrasche­nd gab die Kommission bekannt, dass sie auch mit einem siebten Hersteller – dem französisc­hschwedisc­hen Anbieter Valneva – einen Vertrag über die Lieferung von zunächst 30 Millionen Dosen abschließe­n will; die Sondierung­sgespräche wurden am Dienstag abgeschlos­sen, die Zulassung dieses Vakzins erst in der zweiten Jahreshälf­te erwartet.

Auf das nun erwartete Vakzin von Astrazenec­a hatte die EU 2020 groersten ße Hoffnungen gesetzt, doch dann gab es bei der Entwicklun­g einen Rückschlag: Der klinische Test wur- de zeitweise ausgesetzt, nachdem bei einer Testperson eine Entzün- dung im Rückenmark festgestel­lt worden war. Das Vakzin ist mit 1,78 Euro pro Einheit der mit Abstand preisgünst­igste Impfstoff der insge- samt sechs Produkte, die die EU be- stellt hat. Zum Vergleich: Der Impf- stoff von Biontech/Pfizer kostet 12 Euro, der von Moderna knapp 18 Euro. Weiterer Vorteil: Die Dosen können bei normaler Kühlschran­k- temperatur von zwei bis acht Grad länger aufbewahrt werden, eine auf- wendige Tiefkühlke­tte wie bei Bion- tech und Moderna entfällt damit. Dafür liegt die Wirksamkei­t nur bei 70 Prozent, bei Biontech und Mo- derna dagegen bei etwa 95 Prozent. Astrazenec­a erklärt aber, man kom- me auf einen Wert von 90 Prozent, wenn bei der ersten Impfung nur die halbe Dosis injiziert werde.

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FOTO: GETTY IMAGES
EU-Kommission­schefin Ursula von der Leyen FOTO: GETTY IMAGES

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