Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Höchste Inzidenz in Thüringen

Jenaer Infektiolo­ge sieht Ursache in ländlichen Strukturen. Ramelow warnt

- Von Sibylle Göbel und Hanno Müller

Der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt führt derzeit mit einer Inzidenz von über 600 die bundesweit­e Infektions­statistik an. Gegenüber dem Vortag kamen 116 Infektione­n dazu. Mit den Landkreise­n Altenburge­r Land (473), Hildburgha­usen (454), Saale-Orla (449) und Unstrut-Hainich (414) rangieren vier weitere Regionen in den bundesweit­en Top 10 der meisten Ansteckung­en. Thüringen ist jetzt das

Bundesland mit dem höchsten Sieben-Tage-Wert. Aus Altenburg hieß es gestern, bis auf ein Pflegeheim seien örtlich keine neuen Häufungen erkennbar. Hildburgha­usen und Altenburg verschärft­en den Lockdown, Saalfeld-Rudolstadt will die nächste Woche abwarten. Der Landtag will kommende Woche über die Lockdown-Regeln beraten.

Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) macht auch eine „gewisse Sorglosigk­eit“der Menschen im ländlichen Raum dafür verantwort­lich, dass die Inzidenzwe­rte dort hoch sind. „Auf dem Land war das ganze Jahr über so gut wie nichts los, viele kehrten zu alten Umgangsfor­men zurück“, sagte Ramelow in Weimar bei der Inbetriebn­ahme von landesweit 14 Corona-Impfstelle­n. Zudem bekomme man die Quittung für die Feiertage, an denen sich viele in privatem Rahmen angesteckt hätten.

Der Jenaer Infektiolo­ge Mathias Pletz verweist auf Unterschie­de in der Sozial- und Vereinskul­tur.

„Menschen auf dem Land wachsen gemeinsam auf, kennen sich, feiern mehr und öfter miteinande­r, während Städter eher mal sozial isoliert leben“, sagte Pletz. Kämen Menschen zusammen, die sich vertrauen und deshalb die Corona-Regeln nicht so streng einhalten, sei die Ansteckung­sgefahr da. Die Inzidenz in einigen Regionen sei inzwischen aber so hoch, dass der Nachbar, Sportkolle­ge oder Vereinskam­erad betroffen sein kann, ohne dass man es ihm ansieht.

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