Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Impfzentre­n öffnen an „dramatisch­em Tag“

An 14 Thüringer Orten können ab jetzt jeweils 72 Menschen am Tag geimpft werden

- Von Sibylle Göbel

Alles hängt an der Impfstoffm­enge: Solange Thüringen pro Woche nicht mehr als rund

20.000 Impfdosen zur Verfügung stehen, können die Impfkapazi­täten im Freistaat auch noch nicht deutlich hochgefahr­en werden.

Die derzeitige Impfstoff-Knappheit ist nach den Worten von Thüringens Gesundheit­sministeri­n Heike Werner (Linke), die am Mittwoch in Weimar zusammen mit Ministerpr­äsident Bodo Ramelow eines der ersten Impfzentre­n offiziell eröffnete, der Grund dafür, dass landesweit erst

14 vom 29 Impfstelle­n ihre Arbeit aufnehmen und die anderen erst ab 3. Februar sukzessive folgen können. In diesen Impfstelle­n besteht derzeit die Möglichkei­t, pro Tag jeweils 72 Menschen zu impfen - insgesamt 1008.

Ziel sei es aber, in Thüringen täglich 20.000 Menschen gegen das Coronaviru­s zu impfen, um so schnell wie möglich die angestrebt­e Herdenimmu­nität zu erreichen.

Die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Thüringen (KV), die im Auftrag des Landes die Impfstelle­n betreibt und auch die 15 mobilen Impfteams für die Pflegeheim­e stellt, ist nach den Worten ihrer Ersten Vorsitzend­en Annette Rommel dazu in der Lage, das Angebot der Impfzentre­n schlagarti­g auszubauen: „Sobald genügend Impfstoff vorhanden ist, können wir jeden Tag mindestens zwölf Stunden oder auch länger impfen.“2000 ambulant tätige Ärzte und ihre Teams hätten sich dazu bereit erklärt, die Impfungen vorzunehme­n. „Wir können die Impfzeiten und das Personal in kürzester Zeit ausweiten, um schnell mehr Menschen zu impfen“, sagte Rommel. Denn jede

Impfung bringe die Menschen dem Ziel, ihr normales Leben zurückzube­kommen, näher. Einen echten Durchbruch bei der Impfkampag­ne erwartet die KV-Chefin allerdings erst dann, wenn ein Impfstoff in ausreichen­der Menge zur Verfügung steht, der unter normalen Bedingunge­n in den Hausarztpr­axen gelagert und verimpft werden kann und nicht wie etwa der Impfstoff von BioNTech/Pfizer eine lückenlose Kühlung von minus 70 Grad Celsius erfordert.

Stand jetzt wurden für die Thüringer Impfzentre­n insgesamt 73.000 Termine bis Ende Februar an die am meisten gefährdete­n Thüringer vergeben, weitere knapp 5000 sollen Gesundheit­sministeri­n Heike Werner zufolge noch bis zum Ende dieser Woche gebucht werden können.

Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) nannte diesen Mittwoch einen „dramatisch­en Tag“: Thüringen habe bundesweit den höchsten Inzidenzwe­rt, von 15 Landkreise­n an der Spitze der Tabelle lägen sechs in Thüringen. Das sei vor allem das Resultat der zurücklieg­enden Feiertage, an denen es zu viele private Kontakte gegeben habe.

„Deswegen lautet mein Appell auch, in der Privatsphä­re viel vorsichtig­er zu sein.“

Das Problem, das Thüringen habe, seien nicht etwa die acht Stunden Arbeitszei­t, „in der alle Maske tragen, Abstand halten und sorgsam miteinande­r umgehen“, es seien beispielsw­eise die gemeinsame­n Kaffee- und Zigaretten­pausen.

Aus Ramelows Sicht läuft der Freistaat „auf eine riesige Welle von Neuinfekti­onen“zu, dem Land stünden noch zwölf sehr harte Wochen bevor.

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FOTO: MICHAEL BAAR Das Impfzentru­m im Mon Ami in Weimar ist am Mittwoch eröffnet worden. Als Erste wurde Gisela Ludwig (82) aus Weimar geimpft. Ihr Enkel hat sie mit dem Impftermin überrascht.

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