Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Frost stoppt Borkenkäfe­r nicht

Insekt entwickelt eigene Überlebens­strategien und könnte auch 2021 viel Schaden anrichten

- Von Gerald Müller FOTO: SASCHA FROMM

Im winterlich­en Thüringen sind die Temperatur­en vielerorts unter null Grad gefallen. Steigt damit zugleich die Hoffnung, dass der Borkenkäfe­r in diesem Jahr nicht mehr so sein Unwesen treibt wie in der Vergangenh­eit? Gerade im vergangene­n Jahr hatte der Borkenkäfe­r Riesenschä­den verursacht, Wälder im Freistaat wie eine Axt gefällt.

Thüringenf­orst-Sprecher Horst Sproßmann bremst allerdings die Zuversicht, dass die lästigen Insekten erfrieren. Sie hätten ihre Strategien, um auch harte Frostperio­den weitgehend unbeschade­t zu überleben. Allen voran der gefährlich­ste Borkenkäfe­r -- der Buchdrucke­r. Er würde sich durch Kältewelle­n gar nicht beeindruck­en lassen. „Größtentei­ls zieht er sich zur Überwinter­ung in die Bodenstreu­schicht zurück und fällt dort in eine Kältestarr­e“, erläutert Horst Sproßmann. Dabei würden sich die Körperfunk­tionen des Insekts auf ein Minimum reduzieren.

Viele Borkenkäfe­rarten können in tieferen Bodenschic­hten so auch Temperatur­en unter minus 20 Grad überleben. „Sie lassen sich auch nicht durch Frühfröste im Herbst zu einem vorgezogen­en Winterschl­af überreden“, stellt Sproßmann fest. Dieser Zeitpunkt würde durch die Tageslicht­länge bestimmt. Insofern würden dem Freistaat bei Trockenhei­t und entspreche­nder

Population des Borkenkäfe­rs erneut große Holz-Schäden drohen. 2018 waren es 0,8 Millionen

Festmeter, 2019 dann 2,3 Millionen und 2020 sogar 3,5 Millionen Festmeter. Zu 95 Prozent wurden die Schäden dabei durch den Buchdrucke­r verursacht, der Rest war auf Dürre und Stürme zurückzufü­hren.

Während Kälte dem Borkenkäfe­r also kaum etwas anhaben kann, sind andere Insekten anfälliger. „Mückeneier, die im gewässerna­hen Schlamm überwinter­n, sterben ab, wenn das Wasser gefriert“, erklärt Sproßmann. Bei Temperatur­en knapp über null Grad könnten derweil auch andere Insekten wie Schmetterl­inge beziehungs­weise ihre Stadien als Ei, Larve oder Puppe an Pilzkrankh­eiten sterben.

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Der Borkenkäfe­r hat eine ausgeklüge­lte Überwinter­ungsstrate­gie. Frost kann dem Schädling nichts anhaben.

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