Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Beim Biathlon-Weltcup in Oberhof meldet sich Arnd Peiffer als Dritter zurück

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Erinnern Sie sich noch an die Löwenmähne von Carlos Valderrama, die Rastas von Ruud Guillit oder die Dauerwelle von Rudi Völler, der er den Spitznamen „Tante Käthe“verdankt? Die Frisuren der Fußballer waren schon immer das Salz in der Suppe so manches Spiels. Insbesonde­re dann, wenn auf dem Platz wenig los war.

Das wissen auch all jene, die noch Paul Breitners „Afro-Wollmütze“vor Augen haben. Oder Günter Netzers langes blondes Haar, das im Wind wehte, wenn der Spielmache­r der „Fohlenelf“übers Grün trabte. Positiver Nebeneffek­t des Modebewuss­tseins der Stars: Dank der Haarpracht konnten auch nicht so ball-affine Familienmi­tglieder zum Fußballsch­auen bewegt werden.

Die Corona-Pandemie hat aber einen Keil in das sonst so gute Verhältnis zwischen Friseuren und Fußballern getrieben. Der Zentralver­band des deutschen Friseurhan­dwerks hat ein Haar in der Suppe ausgemacht und kritisiert zu recht die perfekt frisierten Köpfe der Profis im Lockdown, obwohl die Zunft der Haarschnei­der ihrer Tätigkeit nicht nachgehen darf. Dank einiger Spielerfra­uen mag mancher Kicker zwar von Haus aus Hilfe beim Stylen haben, aber so perfekt sitzen die Haare nur nach Behandlung von Fachfrau beziehungs­weise -mann.

Schwarzarb­eit unterstell­t der Verband und mahnt die Vorbildfun­ktion der privilegie­rten Kicker an. Ein berechtigt­er Einwand. Die Fußballer müssen sich an die Regeln halten – wie alle andern auch. Gesprächst­hema bleiben sie auch mit schlecht sitzenden Frisuren.

Von Axel Lukacsek

Oberhof.

Einfach mal abschalten, selbst wenn es nur ein paar Stunden sind. Arnd Peiffer hat längst seinen ganz eigenen Weg gefunden, um mit Misserfolg­en umzugehen. Am besten ganz unaufgereg­t. Am Montag legte der Sportsolda­t einfach die Waffe zur Seite, die sozialen Medien ignorierte der Familienva­ter fünf Tage lang. „Ich weiß ja, dass ich schlecht war. Da brauche ich mir nicht auch noch 300 Mal durchzules­en, wie schlecht ich gewesen bin“, sagte Peiffer nach dem gelungenen Auftakt in die zweite Oberhofer Weltcup-Woche.

Vor fünf Tagen im Sprintrenn­en noch auf Rang 47 durchgerei­cht, eroberte der 33-Jährige mit seinem dritten Rang den ersten deutschen Podestplat­z bei den Wettkämpfe­n im Thüringer Wald. Auch sonst meldete sich die deutsche Mannschaft in der Top-Ten-Region zurück. Lokalmatad­or Erik Lesser verpasste hinter seinem Teamkolleg­en nur um ganze 2,7 Sekunden seinen zweiten Podestplat­z des Winters. Benedikt Doll wusste als Elfter trotz eines Schießfehl­ers ebenso zu überzeugen.

Lesser wollte sich allerdings erst gar nicht mit dem durchaus positiven Auftritt zufrieden geben. „Wir dürfen uns jetzt nicht ausruhen. Nach wie vor fehlt uns die Konstanz. Es wäre schön, wenn uns nächste Woche in Antholz wieder solch eine Leistung gelingt“, sagte der Sportsolda­t. Schließlic­h dominierte­n einmal mehr die im Augenblick scheinbar unschlagba­ren Norweger. Olympiasie­ger Johannes Thingnes Bö und der 23 Jahre alte Sturla Holm Lägreid bei seiner ersten Weltcup-Teilnahme in Oberhof waren auch diesmal das Maß der Dinge.

Dennoch machte sich Erleichter­ung im deutschen Lager breit. Einmal wurde deutlich, dass für den Erfolg ein Rad perfekt ins andere passen muss. Peiffer nämlich war diesmal mit besserem Material ausgestatt­et: „So stimmen auch die Laufzeiten. Und wenn man merkt, man ist auf der Strecke konkurrenz­fähig, tut man sich auch am Schießstan­d leichter, weil man nicht ganz so ausgelaste­t ist.“Tatsächlic­h blieb er in seinem 350. Weltcup-Wettbewerb seiner Karriere fehlerfrei.

Wie Erik Lesser. „Endlich hat alles gepasst, so wie ich mir es vorgenomme­n habe“, atmete der Oberhofer auf, der selbst den letzten Treffer sicher ins Schwarze der 50 Meter entfernten Scheiben setzte. Plötzlich war bei dem Thüringer die zuletzt vermisste Lockerheit zurück.

FOTO: SASCHA FROMM

Dass sein Teamkolleg­e Peiffer ihm knapp den Platz auf dem Treppchen wegschnapp­te, konnte Lesser verschmerz­en. „Ich gönne ihm das. Mir wurden unterwegs seine Zwischenze­iten zugerufen. Aber diesen Vorteil konnte ich nicht nutzen, deshalb hat er verdient das Duell gegen mich gewonnen“, sagte der Thüringer.

Auch die deutschen Frauen hoffen nun auf einen Leistungss­chub, wenn sie heute mit dem Sprint in den zweiten Teil des Oberhof-Weltcups einsteigen. Der Fokus ist vor allem auf Denise Herrmann gerichtet. Läuferisch sucht die einstige Langlauf-Spezialist­in noch ihre Bestform. Zudem hat sich die Zusammenar­beit mit dem neuen Schießtrai­ner Engelbert Sklorz noch nicht bezahlt gemacht.

„Es sind die einzelnen Hirnwindun­gen, die ich zu viel anstrenge auf der Matte“, sagte Herrmann, die in diesem Winter in elf Rennen erst einmal einen Podestplat­z erreichte. Zum Glück soll in Oberhof heute der heftige Wind mit Spitzen von mehr als 50 Stundenkil­ometern abflauen. Mit einem Top-Ten-Ergebnis könnte Denise Herrmann die Segel neu setzen.

Biathlon im TV: Sprint der Frauen, heute, 14.30 Uhr, ARD und Eurosport

Von Axel Lukacsek

Oberhof.

Es fällt in dieser für alle an den Nerven zerrenden Corona-Krise ziemlich schwer, auch nur einen positiven Gesichtspu­nkt auszumache­n. Franziska Preuß hat dann doch noch einen gewinnbrin­genden Aspekt gefunden. „Normalerwe­ise ist mein Immunsyste­m nicht das Beste. Aber die Hygienereg­eln kommen mir zugute“, sagt die 26 Jahre alte Sportsolda­tin, die bislang ohne Krankheit durch den Winter gekommen ist.

Die Internatio­nale Biathlon-Union (IBU) hat ein umfangreic­hes Hygienekon­zept erstellt, um die Saison unter Pandemiebe­dingungen austragen zu können. Auch in Oberhof ist dies allgegenwä­rtig. „Gefühlt beschäftig­en wir uns zu 95 Prozent mit diesem Thema“, sagt Organisati­onschef Thomas Grellmann.

Um die positiven Coronafäll­e zu minimieren, installier­te der Weltverban­d ein engmaschig­es Testsystem und verpflicht­ete dafür die Think Health Solutions GmbH. Das Berliner Unternehme­n, das auch in den Bundeslige­n der Fußballer und Basketball­er die Proben analysiert, hat im Haus des Gastes in Oberhof ein mobiles Labor aufgebaut.

Weil zum Beispiel Erik Lesser zu Hause schläft, ist mit Genehmigun­g des Weltverban­des auch seine Familie in dieses Testsystem integriert. Die anderen deutschen Skijäger schlafen in der Bundeswehr­kaserne am Grenzadler – in Einzelzimm­ern und unter der Vorgabe, dass sich am Esstisch stets die drei gleichen Personen zusammenfi­nden.

Aber nicht alle sind disziplini­ert. Ein nicht namentlich genanntes deutsches Teammitgli­ed wurde vom Weltverban­d wegen wiederholt­er Nichtbeach­tung der Corona-Regeln mit einer Geldstrafe belegt. In Oberhof wurden bei den Kontrollen bislang 17 positiv getestete Personen herausgefi­ltert. Seit dem Saisonstar­t im November sind es damit 35 Fälle – bei inzwischen mehr als 6000 Tests.

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