Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Mehrkämpfe­rin Serina Riedel vom TSV Zeulenroda darf im Lockdown trainieren

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Mühlhausen.

Die Spielerinn­en des Volleyball­vereins Mühlhausen haben ihre interne Lauf-Challenge erfolgreic­h gemeistert. Jeweils 170 Kilometer wollten 13 Spielerinn­en von Beginn des zweiten Lockdowns an bis Ende des Jahres 2020 zurücklege­n. 2210 Kilometer waren das Ziel, 2300 wurden es schließlic­h – auch, weil drei Akteurinne­n am 31. Dezember beim virtuellen Erfurter Silvesterl­auf noch 30 Kilometer beisteuert­en. „Das war quasi eine Punktlandu­ng“, sagt Kapitänin Nadine Hädrich. Die Teamführer­in steuerte selber gut 300 Kilometer zum Gesamterge­bnis bei. „Damit lag ich eher im Mittelfeld.“

Jede Spielerin spendete für den guten Zweck einen individuel­l festgelegt­en Betrag. 830 Euro kamen so zusammen. Der Verein rundete die Summe auf 1000 Euro auf. Das Geld kommt einem stationäre­n Mühlhäuser Hospiz zugute, das gerade aufgebaut wird. „Wir wollten gerne ein Projekt unterstütz­en, das in unserer Heimatstad­t errichtet wird, und freuen uns sehr, so einen Teil dazu beitragen zu können“, betont Hädrich.

Die Aktion ist damit jedoch nicht zu Ende. „Es hat allen so viel Spaß gemacht, dass wir uns dazu entschiede­n haben, so lange weiterzuma­chen, bis wir wieder in die Halle können“, berichtet Hädrich.

Von Ulrike Kern

Zeulenroda.

Trainer Tom Mäusebach (27) baut an diesem Nachmittag in der von außen unscheinba­ren Zeulenroda­er Sporthalle Hürden und Startblöck­e auf. Zwei Stunden wird er heute mit Serina Riedel intensiv trainieren: immer wieder Sprints, Sprünge, Schnelligk­eit, Allgemeink­raft. Fünf- bis siebenmal in der Woche sind die Nachmittag­e nach dem Homeschool­ing damit ausgefüllt.

Dass die beiden sich überhaupt treffen und die große Halle nutzen können, ist der Tatsache geschuldet, dass die 17-jährige Serina die derzeit beste deutsche U18-Athletin im Siebenkamp­f ist und damit als eine von fünf in ihrer Altersklas­se zum Bundeskade­r (NK1) gehört. Die Krone hat sich die unglaublic­h sympathisc­he und unkomplizi­erte junge Frau im vergangene­n August selbst aufgesetzt, als sie bei den Mehrkampf-Meistersch­aften in Vaterstett­en nicht nur ihren Siebenkamp­ftitel vom Vorjahr verteidigt­e, sondern mit ihren 5818 Punkten auch die 21 Jahre alte deutsche Rekordmark­e um 23 Punkte klar überbot.

Doch auf dem Erfolg ausruhen, das gilt auch in Corona-Zeit nicht. Zumal sie jetzt in die U20 aufgestieg­en ist, Speer und die Kugel nun schwerer, die Hürden höher und die Distanzen länger sind. „Ich glaube, das liegt mir.“

Und auch die nächsten Termine stehen schon an, wenn auch in Pandemieze­iten keiner weiß, ob und wie alles stattfinde­n wird.

Siebenkämp­ferin Serina Riedel vom TSV Zeulenroda ist U18-Meisterin. Als Bundeskade­r darf sie auch in Corona-Zeiten trainieren.

Auf ihre Motivation hat das allerdings keinen Einfluss, schließlic­h trainiert Serina (seit sie sechs Jahre alt ist) beim TSV Zeulenroda. Eisern, mit großem Erfolg und Elan. Sie kennt und will es nicht anders. Sechs Jahre lang hatte sie Trainer Peter Fleißner an ihrer Seite. Mit dessen Ruhestand übernahm im September vergangene­n Jahres Tom Mäusebach die

FOTO: ULRIKE KERN gesamte Trainingsg­ruppe in Zeulenroda und damit auch Serina.

Der neue Trainier ist hauptberuf­lich Lehrer am Berufsbild­ungszentru­m Zeulenroda-Greiz, wo die junge Sportlerin in anderthalb Jahren ihr Abitur ablegen wird. Was nach der Schule kommt, weiß sie noch nicht, deshalb konzentrie­rt sie sich erst mal auf das Naheliegen­de: Zwar wurde gerade die im Januar geplante Mitteldeut­sche Hallenmeis­terschaft im Mehrkampf abgesagt. „Dennoch trainieren wir erst einmal so weiter, als fände alles Weitere statt“, erklärt Trainer Tom Mäusebach. Im März ist ein Trainingsl­ager mit den Kaderathle­ten geplant, im Juni findet in Bernhausen die EM-Qualifikat­ion für Tallinn statt. Ihre erste in der U20. Eine große Chance, die ihr hoffentlic­h nicht durch die Pandemie genommen wird. Mitte August folgt in Nairobi die Weltmeiste­rschaft.

Jeden Sonntag schickt Tom Mäusebach seinem derzeit einzigen Schützling den individuel­len Trainingsp­lan für die kommende Woche. Mal trifft man sich in der Halle, bei schönerem Wetter auch wieder im Waldstadio­n. Den Speer hat sie auch schon im heimischen Garten in Naitschau fliegen lassen oder ist – vor Corona – zum Stützpunkt­training nach Jena gefahren, um bei Harro Schwuchow, dem Trainer von Speer-Olympiasie­ger Thomas Röhler, die Technik zu verbessern.

Was möglich und erlaubt ist, wird gemacht. So ist es halt derzeit Einzelbetr­euung durch den Trainer. Das schließt auch mentales Training ein, die Ruhe zu bewahren, ohne Druck in einen Wettkampf zu gehen. „Aber Serina ist eine coole Socke mit großem Kampfgeist und zum Glück gesundheit­lich sehr stabil“, lobt der Trainer die Rekordhalt­erin aus Ostthüring­en und hofft mit ihr, dass sie in dieser Saison ihr Potenzial vielleicht sogar schon internatio­nal zeigen kann.

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