Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Erfurts Basketball-Löwen-Geschäftsführer Matthias Herzog über seine Zeit mit Covid-19
Von Jakob Maschke
Erfurt.
Zuerst waren Geschmacksund Geruchssinn weg. Matthias Herzog hatte das kommen sehen: Kurz bevor er Anfang Dezember positiv auf Covid-19 getestet wurde, war seine Frau schon mit einem positiven Befund nach Hause gekommen. So erlebte er das, was seine Frau erlebt hatte, immer mit zwei, drei Tagen Verzögerung. Als bei ihr dann Kopf- und Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit und zunehmend auch Atembeschwerden hinzukamen, ahnte Herzog: So ganz leicht werden wir wohl nicht davonkommen.
Anders als viele Menschen, die selbst jetzt noch so tun, als sei
Corona irgendein Fabelwesen auf einem fernen Planeten, hatte der 47-Jährige bereits direkte Erfahrung mit dem Virus gemacht. In seiner Rolle als Geschäftsführer der Basketball-Löwen Erfurt erlebte er mit, wie sich mehrere Spieler des Drittligisten infizierten und das Team zweimal in Quarantäne und seine Saison unterbrechen musste. „Doch die hatten alle nur leichte Symptome, zudem haben wir im Verein penibel darauf geachtet, nicht miteinander in Kontakt zu geraten“, erzählt Herzog, der mit drei Mitarbeitern in der Geschäftsstelle dafür sorgt, dass alles Organisatorische im Klub reibungslos verläuft.
Herzog kritisiert das Verhalten vieler Menschen als „egoistisch und ignorant“. Anfang Dezember aber steckte sich seine Frau auf Arbeit und dann ihn zuhause an. Ohne es zu wissen, denn die ersten Tage verlaufen symptomlos, doch der Betroffene kann das Virus dennoch schon weitertragen.
„Das ist ja das Gefährliche daran“, betont Herzog, der nicht verstehen kann, dass viele die Gefahr, ihre Mitmenschen zu infizieren, noch immer missachten würden.
Zu diesem wachsenden Unverständnis trug der schwere Verlauf bei, den seine Frau und er trotz keiner nennenswerten Vorerkrankungen durchleben mussten. Denn die Atembeschwerden wurden bei beiden so schlimm, dass sie zur Behandlung ins Krankenhaus
mussten. „Erst kam die Atemnot nur bei größeren Anstrengungen, ein paar Tage später sogar, wenn ich nur aus dem Bett aufstand“, berichtet Herzog, der sich noch nie zuvor so schlecht gefühlt habe. „Es schnürt einem richtig die Kehle zu. Ich hatte mitunter wirklich Angst, zu ersticken.“
Seine Frau fällt krankheitsbedingt weiter aus, er macht Homeoffice. Dank medikamentöser Behandlung und zusätzlicher Versorgung mit Sauerstoff – maschinell beatmet werden mussten sie nicht – ging es den Herzogs glücklicherweise nach gut einer Woche Krankenhausaufenthalt wieder besser. Im Homeoffice stürzte sich Matthias Herzog ein paar Tage später wieder in die Arbeit, seine Frau fühlt sich jedoch immer noch schwach und ist weiterhin krankgeschrieben. Beide werden nach wie vor ärztlich überwacht. „Ich habe Vertrauen in unsere Mediziner und mache mir keine Sorgen, dass meine Frau und ich ernsthaft mit Langzeitfolgen zu kämpfen haben werden“, sagt Matthias Herzog.
Obwohl bei seinen BasketballLöwen bis auf vier alle Spieler sowie der Headcoach und auch ein weiterer seiner drei Geschäftsstellenmitarbeiter bereits infiziert waren, mahnt Herzog weiterhin zur Vorsicht. Bei aller Solidarität für seine Mitmenschen ist er dennoch froh, dass er die Erkrankung gut überstanden hat.