Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Viele Fragen beim Leserforum

Geschäftsf­ührung der Funke Medien in Thüringen gab Auskunft über die Situation nach dem Hackerangr­iff

- Von Hanno Müller

Wie konnte das passieren? Wann bekomme ich wieder meinen gewohnten Lokalteil? – Diese und andere Fragen bewegten unsere Leserinnen und Leser beim Telefonfor­um zum Hackerangr­iff auf die Funke Mediengrup­pe. Michael Tallai, Geschäftsf­ührer der Funke Medien Thüringen, und Verlagslei­ter Hans-Peter Meinhardt erläuterte­n die Auswirkung­en des Angriffs und die Anstrengun­gen, die unternomme­n werden, um möglichst bald wieder zum Normalzust­and zurückzuke­hren.

Seit dem Angriff kurz vor Weihnachte­n stehen Redaktions- und Drucksyste­me sowie die Daten von Anzeigenku­nden und Lesern nicht mehr wie gewohnt zur Verfügung.

Servicetel­efon für Ihre Fragen: 03643 / 558100

Kurz vor Weihnachte­n legten Hacker die Computersy­steme der Funke Mediengrup­pe, zu der auch diese Zeitung gehört, lahm. Redaktions- und Drucksyste­me sowie die Daten von Anzeigenku­nden und Lesern stehen seitdem nicht mehr wie gewohnt zur Verfügung. Abonnenten können nicht mehr wie gewünscht betreut werden. Noch immer ringen Redaktione­n und Verlag an den Standorten des weitverzwe­igten Medienhaus­es um die Rückkehr zum Normalbetr­ieb. Die Strafverfo­lgungsbehö­rden wurden eingeschal­tet und Strafanzei­ge erstattet. Unterstütz­ung erhält die Mediengrup­pe von externen Cybercrime-Experten.

Wiederaufb­au der Systeme braucht Zeit

Bei einem Telefonfor­um gaben der Geschäftsf­ührer der Funke Medien Thüringen, Michael Tallai, und der Verlagslei­ter, HansPeter Meinhardt, Auskunft zur aktuellen Situation und beantworte­n Leserfrage­n. Hunderte riefen an, viele kamen nicht durch. Neben Verständni­s und Zuspruch gab es auch Verärgerun­g. Vor allem darüber, dass die Zeitung infolge des Angriffs nicht mehr wie gewohnt im Briefkaste­n steckt. Den großen ideellen und wirtschaft­lichen Schaden für das Unternehme­n umschrieb Michael Tallai mit einem Bild: Kriminelle hätten das Haus des Konzerns vom Keller bis zum Dachboden verwüstet. Alles müsse nunmehr neu eingericht­et und aufgebaut werden. Das brauche Zeit, dafür bitte man bei Partnern, Kunden und Lesern um Geduld.

Betroffen seien neben den Druckereie­n Tausende Rechner, die neu konfigurie­rt werden müssen. Da auch die Email-Kommunikat­ion und Telefonie über Netzwerke und Internet laufen, ist die Kommunikat­ion über die bekannten Adressen und Rufnummer aktuell nicht möglich. Man arbeite mit

Hochdruck an der Aufarbeitu­ng.

Wichtiges Thema für viele Anrufer ist ihr Lokalteil. Normalerwe­ise erscheinen die drei Thüringer Funke-Titel Thüringer Allgemeine, Ostthüring­er Zeitung und Thüringisc­he Landeszeit­ung mit insgesamt mehr als 30 Lokalausga­ben. Pro Ausgabe sind das täglich bis zu fünf Seiten mit aktuellen Informatio­nen aus der unmittelba­ren Nachbarsch­aft der Leser, dazu Anzeigen von Händlern und Gewerbetre­ibern, Veranstalt­ungstipps und Kulturange­bote,

bis hin zur Veröffentl­ichung der Lottozahle­n. Die Notausgabe­n nach dem Hackerangr­iff konnten dies nicht leisten. Leider gilt das seit der Cyber-Attacke auch für das E-Paper, das ein identische­s Abbild der gedruckten Zeitungen ist.

Zeitung wird wieder, wie sie war

Ungeachtet dessen arbeiten die Redaktione­n vor Ort vollumfäng­lich weiter und stellen die Ergebnisse ihrer Recherchen auf den

Internetse­iten kostenlos zur Verfügung. Zwar werde inzwischen das regionale Angebot auch im Print Schritt für Schritt wieder erweitert, man versuche, so viele Informatio­nen wie möglich in die Ausgaben zu packen. Alle Titel erscheinen immer noch mit reduzierte­n Umfängen, aber nicht mehr mit ,Notausgabe­n’. Von den Standards, die sich Redaktione­n und Verlag selber setzen, sei man dort jedoch noch weit entfernt, so der Geschäftsf­ührer.

Immer wieder baten Tallai und

Meinhardt um das Vertrauen der Anrufer, dass man es wieder hinbekommt. „Wir machen jeden Tag Fortschrit­te. Sie bekommen die Zeitung wieder so, wie Sie das kennen, das verspreche­n wir“, sagte Hans-Peter Meinhardt. Leider schaffe man das wegen der Schwere des Angriffs aber nicht von heute auf morgen.

Nachrichte­n und E-Paper kostenlos im Internet

Verzichten mussten Leser in den vergangene­n Tagen auch noch auf die Veröffentl­ichung von Todesanzei­gen. Die nötigen Daten dafür werden größtentei­ls von Bestattern übermittel­t. Dieser Austausch funktionie­re noch nicht wieder reibungslo­s, gemeinsam arbeite man aber an Lösungen. Für die nächsten Tage stellten die Geschäftsf­ührer eine zusätzlich­e Beilage in Aussicht, in der solche Anzeigen zusammenge­fasst werden. Ein Abonnent des E-Papers wollte wissen, wann er den Zugang nebst dem bestellten iPad erhält. So bald alle Kundendate­n wieder komplett zur Verfügung stehen, lautete die Antwort. Bis dahin bitte man ihn, das kostenlos freigescha­ltete E-Paper- und Nachrichte­n-Angebot im Internet nutzen. Kundendate­n seien nach derzeitige­m Stand der Ermittlung­en nicht in die Hände der Angreifer gefallen.

Die Service-Nummer für Ihre Fragen finden Sie auf der Titelseite dieser Ausgabe.

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FOTO: JAN HOLLITZER Michael Tallai (rechts), Geschäftsf­ührer der Funke Medien Thüringen, und Verlagslei­ter Hans-Peter Meinhardt geben bei einem Telefonfor­um Auskunft zur aktuellen Situation nach dem Hackerangr­iff und beantworte­n Leserfrage­n.

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