Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Grüne für Gütesystem in Kindergärten
Monitoring und mehr Personal
Thüringen braucht ein System, das die Qualität in den Kindertageseinrichtungen belastbar ermittelt. Das geht aus einem Gutachten zur frühkindlichen Bildung hervor. Fundierte Erkenntnisse gebe es nicht, stellt Autorin Susanne Viernickel fest, sie seien aber eine Voraussetzung, um tragfähige Konzepte für die Zukunft zu entwickeln. Die Erziehungswissenschaftlerin von der Universität Leipzig hatte das Gutachten im Auftrag der Grünen-Landtagsfraktion erstellt. Denn eine langfristige Strategie zur frühkindlichen Bildung liege bislang nicht vor, konstatiert Fraktionschefin Astrid RotheBeinlich. Angesichts der zu erwartenden pandemiebedingten knappen öffentlichen Kassen müsse die Priorität jetzt eindeutig auf der Qualitätsverbesserung liegen, so die Grünen-Politikerin.
Der Befund: Mit Faktoren wie Bildungsplan, partieller Beitragsfreiheit oder hohem Qualifikationsgrad des Personals ist Thüringen gut aufgestellt. Aber es gebe auch viele Schwachpunkte und Risiken. So gehöre der Blick auf die Gesundheit der Fachkräfte in den den Kitas zu den blinden Flecken im System. Kritisiert wird im Gutachten das komplizierte und zeitraubende System der Berechnung des Personalschlüssels.
Zu den zentralen Vorschlägen gehört die schrittweise Verbesserung des Personalschlüssels, so schlägt das Gutachten bei Kindern ab drei Jahren ein Betreuungsverhältnis von eins zu neun vor. Dafür müsste das Land jährlich 150 Millionen Euro aufbringen. Um mehr Fachkräfte in den Beruf zu bekommen, müsse das Modellprojekt der Praxisintegrierten Ausbildung verstetigt und in die Fläche ausgeweitet werden.
Derzeit kümmerten sich im Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (Thillm) drei Mitarbeiterinnen um die frühkindliche Bildung. Das entspreche nicht einmal ansatzweise dem Bedarf, begründet Astrid Rothe Beinlich den Vorschlag, ein Zentrum für frühkindliche Bildung einzurichten. Thüringen brauche einen solchen Kristallisationspunkt, wo auch Wissenstransfer, fachliche Vernetzung und ein Qualitätsmonitoring angesiedelt sein könnten.