Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
„Klappe halten“auf Mallorca
Wegen der hohen Corona-Zahlen sollen Fahrgäste im Bus schweigen. Stehen verboten
In Mallorcas Bussen und Bahnen, in denen sich die einheimischen Fahrgäste gerne viel und lautstark unterhalten, ist es erstaunlich still geworden. Denn die Inselregierung hat den Fahrgästen im öffentlichen Nahverkehr Schweigen empfohlen. Auf diese Weise soll die Ansteckungsgefahr durch virusbehaftete Aerosole, also in der Luft schwebende Mini-Tröpfchen, verringert werden. „Klappe halten“, titelte die Lokalpresse.
Hintergrund der Maßnahme ist die hohe Zahl der Corona-Infektionen auf der Urlaubsinsel, die in dieDen sen Wochen zu einem der schlimmsten Epidemie-Hotspots Spaniens geworden ist. Die SiebenTage-Inzidenz von neuen Ansteckungen pro 100.000 Einwohner kletterte auf deutlich über 300.
Die Insel gilt damit als „rote Zone“, in der ein extrem großes Infektionsrisiko besteht. „Wir haben noch schwierige Wochen vor uns“, sagte die balearische Gesundheitsministerin Patricia Gómez.
Zudem wurde im Nahverkehr die Passagierzahl beschränkt. So dürfen zum Beispiel in Bussen künftig nur noch Sitzplätze besetzt werden, Stehen ist strengstens untersagt. Besonders zu Stoßzeiten drängten sich in der Vergangenheit so viele Menschen zusammen, dass der geforderte Sicherheitsabstand nicht mehr gewährleistet war. Schon länger gilt im Nahverkehr, beim Einkaufen und auf der Straße eine totale Maskenpflicht.
Mund halten, nur noch Sitzplätze, das sind nicht die einzigen neuen Corona-Regeln. Die härteste Maßnahme trifft wohl die Gastronomie: Cafés, Kneipen und Restaurants, die bisher noch ihre Außenterrassen bewirtschaften durften, müssen nun ganz schließen. Begründung: Auch hier bestehe ein erhöhtes Corona-Risiko, weil beim Essen und Trinken die Maske fällt.
Durch das Schankverbot ist es auf Mallorca zurzeit extrem still. Deswegen beklagten Anfang dieser Woche 4000 Mitarbeiter der Branche auf einer großen Protestdemo in Palma, dass nun endgültig der „Tod der Gastronomie“drohe.